17. Sonntag nach Trinitatis / 26. Sonntag im Jahreskreis
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Erntedank: Lk 12,(13-14)15-21 17. So. n. Tr.: Mk 9,17-27 |
Ez 18, 25-28 | Phil 2, 1-11 | Mt 21, 28-32 |
Lk, 12, 13 -21: Was im Leben zählt
Das Gleichnis vom reichen Kornbauern richtet den Fokus auf die Verantwortlichkeit menschlichen Handelns vor Gott. Der Blick auf die nachtodliche Verantwortlichkeit ist zwar impliziert, wird aber häufig überstrapaziert und verengt die Vielschichtigkeit des Gleichnisses.
Der „reiche Kornbauer" kann auch als archetypischer Repräsentant eines ausschließlich auf profitgierigem Wachstum ausgerichteten Wirtschaftssystems interpretiert werden, das kurzfristig orientiert ist, egal, welchen Preis die Schöpfung dafür zahlen muss oder was sonst die Folgen sind. Und - nebenbei – zeigen neueste Studien, dass der rasante Klimawandel bei vielen Menschen inzwischen krankmachende Ängste auslöst.
„Du Narr" - aber als Narren werden in den bürgerlichen Medien die Aktivist:innen der „Letzten Generation" vorgeführt, deren „klebende" Aktionen ein verzweifelter Schrei sind, endlich zu handeln und ein nachhaltiges und enkeltaugliches Leben zu ermöglichen.
Vielleicht sind es gerade diese Aktivist:innen, für deren Mut und Widerständigkeit wir einmal in Zukunft dankbar sein werden; auch das ein Aspekt von „Erntedank".
Ez 18, 25-28: Umkehr – solange es Zeit ist
Genau das ist die Frage: Haben wir noch Zeit? Wir haben nur eine Erde, keine zweite. Das ist richtig, aber wieviel Zeit bleibt der Menschheit noch, umzukehren und „am Leben zu bleiben und nicht zu sterben"( V. 28)? Die Menschheit?
Konkreter: Wie laut müssen diejenigen endlich schreien, die z.B. darum wissen, dass ein „sauberes" Europa seine Klimaziele dadurch erreichen will, dass der Plastemüll in afrikanische und asiatische Länder verbracht wird? In Länder, die gar nicht die finanziellen und technischen Möglichkeiten zu umweltgerechter Müllentsorgung haben und deren zum Teil korrupten Regierungen es egal ist, wieviele Slumkinder die dortigen Müllhalden nach „Brauchbarem" durchsuchen?
Wie wird Umkehr konkret und was kann jede/r Einzelne tun, um Leben auf unserer Erde zu bewahren?
Müssten wir nicht viel lauter schreien und protestieren?
Phil 2, 1 -11: Die Gesinnung Jesu
Ein steiler christologischer Text, geeignet für eine Seminararbeit in Systematik. Auf den ersten Blick.Aber es geht praktisch auch um darum „untereinader gesinnt zu sein, wie es dem Leben in Christus Jesus entspricht". Konkret: Es geht um unseren Auftrag als Christ:innen „Friedensstifter" zu sein (Mt. 5,9).
Dieser Auftrag beginnt wohl im „Kleinen", in den persönlichen Beziehungen, in der Nachbarschaft, im Stadtteil, im Zusammenleben der verschiedenen ethnischen und sozialen Gruppen. Aber wie steht es im „Großen"? Die Ereignisse der letzten Monate – konkret und aktuell: Ukraine – werfen Fragen auf, die auch in christlichen Kreisen kontrovers diskutiert werden (was hier zu leisten nicht der Ort ist). Was wir als Christ:innen aber tun können, ist die Bereitschaft, Menschen in Not hilfreich und tatkräftig zur Seite zu stehen und zu beten: „Herr, mache mich zu einem Werkzeug DEINES Friedens".
Mt 21, 28 – 32: Gehorsam – nicht Opfer (1 Sam 15, 22)
Immer das Gleiche – die „lieben" Kinder haben ihren eigenen Kopf.
Einer sagt „Ja" und tut das Aufgetragene nicht, der Andere sagt „Nein" - und tut das Aufgetragene dann doch. Das in unserem Evangelium Aufgetragene ist die Arbeit im Weinberg.
Sicher ist der „Weinberg" in biblischer Sicht das Reich Gottes; aber das Reich Gottes ist mehr als nur binnenkirchlicher Raum und Ausschmücken des Pfarrsaals für das Gemeindefest.
Reich Gottes ist Verheißung und Auftrag. Verheißung, dass die „Welt", die noch nicht unter Gottes guter Herrschaft steht, Reich Gottes werde, in dem Friede und Gerechtigkeit herrschen und Auftrag an uns Christ:innen, uns gerade dafür einzusetzen, dass diese Erde auch Reich Gottes werde.
Hören wir zum Schluss des Gleichnisses die Mahnung (und Weckruf) Jesu, dass diejenigen, die in den Augen der damaligen (und heutigen?) Frommen nichts galten, dem Ruf Gottes folgten und die Frommen es nicht taten. Auch uns gilt dieser Ruf, den bereits Johannes der Täufer heroldete: Lies: Lk 3, 1-20.
Gregor Janik, Zittau