Drittletzter Sonntag im Kirchenjahr / 32. Sonntag im Jahreskreis (11.11.18)

Drittletzter Sonntag im Kirchenjahr / 32. Sonntag im Jahreskreis

ev. Predigttext kath. 1. Lesung kath. 2. Lesung kath. Evangelium
Hiob 14, 1-6 1 Kön 17, 10-16 Hebr 9, 24-28 Mk 12, 38-44

Allgemeine ErwÀgungen

Der 32. Sonntag im Jahreskreis stellt die „Hochherzigkeit“ in den Mittelpunkt der Betrachtung. Eine mögliche Handlungsorientierung könnte dazu sein, nicht nur davon zu geben, was mir selbst guttut, sondern umfĂ€nglicher, also Zeit und auch das eigene Leben einzusetzen, um andere zu unterstĂŒtzen. Dazu reihen sich die Lesungen und das Evangelium als Hilfen ein.

Der drittletzte Sonntag im Kirchenjahr lenkt den Blick auf die letzten Dinge. In den Wochen vor dem Beginn des neuen Kirchenjahres versuchen die Sonntage in ihren Lesungen und Predigttexten vor Augen zu stellen, was Ewigkeit bedeutet und was es heißt, dieser Ewigkeit Gottes zu begegnen.

Ein erster Hinweis auf einen so genannten „roten Faden“, der sich zwischen den Texten der Ev. und Kath. Reihe entwickelt, könnte mit der Frage einhergehen: „wie mein Handeln im Hier und Jetzt von der Vorstellung der Ewigkeit Gottes zu begegnen, geprĂ€gt sein kann.“

Im Folgenden werden einige Linien aus den verschiedenen Texten gezogen, die diese Frage in den Kontext „Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung stellen.

Gedanken zu den einzelnen Bibelworten

In den Versen Hiob 14, 1-6 begegnet uns ein GesprĂ€ch zwischen Hiob und seinen Freunden. Wir hören die Klage Hiobs, der nicht verstehen kann, wie ein gerechter Gott so etwas zu lassen kann. VerdĂ€chtig nahe ist der Klagende hier der atheistischen Gottesleugnung unserer Tage. Und doch ist er auch wieder weit davon entfernt, es endlich zum Bruch zwischen ihm und Gott kommen zu lassen. Deswegen wendet er sich an die Freunde, wohl auch in der Hoffnung, dass sie ihm mehr als nur zuhören. Und dabei schwankt er zwischen seiner Hingabe an Gott, der sich fĂŒr ihn interessiert, obwohl er ja nur ein kleines Geschöpf im Reigen der Geschöpflichkeit ist und dem UnverstĂ€ndnis darĂŒber, dass er nicht einfach mal tun und lassen kann, was er will, ohne sozusagen „beobachtet“ zu werden.

Mir stellt sich hier deutlich die Frage, wie sehr es uns bewusst ist, dass wir Teil der Geschöpflichkeit sind, also eingebettet in und nicht GegenĂŒber der Schöpfung sind, in der uns Gott Beachtung schenkt. Mit Blick auf die letzten Dinge können die Worte Hiobs unsere Sinne im Zusammenleben mit Mensch und Natur schĂ€rfen. FĂŒr die Predigt bedeutet dies fĂŒr mich den Klimawandel nicht zu leugnen und fĂŒr friedliche Konfliktlösungen zu werben.

Von einem Gotteswunder erfahren wir in 1. Könige 17, 10-16 als Elija die Witwe vor dem Stadttor trifft. Ein Rest Mehl und zur Neige gegangenes Öl sollen sowohl fĂŒr Elija reichen als auch dem Sohn der Witwe helfen, der droht den Hungertod zu sterben. A. Ruffing („Gottes Volk 8/2006. S. 83 ff.) erkennt den Zielgedanken dieser Verse darin, dass Gott gegenĂŒber den Menschen so freundlich handelt, dass er immer an der Seite der SchwĂ€chsten steht.

Das Wenige lĂ€sst sich bedenkenlos teilen, wenn wir es wagen es auch zu tun. Bezogen auf die Frage des Klimawandels entdecke ich hier die Ermutigung, dass selbst kleinste Schritte nachhaltig zu leben, eine Auswirkung zeitigen. Die alttestamentlich erzĂ€hlte Geschichte steht dafĂŒr, dass wir durchaus das wenige was wir (vermeintlich) haben, getrost einsetzen können, um einen Beitrag z.B. zur Reduktion der CO 2 Emissionen zu erreichen.

Das Priesteramt Jesu, dass uns in HebrĂ€er 7, 23-28 begegnet verĂ€ndert das bisher durch die levitischen Priester bekannte, entscheidend. Die alte Priestertradition, die von einem zum nĂ€chsten weitergegeben wurde und sozusagen Familiengeschichte schrieb, erfĂ€hrt durch Jesus eine Wendung. Tod und Auferstehung Jesu verbinden die Gnadenzusage Gottes fĂŒr den Menschen in diesem letzten Hohenpriester. Was also vorher den Priestern nicht möglich war, vom Tode zu erretten, geschieht jetzt in Jesus. Damit wird eine endgĂŒltige Heilsordnung geschaffen, die den Sterblichen einen unverbrĂŒchlichen Zugang zu Gott schafft. Diese Zusagen könnte dazu fĂŒhren, dass sich unser Leben radikal Ă€ndert. Wir wĂŒrden, könnten wir diese Zusage sozusagen mit unserem Leben fĂŒllen, nicht mehr von Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung reden, wir wĂ€ren im Stande, so versöhnt mit der Welt zu leben

Mit den Evangelienworten Markus 12, 38-44 begegnen uns Schriftgelehrte, denen Heuchelei und Habgier vorgeworfen wird. Um zu erlĂ€utern, was Jesus verĂ€ndert, erfahren die JĂŒnger im Beispiel der Witwe, die ihren letzten Pfennig opfert, was es bedeutet, zu vertrauen.Maria Trautmann, (in: Frauen und Geld, FrauenBibelArbeit Bd. 21, S. 52ff) beschreibt, wie diese Witwe nahezu vorbildlich NĂ€chsten- und Gottesliebe vereint, in dem sie ohne zu zögern, diesen Pfennig loslĂ€sst und sich letztlich nicht an Irdischem festklammert. Wir stehen vor der Frage, was wir loslassen können, um auch unsern Enkel und folgenden Generationen ein Leben mit und auf dieser Erde in ihrer ganzen Vielfalt zu gewĂ€hren. UngezĂ€hlte Konfliktgewaltfrei gelöst dieser Zeit werden gewaltfrei gelöst, weil Organisation wie z.B.: CHURCH AND PEACE Friedenstifter ausbilden und in Konfliktregionen entsenden. Sie geben ihre Zeit (und manchmal auch ihr Leben) dafĂŒr, Lösungen zu finden, Konflikte zu befrieden.

Zusammenfassend

Die Texte der Ev. und Kath. Lesereihe fĂŒr den drittletzten Sonntag im Kirchenjahr/32. Sonntag im Jahreskreis gruppieren sich um die Frage wie mein Handeln im Hier und Jetzt von der Vorstellung der Ewigkeit Gottes zu begegnen, geprĂ€gt sein kann.“

Die Konsequenz daraus ist, nicht mehr getrieben von der Angst zu versagen, zu sterben, ohnmĂ€chtig zu verharren. Das, was wir oftmals als zu kleine und unbedeutende Möglichkeiten und FĂ€higkeiten ausmachen, ist gerade dazu geeignet, nachhaltig unser und das Leben anderer zu verĂ€ndern. Es gibt einen Ökum. Prozess „Umkehr zum Leben – den Wandel gestalten“, der diese kleinen Schritte in den großen Kontext kirchlichen Handelns einzubetten versucht. Klimaschutzmanagement, fairer Handel, nachhaltig wirtschaften, faire KaufhĂ€user etc. tragen dazu bei, den Blick nicht sorgenvoll auf eine abbrechende Ewigkeit zu richten. Getragen von der Kraft des die Ewigkeit auf uns zu bewegenden Christus eröffnet uns den Weg, im Hier und Jetzt Altes, teilweise auch Liebgewordenes loszulassen, um es fĂŒreinander und fĂŒr andere einzusetzen.

Wie das funktionieren kann?

Es geht nicht mehr darum, was die oder die anderen machen oder auch nicht. Kooperationen zwischen Friedensgruppen, kirchlichen und nichtkirchlichen Organisationen und VerbÀnden und daraus Synergien zu erzeugen, um dieser Erde eine Zukunft mit uns und uns mit ihr zu gewÀhren.

Detlev Besier, Speyer

Literatur

A. Ruffing.Gottes Volk 8/2006.

Die Bibel, dt. Bibelgesellschaft Stuttgart, 1985

Maria Trautmann. Frauen und Geld, FrauenBibelArbeit Bd. 21

Tagesimpuls – ErabteiBeuron (www.erzabtei-beuron.de)

www.bibelwissenschaft.de/bibelkommentar