21.o4.24 – Jubilate / 4. Sonntag der Osterzeit

ev. Predigttext kath. 1. Lesung kath. 2. Lesung kath. Evangelium
2 Kor 4,14-18 Apg 4, 8-12 1 Joh 3, 1-2 Joh 10, 11-18

2 Kor 4,14–18

Gefährlich und Kräftezehrend

Verkündigung ist kein Sonntagsspaziergang. Ausruhen geht nicht, still sitzen auch nicht. Verkündigung ist eine stete Auseinandersetzung mit denen, die anderer Meinung sind - und mit der Botschaft selbst. Ein bleibendes Neu-Buchstabieren des Empfangenen, des Gehörten, des Erfahrenen.

Was heißt es, den Gekreuzigten zu verkünden und zu wissen, dass man selbst dem Tod entgegen geht? Was heißt es, die Auferweckung Jesu Christi zu verkünden und die Auferweckung aller Gläubigen zu erwarten, - ohne sie beweisen zu können? Dem Unsichtbaren so zu vertrauen, dass es durch das Leben trägt?

Weitermachen, schreibt Paulus. Einfach weitermachen. Nicht um seiner selbst willen, sondern um der Menschen willen. Nicht um der Gegenwart, sondern um der Ewigkeit willen. In all den Streitigkeiten nicht vergessen, worum es eigentlich geht. Es hilft, sich wieder und wieder auf die Grundidee und die wesentlichen Inhalte zu besinnen, um weitermachen zu können. Dranbleiben. Das Äußere beiseite schieben und den Kern im Blick zu haben. Die ewigen Widersacher ernst zu nehmen, ohne dass sie Macht über mich bekommen. Letztlich: sich ganz in die Gnade Gottes und damit in dessen Dienst zu stellen. Darum geht es: nicht um mehr, aber auch nicht um weniger.

Apg 4,8–12

Eindeutig und furchtlos

In puncto Hartnäckigkeit und Eindeutigkeit kann uns Petrus zum Vorbild werden. Er bezieht Position, auch gegen die, die in der Religion das Sagen haben. Er zeigt ihnen auf, an welchem Punkt sie stehen geblieben sind und wo sie nicht hinschauen wollen. Weiterentwicklung, Neues, andere Sichtweise, nein danke.

Was macht man mit Menschen, die nicht umdenken, nichts verändern, sich nicht überzeugen lassen möchten, weil es ihnen mit dem, was sie haben und was sie glauben, gut geht? Weil sie von ihrem Glauben überzeugt sind, wie ich es von meinem Glauben bin? Weil sie gesättigt, sich sicher sind? Wie viel Energie stecke ich in eine aussichtslose Arbeit?

Zwei Dinge kann ich von Petrus lernen: Eindeutigkeit im Bekenntnis und Klarheit in der Aussage. Freimut nennt es die Apostelgeschichte (V 13). Petrus geht nicht davon ab, Jesus als Heilsbringer im besten Sinne zu verkünden, auch wenn das die anderen nicht sehen wollen. Er bleibt dabei, dass sie in diesem Geist unterwegs sind, dass sie die Botschaft Jesu und Gottes Wirken zu den Menschen bringen, weil sie für sie heilsam ist. Das ist der Maßstab.

1 Joh 3, 1-2

Gotteskindschaft

Kinder Gottes zu sein klingt gut. So sein dürfen, wie ich bin. Sich geliebt und angenommen wissen. Geborgen und gehalten in Gottes Armen. Was kann schon passieren?

Gotteskindschaft ist mehr. Ein lebenslanges Suchen, Finden, Erkennen, was diese Beziehung zu Gott hervorbringt. Ein dauerndes Fragen und Entdecken, welchen Weg ich geführt werde. Ein forderndes Umdenken samt Abschiednehmen von Vertrautem und Gewohntem. Ein sich Einlassen auf Unbekanntes, noch nie Dagewesenes. Ein immer wieder eingefordertes Integrieren des Fremden und Ungewohnten in meinen Alltag. Ein stetes Werden.

Gotteskindschaft ist nie langweilig. Immer anders, immer individuell und doch gemeinschaftlich, weil wir alle miteinander Gotteskinder sind. Weil uns die Hoffnung verbindet, dass es noch mehr gibt, dass es immer noch besser werden kann, dass jedes neugeborene Kind Ausdruck dieser Liebe Gottes zur Welt ist. Gotteskindschaft heißt, die Welt zu lieben. So vielfältig wie es nur gehen kann.

Joh 10, 11-18

Hirte sein

Der Hirte ist eines von vielen biblischen Bildern für Gott selbst. Es diente als Orientierung und Mahnung für Herrschende und religiöse Führer, für das anvertraute Volk wie ein Hirte, wie Gott selbst, zu sorgen. In einer Welt, in der viele Menschen an den Gütern, die diese Welt hervorbringt, nicht partizipieren können, behält dieses Bild gleichwohl Gültigkeit. Es gibt Situationen, wo Menschen der (Für-)Sorge anderer bedürfen, weil sie systematisch behindert werden und es aus eigener Kraft nicht mehr schaffen können, den Weg zu einem Leben in Fülle zu finden. Die Grundidee des Reich Gottes ist, dass alle an dieser Fülle teilhaben können, weil jemand sich dieser Gewalt der Wölfe entgegenstellt und für die Menschen einsteht.

Zwischen Hirten und Schafen herrscht eine enge Beziehung. Sie kennen und vertrauen einander. Sie hören aufeinander.  Sie gehen miteinander, wissen umeinander und um das, was jetzt nötig ist. Sie teilen ihr Leben. Eine gute Beziehung basiert darauf, den anderen im Blick zu haben und zu sehen, wo es ihm und ihr gut geht, wo sie froh sein können. Es bedeutet, dort zu rasten, wo jeder und jede ihren Platz und genügend Nahrung finden kann. Es bedeutet auch zu sehen, wo jemand zu kurz kommt und weggedrängt wird. Die Weide wird und kann nicht immer dieselbe sein. Immer wieder ganz woanders einen Ruheplatz zu finden, an unbekannte Orte zu gehen, setzt Neugier und Mut voraus.

Ein guter Hirte führt Menschen zusammen, die sich fremd sind. Er ist das Bindeglied. Er sorgt dafür, dass eine starke Gemeinschaft entsteht. Dafür steht er mit seinem Leben ein, gibt sich diesem Dienst hin mit allem, was er ist und was ihm zur Verfügung steht. Dafür hat sich der Hirte entschieden; diese Entscheidung hält er mit allen Konsequenzen durch.

Barbara Janz-Spaeth, Bistum Rottenburg-Stuttgart

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