Christi Himmelfahrt (21.05.20)

Christi Himmelfahrt


ev. Predigttext kath. 1. Lesung kath. 2. Lesung kath. Evangelium
Joh 17,20-26 Apg 1, 1-11 Eph 1, 17-23 Mt 28, 16-20

Beim Querlesen der ausgewählten Abschnitte aus dem Neuen Testament zu Christi Himmelfahrt ist mir eines aufgefallen: auch wenn Jesus Christus als verherrlichter, lebendiger oder aufgefahrener Herr im Mittelpunkt steht, so kommt doch hier Gott in seiner Dreifaltigkeit immer wieder zur Sprache – besonders prominent im matthäischen Taufbefehl (Mt 28,18). Dies regt mich an zu der Frage, inwiefern nachhaltiges Predigen rechtes Predigen der Dreifaltigkeit Gottes ist und wo Ansätze für dieses Predigen in den Perikopen zu entdecken sind.

Wer nur den auferstandenen Herrn als Zeugen eines Lebens nach dem Tod (Eph 1,20) an Himmelfahrt in den Blick nimmt, dem könnte nämlich das Leben „auf Erden“ (Mt 28,18) rhetorisch wegrutschen. Der spricht dann von diesem Leben möglicherweise nur als Warte- und Ausharrposten, bis der Auferstandene wiederkommt (Apg 1,11), als Existenz in der „Welt, die den Vater nicht kennt“ (Joh 17,25) und daher feindlich gesonnen oder mit Eigengesetzen begabt ist, in der „alle Gewalt im Himmel“ (Mt 18, 25) eben „keine Gewalt auf Erden“ bedeutet.

So erscheint es mir bei der Johannesperikope wichtig, in der Intimität zwischen Vater und Sohn, die das hohepriesterliche Gebet zur Sprache bringt, die Schöpfungsmittlerschaft Christi wahrzunehmen. In dieser wird die Welt als Schöpfung und damit wir und die Welt um uns als Geschöpfe in die Herrlichkeit des Sohnes (Joh 17,22.24) und die Liebe zwischen Vater und Sohn (Joh 17,23.26) hineingenommen. Das möge bedenken, wer von „der Bewahrung der Schöpfung“ an diesem Tag predigen möchte.

Bei den anderen drei Perikopen, die ausdrücklich vom Heiligen Geist sprechen, möchte ich anregen, sich die eigene Theologie des Heiligen Geistes zu vergegenwärtigen. Zu leicht kann man hier nämlich auf den Auslegungspfad eines dynamistischen Geistverständnisses geraten, das den Heiligen Geist lediglich als Kraft begreift, die mir am Ende verhilft, zu verwirklichen, was ich mir vorgenommen oder schon immer gewollt habe. Das gilt gerade für den Abschnitt der Apostelgeschichte, wo es ja heißt: „aber ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen“ (Apg 1,8).

Dieses dynamistische Geistverständnis jedoch ist gerade nicht nachhaltig. Da es den Heiligen Geist aus der Trinität herausbricht und zu einem menschlichen Vermögen macht, führt es zur religiösen Überhöhung des eigenen Wollens und Vollbringens – und damit in der Regel zur Ignoranz und zum Schaden der eigenen leibhaften Geschöpflichkeit wie der eigenen Mitwelt, was schließlich heißt: zur Ignoranz des Schöpfers. Eine nachhaltige Theologie des Heiligen Geistes weiß da, so meine ich, anders zu unterscheiden und sieht sich mitten im Gemenge der seufzenden Kreatur in der Hoffnung, Gottes Geist als Fürsprecher an der Seite zu haben, wenn die eigene Stimme und die der anderen Geschöpfe zu verstummen drohen (Römer 8,18-27).

Peter Lysy, München