Drittletzter Sonntag im Kirchenjahr / 32. Sonntag im Jahreskreis (8.11.15)

Vorschläge der Perikopenrevision (EKD/VELKD/UEK): Röm 8,18-25; Mi 4,1-5(7b); Lk 6,27-38;
1Thess 5,1-6(7-
11);
Ps 85;
Lk 17,20-
24(25-30) [www.stichwortp.de]

 

drittletzter Sonntag im Kirchenjahr / 32. Sonntag im Jahreskreis

ev. Predigttext kath. 1. Lesung kath. 2. Lesung kath. Evangelium
Lk 17, 20-24 (25-30) 1 Kön 17, 10-16 Hebr 9, 24-28 Mk 12, 38-44

Der Verfasser erklärt die Erzählung vom ‚Opfer der armen Witwe’ auf dem sozialgeschichtlichen Hintergrund Palästinas zur Zeit Jesu. Er zeigt den eklatanten Widerspruch zwischen den sozioökonomischen Verhältnissen und den Grundforderungen des jüdischen Glaubens auf. Danach erarbeitet er die Bedeutung der Perikope aus ihrem Textzusammenhang, im Kontext der Reich-Gottes-Verkündigung Jesu.. Nach einer Reflexion des Verhaltens der Witwe als revolutionäres Vorbild für das Sozialethos des frühen Christentums erfolgen Hinweise für den Transfer in die Gegenwart aus der Perspektive von unten und im Hinblick auf ein nachhaltig gutes Lebens für alle. Dabei stützt sich der Autor auf eine neue, praktische Art Theologie zu treiben.

Zwei Witwen und zwei Propheten

Auf den ersten Blick erscheint die heutige Erzählung aus dem Evangelium harm- und bedeutungslos. Da wird erzählt, dass Jesus einmal dem Opferkasten gegenübersaß und zusah, wie die Leute Geld einwarfen. Viele Reiche kamen und gaben viel. Da kam auch eine arme Witwe und warf zwei kleine Münzen hinein. Das ist so normal, dass es eigentlich nicht erwähnt zu werden bräuchte, zumal nicht an so prominenter Stelle als Abschluss des öffentlichen Auftretens Jesu vor seiner Passion. Da hätten wir eher eine Zusammenfassung seiner Lehre oder eine Bilanz seines Lebens erwartet. – Oder beinhaltet die Geschichte von der armen Witwe vielleicht doch genau dies?

1. Der Kontext des damaligen Lebens (Ökonomisches [1])

Wollen wir dem Text des Evangeliums treu bleiben, müssen wir die aus dem Zusammenhang „herausgeschnittenen“ Perikopen unserer sonntäglichen biblischen Leseordnung in ihrem ursprünglichen Kontext lesen, dem Kontext in der Bibel und dem Kontext des damaligen Lebens. Dies ist eine wichtige Bedingung für einen authentischen, nicht willkürlichen, aber kreativen Transfer des in der Bibel enthaltenen Wort Gottes in die Kontexte des heutigen Lebens, wo es wirksam werden soll – heute vielleicht mehr denn je.

Deswegen eine knappe Skizze der wirtschaftlichen Situation Palästinas zur Zeit Jesu – betrachtet aus der Perspektive von unten, mit den Augen der Armen und Bedrückten, was wohl auch der Sichtweise Jesu entspricht.

1.1 Sozialstruktur Palästinas

Die soziale Schichtung der jüdischen Gesellschaft im Land Israel ergibt ein Pyramide mit sehr schmaler Spitze und sehr breiter Basis, nach heutigen Maßstäben handelt es sich nur um eine Ober- und Unterschicht, Reiche und Arme. E. W. und W. Stegemann[2] unterteilen in vier Schichten, wobei die dritte gerade über, die vierte unter dem Existenzminimum angesiedelt ist.

1. Gruppe: Elite (Oberschichtgruppen): Provinziale Aristokratie – Herodianisches Herrscherhaus – Priester- und Laienaristokratie – einzelne Mitglieder des Synhedrium.

2. Gruppe: Gefolgsleute: einzelne Mitglieder des Synhedrius – Administrative und militärische Funktionsträger – Priester und Schriftgelehrte, lokale Richter – Abgabenpächter (Zöllner) – Groß-/Fernhändler.

3. Gruppe: Nicht-Elite (Unterschichtgruppen): Wohlsituierte Handwerker – Händler – Bauern – Pächter – Dienstleistungsgewerbe

4. Gruppe, unter dem Existenzminimum: Klein-Bauern – Pächter – Händler – kleine Gewerbetreibende –Taglöhner – Fischer – Hirten – Witwen – Waisen – Prostituierte – Bettler – Banditen. In der Bibel steht der Ausdruck „Witwen und Waisen“ oft stellvertretend für die gesamte 4. Gruppe.

Zentrales Kennzeichen und Motor für diese Strukturierung sind nach dem Urteil von E.W. und W. Stegemann „der Antagonismus zwischen einer kleinen Minderheit der den Surplus abschöpfenden Mitglieder der herrschenden Elite und deren Gefolgsleuten in Verwaltung und Militär einerseits und der großen Mehrheit der diesen Reichtum erwirtschaftenden Angehörigen der beherrschten Massen andererseits“.[3] Es fand eine dauernde Umverteilung von unten nach oben statt, die im Steuer- und Abgabensystem legalisiert und institutionalisiert wurde.

„Gesetz und Propheten“ erlauben in keiner Weise deren Legitimation. (1. 4)

1.2 Steuern und Abgaben

Das Land stand mit allen Konsequenzen unter Römischer Besatzung. Die „pax romana“ stellte keine Friedenszeit dar, die Kriegswaffen waren um ein Arsenal aus der Ökonomie (Zölle, Kopf- und Grundsteuer us.) erweitert worden. Das brachte zwar positive Auswirkungen in Handel und Wirtschaft, deren Früchte genoss jedoch nur eine dünne Oberschicht und deren Sympathisanten. Für die Masse der kleinen Leute (Gruppe 3 und 4), verschlechterte sich die sozioökonomische Lage bedrohlich. Es bestand die ständige Gefahr, unter das Existenzminimum abzurutschen. Gerd Theißen, der auch den politischen Folgen dieser Dynamik und ihren Auswirkungen auf die Jesusbewegung nachgeht, stellt nüchtern fest: „Man darf nicht vergessen: Was unter den Eliten verteilt wird, muss vorher aus dem Volk herausgepresst werden“[4] und bemerkt, dass der Zusammenhang von Entwurzelung der einfachen Bevölkerung und dem Steuerdruck nur selten beachtet wird.

Die Forderungen gingen vom Staat und der Religion aus, wobei zu beachten ist, dass die Eintreiber sich (legal) zusätzlich bereicherten. Die Geschichte vom Oberzöllner Zachäus bestätigt dies[5] und zeigt ebenso wie die Geschichte vom klugen Verwalter[6], wie sehr die Evangelien auch auf die politisch-ökonomische Lage Bezug nehmen.

Eine Übersicht über das Steuer- und Abgabensystem zeigt den Umfang der damaligen Bedrückungen:

Staatliche Steuern

Religiöse Abgaben

Direkte Steuern:
Grundsteuer (tributum soli)
Kopfsteuer (tributum capitis)

Direkte Abgaben:
Tempelsteuer (Shekalim)
Der erste Zehnt (für die Leviten)
Holzabgabe

Indirekte Steuern:
Salzsteuer
Verkaufssteuer
Gewerbesteuern

Primitialabgaben (bikurim)
Abgaben von der Viehzucht
Auslösung der männlichen Erstgeburt

Zoll und Fron
Zölle
Fron (angaria)
Militärabgaben (annona)

Anteile an Opfern:
Teighebe (chala)
Priesterhebe (teruma)

[7]

Viele auskömmliche kleine Leute waren bei Krankheit, Unfall, Missernte usw. von sozioökonomischem Abstieg oder gar Absturz ins Bodenlose bedroht.Als ein Beispiel dafür findenwir im Lukasevangelium das Gleichnis vom klugen Verwalter[8]: Eine Beschuldigung (vielleicht von einem Neider vorgebracht) genügt, um den Verwalter ohne Untersuchung fristlos zu entlassen. Er ist vom Absturz bedroht „was soll ich jetzt tun? „Graben kann ich nicht und zu betteln schäme ich mich“, weiß sich aber dadurch zu helfen, dass er das Gesetz der Tora anwendet und sich damit unter den armen Leuten Freunde schafft.[9] Beachtenswert ist hierbei, dass er durch die Beachtung der traditionellen jüdischen Gesetze sein Problem löst, das durch deren Missachtung entstanden war. Zurecht wird er klug genannt, aber nicht im Sinn von clever, sondern von weise.

Als drastisches Beispiel für den Absturz aus der dritten in die vierte Gruppe berichtet Lukian in den Hetärengesprächen:

„Nach dem Tod eines Kupferschmieds erlebt die Familie einen rasanten sozialen Abstieg. Die Witwe muss das Arbeitsgerät verkaufen, versucht mit Spinnen, Weben und Nähen den Unterhalt der Familie zu gewährleisten, doch bleibt ihr schließlich nichts anderes übrig, als dass die Tochter als Hetäre zum Lebensunterhalt beiträgt.“[10]

Hier wird verständlich, warum in der Bibel der Ausdruck „Witwen und Waisen“ stellvertretend für die gesamte Gruppe der ptôchói, der Bettelarmen steht.

1.3 Absolute Armut im damaligen Palästina

Die griechische Sprache unterscheidet mit zwei verschiedenen Wörtern zwischen relativ und absolut Armen (pénêtes und ptôchói). „Der Lebensinhalt des „ptôchós“ ist es, nichts zu haben. Der des „pénês“ aber, sparsam zu sein und sich der Arbeit zu widmen, ihm bleibt nichts übrig, doch er leidet auch keinen Mangel.“[11]     

Nach einer theoretischen Berechnung des Bruttosozialprodukts „standen pro Kopf der Bevölkerung nur 40 Denare jährlich zum Leben zur Verfügung. Auch diese Zahl macht deutlich, dass wir ernsthaft damit rechnen müssen, dass ein enorm großer Teil der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze existierte. Denn in Israel galt bis zum Ende des 2. Jh. ein jährliches Einkommen von 200 Denaren als Existenzminimum einer Familie (mit 5-6 Mitgliedern).“[12]

Ein Text des heiligen Chrysostomus aus dem 4. Jahrhundert beschreibt nicht nur die Armut, sondern auch ihren Zusammenhang mit dem Reichtum. Das war im 1. Jahrhundert nicht anders.[13]

Chrysostomus  Ein Text des heiligen Chrysostomus aus dem 4. Jahrhundert beschreibt, was wohl auch im 1. Jahrhundert nicht anders war: „Den Leuten [Pächtern], die ihr Leben lang hungern und sich quälen müssen, legen sie [die reichen Grundbesitzer] fortwährend unerschwingliche Abgaben auf, bürden auf ihre Schultern mühsame Dienstleistungen und gebrauchen sie wie Esel und Maultiere, ja wie Steine, gestatten ihnen auch nicht die mindeste Erholung und gleichviel, ob die Erde Erträgnis abwirft oder nicht, man saugt sie aus und kennt keine Nachsicht ihnen gegenüber. Gibt es etwas Erbarmenswerteres als diese Leute, wenn sie sich den ganzen Winter über abgeplagt haben, von Kälte, Regenwetter und Nachtwachen aufgerieben sind und nun mit leeren Händen dastehen, ja obendrein noch in Schulden stecken, wenn sie dann, mehr als vor Hunger und Misserfolg, vor den Quälereien der Verwalter zittern und beben, vor den Vorladungen, dem Einsperren, der Rechenschaft, dem Eintreiben der Pacht, vor den unerbittlichen Forderungen? Wer ist imstande, alle die Geschäfte herzuzählen, die man mit ihnen macht, all den Vorteil, den man aus ihnen zieht? Von ihren Arbeiten, von ihrem Schweiße füllt man Speicher und Keller, ohne sie auch nur ein Weniges mit heim nehmen zu lassen; man heimst vielmehr die ganze Ernte in die eigenen Truhen und wirft jenen ein Spottgeld als Lohn dafür hin.“[14]

Ein bekanntes biblisches Beispiel für das Leben der „ptôchói“, der Bettelarmen ist der Arme namens Lazarus, dessen Leib voller Geschwüre war, der vor der Tür eines reichen, in Purpur und Leinen gekleideten Mannes lag und seinen Hunger nicht einmal mit dem stillen durfte, was vom Tisch des Reichen herunterfiel. Selbst die Hunde hatten mehr Mitleid und leckten die Geschwüre. Der Reiche vergeudet sein Kapital mit Festen und Luxusgütern, während der Arme namens Lazarus vor seinen Augen im Dreck stirbt. [15]

„Konnten die relativ Armen immerhin noch die Grundbedürfnisse des Lebens befriedigen, so gehörten zu den absolut Armen in jedem Falle jene Menschen, die nicht einmal genug zum Leben hatten. (…) Sie haben Hunger und Durst, nur Fetzenam Leibe, sind ohne Unterkunft und Hoffnung. Für das Nötigste zum Leben sind sie auf die Hilfe anderer angewiesen: etwa durch Betteln. Zu ihnen gehören neben Bettlern häufig Witwen und Waisen, aber auch chronisch Kranke und Behinderte wie Blinde, Lahme, Aussätzige.“[16] „Und gerade auch die Wohnsituation in den Städten war Ausdruck der elenden Lebenslage. 16 Menschen lebten manchmal in einem einzigen kleinen Zimmer.“[17]

Kleidung war ein wertvolles Vermögen, zumal im Winter. Es scheint, dass der Besitz von zwei Untergewändern noch die besser Situierten unter den kleinen Leuten von den Ärmeren unterschied. „Wer zwei Untergewänder hat, der gebe eines davon dem, der keines hat, und wer zu essen hat, der handle ebenso“ (Lk 3,11). „Das Obergewand war eine so wertvolle Habe der Armen, dass es als Pfand dienen konnte. Es musste am gleichen Tag, d.h. für die Nacht wieder zurückgegeben werden.[18] Der Begriff ‚nackt’ bezeichnet in diesem Zusammenhang Menschen, die keinen Mantel, sondern nur ein Untergewand trugen, bzw. nur Fetzen am Leibe hatten.

„Ein weiteres Kennzeichen der absolut Armen ist ihr Hunger (und Durst). (…) Fleisch war im Prinzip unerschwinglich und wurde allenfalls an hohen Festtagen gegessen. (Graues) Brot und Olivenöl waren das Hauptnahrungsmittel der Armen, wenn möglich Gemüse (vor allem) Zwiebeln) oder Eier.“ [19]

Im Abschnitt „Vom Weltgericht“ tauchen alle die Bettelarmen kennzeichnenden Begriffe auf: „Ich war hungrig und durstig …, fremd und obdachlos …, nackt und krank …, im Gefängnis …“[20], was deutlich macht, mit wem sich Jesus identifizierte. Ein Großteil der Bevölkerung litt zweifellos an chronischer Unterernährung. “Manch armer Familie blieb in Notzeiten nichts anderes übrig, als sich von Gras und Wurzeln zu ernähren.“[21]

Aus einer langen von Carlos Mesters[22] erstellten Liste führe ich einige Gruppen an, um aufzuzeigen, in welche Lebenswirklichkeit sich Jesus vornehmlich hineinbegeben hat:

• Prostituierte: sie werden den Pharisäern vorgezogen (Mt 21,31-32; Lk 7,37-50).

• Zöllner: sie erhalten den Vorzug vor den Schriftgelehrten (Lk 18,9-14; 19,1-10).

• Aussätzige: sie werden angenommen und geheilt (Mt. 8,2-3; 11,5; Lk. 17,12), und die Priester werden verpflichtet, ihnen ein Zeugnis über ihre Heilung auszustellen (Lk 17,14; Mk.1,44; Mt 8,2-4).

• Kranke: sie werden am Sabbat geheilt (Mk 3,1-5; Lk 14,1-6; 13,10-13).

• Einfaches Volk: es versteht das Geheimnis des Reiches besser als die Weisen und Klugen (Mt 11,25-26).

• Hungernde: sie werden aufgenommen wie eine Herde ohne Hirte (Mk 6,34; Mt. 9,36; 15,32), er gibt ihnen zu essen (Joh 6,5-11) und entzündet in ihnen die Solidarität des Teilens (Joh 6,9).

• Blinde: er gibt ihnen das Augenlicht zurück (Mk 8,22-26; 10,46-52; Joh 9,6-7) und die Pharisäer werden als Blinde bezeichnet (Mt. 23,16).

• Besessene: die Austreibung der Dämonen ist Zeichen dafür, dass das Reich Gottes gekommen ist (Lk 11,14-20).

• Die Ehebrecherin: sie wird angenommen und verteidigt gegen das Gesetz und gegen die Tradition (Joh 8,2-11).

• Die alte Frau: sie wird in der Synagoge gegen den Synagogenvorsteher verteidigt (Lk 13,10-17).

• Die Ausländer: sie werden empfangen und berücksichtigt (Lk 7,2-10) und der Kanaanäerin gelingt es, die Pläne Jesu zu ändern (Mt. 15,22).

• Arme: das Reich Gottes gehört ihnen (Mt 5,3; Lk 6,20) und nicht den Reichen (Lk 6,24).

• Die Bettler: im Gleichnis erhalten sie das ewige Leben und der reiche Prasser geht in die Hölle (Lk 16,19-31).

Der Ausdruck „Witwen und Waisen“ steht in der Bibel häufig stellvertretend für all diese Menschen. Wenigstens eine Ahnung ihrer Lebensverhältnisse ist nötig, um den Text der Bibel zu verstehen und einen kreativen Transfer in die heutige Lebenswelt wagen zu können.

1.4 Die Sozialgesetzgebung des AT [23]

Die beschriebenen Zustände standen im krassen Widerspruch zum jüdischen Selbstverständnis als auserwähltes Volk Gottes, mit dem JHWH einen Bund geschlossen hatte, das sich sogar als „Sohn Gottes“ verstand. Autonomie und Egalität[24] sollten bei ihm gelten, nie mehr „ägyptische Verhältnisse“ herrschen. Was JHWH zu Mose am Dornbusch gesagt hat, sollte für alle Zeiten gelten: „Ich habe das Elend meines Volkes in Ägypten gesehen und ihre laute Klage über ihre Antreiber habe ich gehört. Ich kenne ihr Leid. Ich bin herabgestiegen, um sie der Hand der Ägypter zu entreißen und aus jenem Land hinaufzuführen in ein schönes, weites Land, in ein Land, in dem Milch und Honig fließen. … Und jetzt geh! Ich sende dich zum Pharao. Führe mein Volk, die Israeliten aus Ägypten heraus!“[25] . Aus der Kraft dieses aus Erfahrung gewachsenen Glaubens hat das jüdische Volk eine hoch differenzierte Sozialgesetzgebung entwickelt, die zwar nie völlig umgesetzt, aber immer wieder und besonders deutlich von den Propheten reklamiert wurde. Alle Verstöße gegen diese Gesetze hatten das einfache Volk in seinem vertrauenden Glauben an JHWH und seine Gebote nicht erschüttert. Die Psalmen der Klage, der Hoffnung, des Vertrauens und des Lobes beweisen dies. Psalm 146 als Beispiel des Vertrauens und der konkreten Hoffnung:

5 Wohl dem, dessen Halt der Gott Jakobs ist,
und der seine Hoffnung auf den Herrn, seinen Gott, setzt.

6 Der Herr hat Himmel und Erde gemacht,
das Meer und alle Geschöpfe; er hält ewig die Treue.

7 Recht verschafft er den Unterdrückten,
den Hungernden gibt er Brot; der Herr befreit die Gefangenen.

8 Der Herr öffnet den Blinden die Augen,
er richtet die Gebeugten auf.

9 Der Herr beschüttz die Fremden
und verhilft den Waisen und Witwen zu ihrem Recht.

Zum tieferen Verständnis der Botschaft Jesu ist die Kenntnis des Bundesbuches[26], und des Heiligkeitsgesetzes[27] unerlässlich. Hier kann nur ihre Lektüre dringend empfohlen werden – und die der Psalmen. Vor dem Hintergrund der konkreten Beispiele dieser Gesetze und Gebete wird die Bedeutung der Erzählung von der armen Witwe lebendig, und ihrer hervorgehobene Position am Ende der öffentlichen Tätigkeit Jesu ersichtlich. Sie steht stellvertretend für alle Randfiguren

2. Exegetisches

2.1 Der Kontext im Markusevangelium

Der Erzählung von der armen Witwe geht bei Markus eine Reihe von Szenen voraus, die für ihr Verständnis aufschlussreich sind. Das beginnt mit dem Einzug Jesu in Jerusalem[28] auf einem Esel, womit er den Kontrast der von ihm verkündeten und gelebten Königsherrschaft Gottes zu dem ausbeuterischen System der römischen Besatzungsmacht, deren Anführer hoch zu Ross daherkamen, andeutete.

Sehr deutlich war dann die demonstrative Aktion der sogenannten Tempelreinigung[29]. Sie entlarvte die religiöse und intellektuelle jüdische Elite als Kollaborateure und Scheinheilige, die öffentlich in langen Gewändern einhergehen, in verschwiegener Zweisamkeit aber schändliche Politik betreiben. Durch ihre profitable Zusammenarbeit mit den Römern war der Tempel – das Zeichen der Gegenwart Gottes und Haus des Gebetes – mit seinen Steuern, Abgaben und Geldgeschäften zum ökonomischen und politischen Zentrum geworden, das Jesus als ‚Räuberhöhle’ qualifiziert, als Zentrum der Ausbeutung. Schlimmeres hätte man über den jüdischen Tempel nicht sagen, das System der Verflechtung von Religion und Politik war damit im Nerv getroffen. Deswegen „suchten sie nach einer Möglichkeit, ihn umzubringen“.

Im Gleichnis von den bösen Winzern[30] stellte Jesus erneut die gesamte politisch-religiöse jüdische Elite (Hohen Priester, Schriftgelehrten und Älteste) im Bild der bösen Winzer als Verräter der Sache JHWHs, sogar als Mörder seines Sohnes (eine Bezeichnung für das jüdische Volk) dar. Damit sprach er ihnen jede Führungslegitimation ab. „Daraufhin suchten sie ihn festzunehmen; fürchteten jedoch die Menge.“

Bei der Frage nach der kaiserlichen Steuer[31] forderte Jesus dazu auf, dem Kaiser seine Denare zurückzugeben[32] und Gott, was Gottes ist. Im griechischen Text und der lateinischen Übersetzung steht eindeutig „zurückgeben“. Das ist etwas von „geben“ (so die Einheitsübersetzung) sehr Verschiedenes! Während der alte Text eine in hohem Maß prophetisch kritische Stellungnahme Jesu darstellt, liest sich die Einheitsübersetzung eher als harmonische Anpassung von Thron und Altar; frei übersetzt: „zahlt dem Staat eure Steuern und gebt der Kirche eure Spende“. Das ist etwas ganz anderes als die Aufforderung an die Großgrundbesitzer, das Land, das sie von verschuldeten Kleinbauern ergaunert hatten, zurückzugeben. Denn nach jüdischer Überzeugung gehörte alles Land Gott und der ist ein Freund der Armen.

Schließlich folgt die Frage nach dem wichtigsten Gebot[33] mit der feierlichen Antwort des Doppelgebotes der Gottes- und Nächstenliebe, die nicht voneinander getrennt werden können. Gottesliebe ohne Nächstenliebe ist Heuchelei vor Gott und den Menschen, schließlich auch Selbstbetrug: „ Da sie die Menschen nicht lieben, glauben sie, sie liebten Gott.“ [34] Irenäus von Lyon fasst das unnachahmlich prägnant in die Worte „gloria dei homo vivens“[35], (frei übersetzt: Gott wird dadurch gerühmt und geehrt, dass wir uns effektiv um ein gutes Leben der Menschen kümmern.).Mit seiner Formulierung „extra mundum nulla salus“ reklamiert der berühmte holländische Konzilstheologe Eduard Schillebeeckx[36] eine „weltbezogene“ Religion. Jon Sobrino[37]präzisiert schließlich „extra pauperes nulla salus, und stellt, damit der opcion por los pobres folgend, die Armen in den Vordergrund

Unmittelbar vor der Erzählung von der großzügigen armen Witwe berichtet Markus ein letztes Mal, wie Jesus das perverse Verhalten der Schriftgelehrten geißelte[38]. Nach dem Maßstab der jüdischen Heiligen Schrift ist es wirklich pervers, wenn ausgerechnet Kenner dieser Bücher überall die Ehrenplätze einnehmen wollen und gleichzeitig in höchstem Maß diese Heilige Schrift pervertieren, in ihr Gegenteil verwandeln, indem sie „die Witwen um ihre Häuser bringen“. Da verwundert es nicht, dass eine große Menschenmenge sich um Jesus versammelte und „ihm in Freude zuhörte“. Er sagte, was sie nur zu denken wagten.

Dieser Kontext zeigt, dass Jesus für die Umsetzung seiner Reich-Gottes-Verkündigung nicht auf die jüdische Elite baute, sondern seine Hoffnung auf die kleinen Leute setzte. Jetzt wird verständlich, dass Markus die Erzählung von der armen Witwe, die alles gibt, was sie hat, ihren gesamten Lebensunterhalt, an so prominente Stelle platzierte, als Abschluss der öffentlichen Tätigkeit Jesu vor seiner Passion. Sie ist eine für jeden verständliche Symbolgeschichte, die in einer einzigen Szene verdichtet, wie „Reich Gottes“, „Königsherrschaft Gottes“ verwirklicht wird.

Dass viele Reiche kamen und viel gaben, wird nicht kritisiert. Dass sie viel gaben war sicher gut so. Aber sie gaben aus ihrem Überfluss. Die Frage, wie dieser Überfluss zustande gekommen war, bleibt offen. Wenn man die jüdischen Sozialgesetze gegen den Strich bürstet, d.h. davon ausgeht, dass ihre Forderungen eine gesetzgeberische Reaktion auf missliche Praktiken und Zustände waren, dann wird ersichtlich, welch tausendfältige Möglichkeiten es damals gab, Notlagen auszunutzen und den „Mammon der Ungerechtigkeit“[39] auf Kosten der kleinen Leute bei sich anzuhäufen und Arme zu Bettelarmen zu machen, sie in den sozialen Abgrund gestürzt. Der Überfluss muss hinterfragt werden. Ebenso die freiwilligen Gaben, ob sie letztlich nur der Beruhigung des Volkes dienen (dare panes et circenses), tragen sie zur Verstetigung und Stabilisierung des Systems dienen.

Die arme Witwe gab alles, „hólon tòn bion“, ihren ganzen Lebensunterhalt. Nicht dass sie ihre Not dadurch noch vergrößerte, ist vorbildlich, sondern dass sie trotz ihrer Armut gab, sogar das Letzte, das sie hatte. Worum es hier geht, lässt sich mit der Geschichte von der Speisung der Fünftausend verdeutlichen.[40] Viele Menschen waren Jesus in eine einsame Gegend nachgelaufen. Offensichtlich waren es Arme, und sie hatten ihre Kranken mitgenommen. Als der Abend und mit ihm die Essenszeit kam, sich der Hunger einstellte, wollten die Jünger die Leute wegschicken. Sie hätten dann ihre mitgebrachten fünf Brote und zwei Fische miteinander essen können. Obwohl sie nur wenig hatten, forderte sie Jesus aber auf: „Gebt ihr ihnen zu essen!“ Nach dem Lobpreis und Segen über das Vorhandene begann dann die große Teilungsaktion. Und siehe, alle wurden satt, es blieb sogar noch reichlich übrig.

Die Witwe handelte genauso; sie gab das Wenige, das sie hatte, obwohl sie wusste, dass sie an diesem Abend wird hungrig zu Bett gehen müssen – wie so viele ihresgleichen. Dieses der jüdischen Elite diametral entgegen gesetzte Verhalten und die dahinter stehende Haltung[41] ist es, was Jesus dazu brachte, diese bettelarme Witwe in die Mitte der Aufmerksamkeit zu stellen. Offenkundig erwartete er die Verwirklichung der Gottesherrschaft, d.h. dass die Weisungen der Tora, das zentrale Gebot der Verbindung von Gottes- und Nächstenliebe, eingehalten werden, eher von den Armen als von den Reichen.

Nach dieser Perikope folgt die abschließende Bewertung dieser Haltung in der Endzeit und die Passion Jesu als Preis, den er bezahlt für seine prophetische Kritik an den sozialen Missständen und die von ihm gelehrte und gelebte Alternative. Die Richtigkeit und Wahrheit dieser Alternative wird schließlich in seiner Auferweckung und „Einsetzung zur Rechten Gottes“ bestätigt. Dort dürfen auch die arme Witwe und alle, die es ihr gleichtun ihren Platz erwarten.[42]

2.2 Ein Kontext aus dem Alten Testament

Die katholische Leseordnung bringt in der 1. Lesung die Erzählung von Elija und der Witwe von Sarepta[43]:

Ahab war 22 Jahre lang König von Israel und sehr reich geworden – sein Haus war mit Elfenbeinschnitzereien verziert. Im Gefolge seiner Hochzeit mit der phönizischen Königstochter Isebel ließ er ihrem Gott einen Tempel errichten. Man betete und opferte dem Baal und verfolgte die Propheten JHWHs. Schließlich musste auch der einzig Verbliebene, Elija, fliehen. Am Stadttor des phönizischen Sarepta traf er auf eine Witwe, die am Ende ihrer Kraft war. Sie sammelte etwas Holz, um mit dem letzten Rest ihres Vorrats für sich und ihren Sohn etwas zuzubereiten. „Das wollen wir noch essen und dann sterben.“ Selbst in dieser äußersten Not kam sie – vertrauend auf das Versprechen Elijas – der Bitte des fremden Mannes „bring mir einen Bissen mit“ nach. Sie gewährte ihm sogar Unterkunft in ihrem Haus.

Als der Sohn der Witwe auf den Tod erkrankte, setzte der Prophet seine ganze Kraft ein, ihn am Leben zu erhalten. „Das Leben kehrte in den Knaben zurück und er lebte wieder auf.“ Die drei hatten viele Tage zu essen: „Der Mehltopf wurde nicht leer und der Ölkrug versiegte nicht.“ Vertrauen und Teilen ermöglichten es diesen Dreien in höchst prekärer Situation mit Gottes Hilfe zu überleben. In einem System des Todes war das Leben zurückkehrt.

Aus dem Gesamtzusammenhang dieser Geschichte wird ersichtlich, dass sich in ihrem Hintergrund zwei Systeme unvereinbar einander gegenüberstehen: König Ahab, seine Frau Isebel und ihr Gott Baal auf der einen Seite und auf der anderen der Prophet Elija, die Witwe aus Sarepta und JHWH – ein System des Todes gegen ein System des Lebens. Das eine versteht das Land als Eigentum des Königs, weswegen zuerst das Königshaus und das Militär versorgt werden muss. Das andere versteht das Land als Geschenk Gottes, das den Vorfahren gerecht anvertraut wurde. Deswegen kommt es darauf an, allen damit ein Leben in Freiheit und Würde zu ermöglichen, „Gutes Leben. Für alle!“[44], um es mit dem Slogan einer laufenden Lebensstilkampagne zu sagen.

Die einen raffen und horten, die anderen teilen und helfen. Das Prinzip des einen ist Ausbeutung, das des anderen Nächstenliebe, die sich im Geben und Teilen beweist. Obwohl durch fast ein Jahrtausend voneinander getrennt, bestätigen und ergänzen sich die Witwe von Sarepta und die von Jerusalem. Als Randfiguren in dem einen System, rücken sie als Hauptfiguren ins Zentrum des anderen, dem der Bibel. Denn sie zeigen wie Reich Gottes mit ganz einfachen Mitteln, die jedem Menschen zur Verfügung stehen, geht. Deswegen bleiben sie auch für weitere Jahrtausende orientierende und ermutigende Beispiele.

2.3 Die arme Witwe verändert das Sozialethos

2.3.1 Bewertungskriterien für religiöses und soziales Geben in der Antike

Mit dem methodischen Ansatz, die Erzählung von dem Opfer der Witwe mit antiken Parallelen zu vergleichen, gelingt es Gerd Theißen[45], ihre Bedeutung für das Sozialethos der frühen Christenheit aufzuzeigen.

In der Antike wurden soziale Gaben wie die religiösen Opfer nach gleichen Kriterien bewertet:

a) Verhältnismäßigkeit der Opfer / der Gaben zum Besitz
Es galt die Devise: handle nach Vermögen. Nicht im Ausmaß der Gaben liegt die Großzügigkeit, sondern in der Relation zum Vermögen.

b) Intention des Opfernden / Gesinnung des Gebers;
Der Wert eines Opfers oder einer Gabe ist unabhängig von ihrer Größe. Arme können durch ihre Gesinnung die Schätze von Königen ausgleichen.

c) Das Opfer als Stellvertretung / die Gabe als Existenzvertretung;
Das Gemeinte wird hier durch eine gekürzte Anekdote Senecas wiedergegeben:

Aeschines zu Sokrates: „Nichts deiner Würdiges, das ich dir schenken könnte, finde ich … Daher schenke ich dir, was allein ich besitze – mich selbst. … und bedenke, andere haben, obwohl sie dir viel gaben, mehr für sich selbst übriggelassen.“
Sokrates: „Warum solltest du mir nicht ein großes Geschenk gemacht haben., es sei denn, du hältst dich selbst für gering.“

d) Status der Opfernden / des Gebers
Nur bei diesem Kriterium unterscheidet sich das religiöse Opfer von dem sozialen Geben: Beim religiösen Opfer gibt der Unterlegene dem Überlegenen etwas; bei der sozialen Gabe ist es umgekehrt, der Überlegene beschenkt den Unterlegenen. Hierbei ist etwas Wichtiges zu beachten, was schon Aristoteles bemerkte:

„Es fällt ihm leicht, tätige Hilfe anderen zu leisten, doch für sich selbst sie anzunehmen ist ihm peinlich: das eine bedeutet überlegen zu sein, das andere Überlegenheit zu spüren bekommen.“

Das Geben unter Menschen erhöht sowohl das Sozialprestige als auch die Macht des Gebers und ist auf der anderen Seite geeignet, den Empfangenden zu demütigen oder auch abhängig zu machen. Häufiges Ergebnis: die Reichen sind geschätzt und einflussreich, die Armen unbeachtet und abhängig.

Dadurch, dass vor Gott die des Armen, der aus seiner Not gibt, mehr wiegt als die des Reichen, der aus seinem Überfluss gibt und trotzdem reich bleibt, wird er „größer“ als der Reiche. Das frühe Christentum übertrug diese religiöse Bewertung (vor Gott) in den sozialen Bereich (vor den Menschen), was zur Erhöhung des Sozialprestiges der Armen führte, die teilen. Auf der anderen Seite wird der Empfänger nicht durch ein großes Machtgefälle gedemütigt oder gar abhängig gemacht, sondern geachtet, da sich ein Gleichrangiger mit ihm solidarisiert, sich ihm zur Seite stellt, nicht paternalistisch, sondern geschwisterlich. Die arme Witwe wurde zur Wohltäterin und Schwester.

2.3.2 Die Funktion der Perikope in den urchristlichen Gemeinden

„Das Urchristentum entwickelte eine neue Konzeption von Solidarität als Korrektiv einer vertikalen Solidarität von oben nach unten. Häufig wird das soziale Ethos des Urchristentums zwar so dargestellt, als habe es in der Verpflichtung für die Reichen bestanden, von ihrem Besitz an die Armen abzugeben. Das ist einseitig. Das Urchristentum wollte alle zur gegenseitigen Unterstützung verpflichten – nicht nur die Reichen, sondern auch die Armen. Nur so konnte man den Einfluss der Reichen zurückdrängen und verhindern, dass die Gemeinden zur Sozialklientel begüterter Patrone wurden. Natürlich verlangte man von den Reichen, dass sie mehr spenden als die Armen. Aber ihre Spenden sollten kein größeres Gewicht haben als die Spenden der kleinen Leute, und sie sollten keinen Einfluss in der Gemeinde begründen!“

Die Witwe in Jerusalem wie die in Sarepta werden durch Teilen zu Wohltäterinnen. Selbst bettelarm können sie nur dadurch teilen, dass sie auf etwas verzichten, wessen sie selbst dringend bedürften, sie fasten und schränken sich ein. Das ist kein Fasten im eigenen Interesse (um z.B. abzunehmen), sondern ein Fasten zu Gunsten anderer. Solches solidarisches Fasten war im Urchristentum verbreitet und ist mehrfach als individuelle Mahnung oder als kollektive Verpflichtung der Gemeinden bezeugt . [46].

Im Hirten des Hermas wird rituelles Fasten abgelehnt, soziales Fasten dagegen als ‚vollkommenes Fasten’ empfohlen. Die Apostolischen Konstitutionen (ca. 380 n. Chr.) ordnen sogar ein regelmäßiges Fasten der Gemeinde an: „Über die Fastenwoche hinaus befehlen wir euch, alle Mittwoche und Freitag zu fasten und das, was bei eurem Fasten übrig bleibt, den Armen zu geben.“[47]

Die arme Witwe rückt in die Rolle einer Wohltäterin. Sie wird aus einem Adressaten der Hilfe, aus einem Objekt zu deren Subjekt. Dem entspricht die Lebenswirklichkeit in den urchristlichen Gemeinden. Entscheidend war nicht, dass viele eine Unterstützung empfingen, sondern dass alle motiviert wurden, Unterstützung zu geben – auch die Armen.

Während es in der Antike ein Privileg der Oberschicht war, sich durch Wohltaten Ansehen und Einfluss zu verschaffen, wurden im frühen Christentum die Armen zu gleichberechtigten Spendern neben, ja sie überboten die Reichen sogar, wenn sie alles weggaben. Ein traditionell der Oberschicht vorbehaltener Wert wurde auf alle übertragen. „Aus der hohen Wertschätzung der Opfer der Armen vor Gott wurde eine hohe Wertschätzung der Armen als Wohltäter unter Menschen, die durch kleinste Gaben den größten Wohltätern gleichzustellen sind.“[48]

Dieser Wertwandel im Urchristentum wirkt bis in unsere Zeit. Heutige Sozialarbeit hat sich zum obersten Ziel gemacht, aus abhängigen Empfängern von Wohltaten, aus Objekten der Hilfe Subjekte der eigenen Lebensgestaltung zu machen und solidarisches Helfen zu fördern.

Mit gleicher Dringlichkeit wird dies gegen vielfältige Wirtschaftsinteressen für den gesamten Bereich der Entwicklungshilfe gefordert. Nur so ist nachhaltige Entwicklung, d.h. Versorgung aus eigener Kraft zu ermöglichen. Nur so wird Selbstbestimmung, Selbstbewusstsein und Selbstachtung entstehen. Nur so wird gleichberechtigter und damit fairer Handel möglich. Dies sind notwendige Voraussetzungen für friedliches Zusammenleben in und zwischen den Völkern, für Frieden statt Krieg und Terror[49], die wichtigsten für eine nachhaltige, also wirkliche Entwicklung.

3. Theologisches mit Hinweisen zur „Übersetzung“

„Als Glieder der christlichen Kirche fragen wir uns (…): Leidet jemand unter der Ökonomie des totalen Marktes? Hungert, dürstet, friert jemand? Wer hat keine Kleidung und kein Dach über dem Kopf? Wer kann seine Kinder nicht mehr zur Schule schicken? Was geschieht mit den Kranken, die keine Krankenkasse haben? Wie sieht das Leben der älteren Menschen aus, die nicht zur Oberschicht gehören? Wo kommen die Arbeitslosen hin? Was geschieht mit den Kindern der Straße?“[50]

Diese Fragen des evangelischen Theologen René Krüger sind nicht nur in Buenos Aires zu stellen, sondern auch bei uns – und sie bedürfen unserer Antworten dringender denn je. Denn immer mehr Menschen sterben nicht am Ende ihres Lebens, sondern vorzeitig, mitten drin oder schon ganz am Anfang.[51]

Die beim Konzil (1962 – 1965) versammelten Bischöfe eröffneten die berühmte Pastoralkonstitution „gaudium es spes“ mit dem Satz: „Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen dieser Zeit, besonders der Armen und Bedrängten aller Art, sind Freude und Hoffnung, Trauer und Angst auch der Jünger Christi, und es findet sich nichts wahrhaft Menschliches, das nicht in ihrem Herzen widerhalle.“[52] Dabei sollte die gesamte Menschheit mit der Gesamtheit ihrer Wirklichkeiten im Auge behalten werden.[53]. Diese Wirklichkeiten sind heute schrecklich. Obwohl sie uns täglich medial vor Augen geführt werden und obwohl es offenkundig ist, dass aufgrund der globalen Vernetzung wir durch unser Produktions- und Konsumsystem Mitverursacher dieser Wirklichkeit sind, hat sich eine „globale Gleichgültigkeit“[54] ausgebreitet.

Was nach dem Konzil die wenigen (40) unter der Federführung von Dom Helder Camara im „Katakombenpakt“[55] zusammengeschlossenen Bischöfe in die Tat umsetzten, ist bei vielen mehr oder weniger Deklaration geblieben. Hier die ersten beiden Verpflichtungen der 40 Bischöfe, denen sich später 500 weitere anschlossen:

„1. Wir werden uns bemühen, so zu leben, wie die Menschen um uns her üblicherweise leben, im Hinblick auf Wohnung, Essen, Verkehrsmittel und allem, was sich daraus ergibt (vgl. Mt 5,3; 6,33-34; 8,20)

2.Wir verzichten ein für allemal darauf, als Reiche zu erscheinen wie auch wirklich reich zu sein, insbesondere in unserer Amtskleidung (teure Stoffe, auffallende Farben) und in unseren Amtsinsignien, die nicht aus kostbarem Metall - weder Gold noch Silber - gemacht sein dürfen, sondern wahrhaft und wirklich dem Evangelium entsprechen müssen (Vgl. Mk 6,9; Mt 10,9; Apg 3,6).“

Unter den Vorgängern von Papst Franziskus konnte sich dieser Ansatz, durch Vorbilder von oben her die Anliegen des Konzils bzw. des Evangeliums zu verwirklichen, nicht durchsetzen. Die Hoffnung ist begründet, dass eine Orientierung am Vorbild der beiden Witwen aus Sarepta und Jerusalem, also die Achtsamkeit und die vielfältigen kleinen Initiativen der einfachen Leute von unten, eher zum Erfolg führen. Wir brauchen Katakombenpakte von unten, denen sich anzuschließen auch Pfarrer und Bischöfe eingeladen sind.[56]

Der Prophet Elija wohnte mit der armen Witwe und ihrem Sohn zusammen in deren Haus. Der Geistesmann (geistig und geistlich zu verstehen) wohnte bei der Witwe und ihrem Kind (Witwe und Waise zu verstehen als Vertreter der verarmten Unterschicht). Das könnte für uns heute eine vielversprechende Koalition sein: Die eher des Wortes und des Denkens mächtigen könnten hautnah (anstatt aus distanzierten Statistiken) die Lebenswirklichkeit der großen Mehrheit der Armen kennenlernen mit all ihren Nöten und der ständigen Gefahr des totalen Absturzes. Die nur mit den Sorgen ums tägliche Überleben beschäftigten könnten durch ihr bloßes Tun ohne viele Worte den „Propheten“ zu Lehrmeistern der praktischen Lebensbewältigung werden. Gemeinsam würden sie lernen, die Verursachung ihrer Armut zu begreifen, sie wirksam zur Sprache zu bringen, sich mit anderen zusammenzuschließen und zu organisieren, um sich gegenseitig zu stützen und um ihre Rechte zu kämpfen.

Der Mehltopf würde nicht leer und der Ölkrug nicht versiegen – ein wunderbares Bild für Nachhaltigkeit, für ‚Gutes Leben. Für alle!’. Das bedeutet nicht nur ausreichendes, gesundes biologisches Leben mit einem Dach über dem Kopf, sondern auch Gemeinschaft, Dinge miteinander tun, einander ergänzen und ertragen, auch mit den Fehlern und Unvollkommenheiten einander schätzen und anerkennen als wertvolle Menschen mit je eigener Würde – nachhaltig gutes Leben für alle.

Wenn aus dem Kreis von ehemals mächtigen vatikanischen Würdenträgern verlautet, der „Papst vom Ende der Welt“ erweise sich mit seinem ersten Apostolischen Lehrschreiben „Evangelii gaudium“ als schlechter Theologe, wird deutlich, dass sie die neue Methode Theologie zu betreiben und die Bibel im Kontext der konkreten alltäglichen Erfahrungen zu lesen, noch nicht begriffen haben. Im Gegensatz zu dem jüngst verstorbenen Konzilstheologen Edward Schillebeeckx, der den letzten Band seiner berühmten theologischen Trilogie „Menschen. Die Geschichte von Gott“ nannte. Es ist keine spekulative, sondern eine von der konkreten Situation der Menschen und der Welt ausgehende Theologie. Sie sieht den einzelnen Menschen in seiner geschichtlichen und systemischen Verflochtenheit, und damit auch das „sündige System“, das in seiner Zeit Jesus, wie im Kontext der Geschichte von der armen Witwe nachzulesen, aus der Theologie der Tora und seinem eigenen Gottesverständnis heraus aufs schärfste kritisiert hat – mit der Folge, dass die Kritisierten ihn töten ließen.

Diese Theologie ist mit Papst Franziskus in der Lage und zwingt dazu, das heutige Wirtschafts- und Konsumsystem und seine Folgen sehr eindeutig zu kennzeichnen: „Dieses System tötet. … Heute spielt sich alles nach den Kriterien der Konkurrenzfähigkeit und nach dem Gesetz des Stärkeren ab, wo der Mächtigere den Schwächeren zunichte macht. … Es geht nicht mehr einfach um das Phänomen der Ausbeutung und der Unterdrückung, sondern um etwas Neues: Mit der Ausschließung … befindet man sich nicht in der Unterschicht, am Rande oder gehört zu den Machtlosen, sondern man steht draußen. Die Ausgeschlossenen sind nicht „Ausgebeutete“, sondern Müll, „Abfall“[57], der stört und zu entsorgen ist.

„Ihr könnt nicht zwei Herren dienen, Gott und dem Mammon“.[58] Deswegen muss mit diesem Todessystem gebrochen werden. Evangelii gaudium will drei Brüche vorantreiben[59]:
a) den Bruch mit dem Wachstumsdogma, da die kapitalistische Marktwirtschaft ohne Wachstum nicht möglich ist, ebenso wenig wie grenzenloses Wachstum. Suffizienz, Kreislauf, Reparatur, gemeinschaftliche und lokale Produktion sind Elemente einer entstehenden Postwachstumsökonome[60].

b) den Bruch der Kirche mit dem Staat, „nicht den Bruch mit der Gesellschaft, denn da gehören wir ja hin, mitten in die Welt mit all ihren Widersprüchen. Aber nicht mit ihrer für alternativlos gehaltenen Logik der neoliberalen Ideologie, sondern mit der Logik des Evangeliums.“ Die Privilegien der Kirche behindern diese Positionierung und damit die Seh- und Kritikfähigkeit der Kirche.

c) den Bruch mit dem Konsumismus, denn zu einer veränderten Produktionsweise gehört ein veränderter Konsum, beide bedingen einander. Hier ist an den „Statuskonsum“ (heißt, das haben zu wollen oder glauben haben zu müssen, was andere haben) zu denken und an den quasireligiösen Zauber der Marken. Thomas Schmidt reklamiert hierzu eine „Vorleistung der globalen Mittelklasse“, denn um glaubwürdig zu sein, ist ein „Bruch mit dem verschwenderischen Konsumismus“ erforderlich. Bezeichnenderweise zitiert Schmidt Bischof Kamphaus, der seine Priesteramtsanwärter fragte: „Habt ihr wenigstens einen Freund unter den Armen?“
Wenn dies der Fall ist, wird die „opción por los pobres“ nicht als paternalistische Hilfe von oben herab verstanden, die demütigt und abhängig macht, sondern als geschwisterliches sich an die Seite der Armen stellen und mit ihnen in ihrem Interesse tätig werden.

Dazu ist Fasten und Teilen erforderlich, solidarisches Fasten, das, wie es die beiden Witwen gezeigt haben, alle tun können.

Resümee

Wenn Arme ihr Weniges, das sie haben, teilen wie die Witwe von Sarepta, und wenn Bettelarme sogar ihr Letztes hergeben wie die Witwe in Jerusalem, sollten auch wir heute von unserem Überflüssigen abgeben und auf die Anschaffung von Überflüssigem verzichten, um das so ersparte Geld, den Armen zur Verfügung zu stellen. Solidarisches Fasten nannten und praktizierten das die frühen Christen. Heute können wir damit einen doppelten Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten: wir schonen die weltweiten Ressourcen zu Gunsten künftiger Generationen und wir ermöglichen den Armen ein menschenwürdiges Leben. Es gibt tausend Möglichkeiten zu diesem solidarischen Fasten und jeder kann mitmachen. Der dabei zu leistende Verzicht schränkt das Leben nicht ein, im Gegenteil, er erweitert es und befreit zu größer Menschlichkeit und gegenseitiger Achtung derer, die geben und derer die empfangen.

Wie damals steht uns ein mächtiges, todbringendes System entgegen, in das wir verflochten sind. Durch solidarisches Fasten können wir uns aber daraus befreien und schrittweise ein Leben in Freiheit und Würde schaffen, nachhaltig gutes Leben für alle.

Hans Kirsch


[1] Literatur:
E. W. und W. Stegemann, Urchristliche Sozialgeschichte. Die Anfänge im Judentum u
Gerd Theißen, Die Jesusbewegung. Sozialgeschichte einer Revolution der Werte, Gütersloh, 2004
Gerd Theißen, Die Witwe als Wohltäterin. In Max Küchel / Peter Reinl (Hg.), Randfiguren in die Mitte. Luzern, 2003
Ulrich Duchrow, Alternativen zur kapitalistischen Wirtschaft. Biblische Erinnerung und politische Ansätze, Gütersloh, 1994
Franz Segbers, Die Hausordnung der Tora. Biblische Impulse für eine theologische Wirtschaftsethik, Luzern, 1999
Tom Veerkamp, Autonomie und Egalität. Ökonomie, Politik und Ideologie in der Schrift. Berlin, 1993
Kuno Füssel, Franz Segbers (Hg.) „… So lernen die Völker des Erdkreises Gerechtigkeit“ . Ein Arbeitsbuch zu Bibel und Ökonomie. Luzern, 1995
[2] a.a.O. S. 127
[3]Stegemann, Sozialgeschichte S. 97
[4] a.a.O. S. 160
[5] vgl. Lk 19,1-8, Jesus zu Gast bei Zachäus und die Interpretation in: René Krüger, Gott oder Mammon. Das Lukasevangelium und die Ökonomie. Luzern 1997, S. 65-82: Der Bruch mit dem Reichtum. Die Umkehr eines verachteten Sünders.
[6] Lk 16,1-8
[7] Gerd Theißen, Die Jesusbewegung, S. 155
[8] Lk 16,1-8
[9] Lk 16,1-8 Er reduziert ihnen nicht nur die Schulden, sondern stellt sich auch ideell auf ihre Seite, indem er die Vorschriften der Tora beachtet. Das war klug, aber weniger im Sinn von clever als von weise.
[10] zitiert in: Stegemann S. 91
[11] Stegemann, Sozialgeschichte, S. 89, Zitat aus einer Komödie des Aristophanes
[12] Stegemann, S. 89
[13] lateinamerikanische Theologen sprechen deswegen zu Recht von „empobrecitos“ = arm gemachten)
[14] zitiert in: Stegemann, S. 90
[15] Lk 16,19-21 Bezeichnend ist hier, dass der Evangelist dem Armen einen Namen gibt, dem Reichen aber nicht; gewöhnlich ist es umgekehrt.
Erstaunlich, dass im Johannesevangelium ein Mann gleichen Namens aus einer Jesus gut bekannten Familie unerwartet an einer Krankheit stirbt und von Jesus zu neuem leben erweckt wird.
[16] Stegemann S. 91
[17] Stegemann S. 92
[18] Ex 21,1 – 23,33. was ein Beleg für das realitätsnahe jüdische Denken ist: „Nimmst du von einem Mitbürger den Mantel zum Pfand, dann sollst du ihn bis Sonnenuntergang zurückgeben; denn es ist seine einzige Decke, der Mantel, mit dem er seinen bloßen Leib bedeckt. Worin soll er sonst schlafen? Wenn er zu mir schreit, höre ich es, denn ich habe Mitleid. “ (Ex 22,25.26)
[19] Stegemann S. 92
[20] Mt 25,31-46
[21] Stegemann S. 93.
[22] Carlos Mesters, La practica liberadora de Jesus. Hg. Centro de Éstudios Biblicos (CEBI). Spanische Übersetzung Santiago de Chile, 1987
[23] siehe hierzu besonders: Franz Segbers, Die Hausordnung der Tora.
[24] Der Titel des Buches von Ton Veerkamp.
Diese Forderungen lassen an „liberté, égalité, fraternité“ der Französichen Revolution denken.
[25] Ex, 3,7-11
[26] Ex 20,22 -23,33
[27] Lev 17,1 – 26,46
[28] Mk 11,1-11
[29] Mk 11,15-19
[30] Mk 12,1-12
[31] Mk 12,13-17
[32] Griechisch: „apódote“ und lateinisch „reddite“ = zurückgeben
[33] Mk 12,28-34
[34] Jon Sobrino, Der Preis der Gerechtigkeit. Briefe an einen Freund. Würzburg, 2007, S. 53. (Originalausgabe: „Cartas a Ellacuria 1989-2004“)
[35] Gutes Leben für alle! lautet die vom Katholikenrat initiierte Lebensstilkampagne von Misereor und der Diözese Speyer.
[36] Eduard Schillebeeckx, Menschen. Die Geschichte von Gott, Freiburg, 1990, S. 26
[37] Jon Sobrino, in: Revista Latinoamericana de Teología 69 (2006)
[38] Mk 12, 37b – 40)
[39] vgl. Lk 16,8: hier übersetzt die EÜ „ungerechter Verwalter“, während der griechische Text vom „Verwalter der Ungerechtigkeit“ spricht.
[40] Mt 14,13-21
[41] „Die organisatorischen und strukturellen Reformen sind sekundär. Die erste Reform muss die der Einstellung sein.“ Papst Franziskus, zitiert in Norbert Arntz, Das Programm des Franziskus-Pontifikats Im Interview (mit Antonio Spadaro im August 2013) verwendet er für Struktur den Ausdruck „Raum“ und die Haltung oder Einstellung „Zeit“
[42] siehe auch Mt 25,31-46. (Vom Weltgericht)
[43] 1 Kön 17,10-16
[44] Kampagne des Katholikenrates, des Bistums Speyer und von Misereor. Siehe: www.gutesleben-fueralle.de
[45] Gerd Theißen, Die Witwe als Wohltäterin. Beobachtungen zum urchristlichen Sozialethos anhand von Mk 12,41-44. in: Küchler/Reinl (Hg.), Randfiguren in die Mitte, Luzern 2003, S. 171-182

Alle nicht zugeordneten Zitate sind dem Beitrag von Theißen entnommen.

[46]A. Guillaume, Jeune et charité dans l`Église latine. Paris1954, bes. 21-27
[47] Const Apost V,20,18
[48] Theisen, S. 182
[49] Dazu zählen auch die Wirtschaftskriege die nicht weniger grausame sind. Dabei stirbt es sich langsamer, aber nicht weniger schmerzlich. Es sind die Kleinen, die Kinder, die Kranken, die zuerst sterben, – die Überlebenden erleiden dieses Sterben mit.
[50] René Krüger, Gott oder Mammon. Das Lukasevangelium und die Ökonomie. Luzern 1997, S.9
[51] So der Vorsitzende von Misereor, Norbert Herkenrath bei einem Vortrag in Speyer vor langen jahren
[52] Gaudium et spes, Nr. 1
[53] Gaudium es Spes, Nr. 2
[54] Papst Franziskus
[55] Übersetzt, kommentiert und veröffentlicht von Norbert Arntz. Mit gezielten Maßnahmen, wie einschlägige Bischofsernennungen, Lehrverbote u.a., har die Römische Kurie diese Gruppe stark behindert und viele ihrer Unternehmen zunichte gemacht.
[56] Ob die deutschlandweite Überführung der gewachsenen Kirchengemeinden in riesige „pastorale Räume“ dabei hilfreich ist, wird sich erweisen. Wenn weiterhin die zentralen Machtpositionen ausgebaut und die Fortbildungen in der Anwendung soziologischer Instrumente wichtiger werden als die leibhaftige Begegnung mit den kleinen Leuten, muss man skeptisch sein.
[57] Papst Franziskus, Evangelii gaudium Nr. 53
[58] Lk 16,13
[59] siehe dazu die Ausführungen des Arbeiterpriesters Thomas Schmidt in Publik Forum 13/2014 S. 35 f: „Einfach, prophetisch und frei“
[60] z.B. Niko Paech, Uni Oldenburg. www.produktion-oldenburg.de