Kantate / 5. Sonntag der Osterzeit (7.05.23)

Kantate / 5. Sonntag der Osterzeit

ev. Predigttext kath. 1. Lesung kath. 2. Lesung kath. Evangelium
1 Sam 16,14-23 Apg 6, 1-7 1 Petr 2, 4-9 Joh 14, 1-12

Ev. Leseordnung:

1 Samuel 16,14-23

Impuls:

● Die Heilkraft der Musik - Bezug zu Vers 16 und 23

Wenn die Seele bzw. die Psyche sich verfinstert, vermag Musik einen Lichtstrahl in das Dunkel zu bringen. Immer wieder hat sich gezeigt, wie z.B. in dem dramatischen Geschehen des russischen Angriffskrieges die Menschen in der Ukraine Kraft aus der Musik schöpfen. Sei es der Opernchor, der auf der Straße singt oder in der U-Bahn-Station, oder sei es die ukrainische Band Kalush, die mit ihrem Lied "Stephanija" den ersten Platz beim Eurovision Song Contest 2022 machte.

● Musik verbindet Menschen

Musik vermag neben seiner tröstenden und erbaulichen Wirkung auch Menschen zu verbinden.

Musikfestivals bewegen Menschenmassen, die sich meist mehrere Tage unter freiem Himmel begeistern lassen von Klängen, Melodien und Liedern. 90 000 Menschen fanden sich 2022 an Pfingsten zum Rock am Ring in der Eifel ein, und wie die Polizei vermeldete, verlief dieses Festival friedlich. Für die Veranstalter stand die Nachhaltigkeit mit an erster Stelle, so sollen zum Beispiel aus zurückgelassenen Zelten Taschen, Rucksäcke und Jacken gefertigt werden. Zwei ökologische Initiativen wollen so regionale und faire Jobs schaffen. Die Gewinne sollen in ökologische und soziale Projekte fließen. Geplant sind außerdem ein Reparaturservice für Zelte, die Verteilung von Müllsäcken an die Besucherinnen und Besucher und der Einsatz von Mehrwegbechern und -geschirr.

● Bildimpuls: von Otto Dix - David spielt vor Saul
(z.B. Artnet Worldwide Corp.: https://www.artnet.com/artists/otto-dix/saul-und-david-i-QZM0yLkiSDzIumyJDs7iFw2)

Dix hat einmal über sein Bild von Saul und David gesagt: "Man kann es auch nennen "Die Macht der Musik", man kann es aber auch nennen "Die Macht des Geistigen über die pure Gewalt".

vgl. Meditation von Dr. Günter Reim: http://archiv.elkb.net/Johannesevangelium/Johannesevangelium/DE/NODE/45.HTM

Kath. Leseordnung:

Apostelgeschichte 6,1-7

Impuls:

● nachhaltige Organisationsentwicklung

Dieser Text zeigt die Fähigkeit der Urgemeinde, auf Veränderungen zu reagieren, neue hilfreiche Strukturen zu schaffen, um ihrer Vision und Mission treu bleiben zu können. Die Unzufriedenheit der benachteiligen Witwen wurde ernst genommen, und nach einer gründlichen Aufgabenklärung wurden neue Rollen und Verantwortlichkeiten geschaffen.

Dabei fand die Wahl der Sieben aus der Gemeinde heraus statt , die per Handauflegung durch die Zwölf bestätigt wurde. Ein inspirierendes Beispiel wie Macht-Abgeben gelingt, indem Zuständigkeiten geklärt und die jeweiligen Befugten mit der entsprechenden Verantwortung ausgestattet sind.

Diese "Gewaltenteilung" ermöglicht den Zwölfen sich auf ihr Kerngeschäft zu konzentrieren, die Verkündigung der Frohen Botschaft.

In vielen katholischen Bistümern Deutschlands wird mühsam nach Wegen gesucht, sinnvolle Strukturreformen zu schaffen. Und auch der ursprünglich auf zwei Jahre angelegte Synodale Weg (Beginn am 1. Dezember 2019) macht deutlich, wie schwer es ist, veraltetes Machtdenken abzulegen. Ca. 230 Mitglieder trafen sich zu vier großen Plenarsitzungen im St. Bartholomäus-Dom in Frankfurt am Main. (Termine: 30. Januar bis 1. Februar 2020, 30. September bis 2. Oktober 2021, 3. bis 5. Februar 2022 und 8. bis 10. September 2022. )

In vier Synodalforen wurden folgende Themen bearbeitet:

„Macht und Gewaltenteilung in der Kirche – Gemeinsame Teilnahme und Teilhabe am Sendungsauftrag", „Leben in gelingenden Beziehungen – Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft", „Priesterliche Existenz heute", „Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche" Leider wird die Entscheidung über die Ergebnisse dieses intensiven Prozesses nicht vom Kirchenvolk bzw. der Synodalversammlung getroffen, sondern von den Bischöfen und letztendlich von Rom. Hier bräuchte es den Mut der Zwölf, auf die Urteilskraft des Kirchenvolks bzw. der Synodalversammlung zu vertrauen.

1 Petrus 2,4-9

Impuls:

Jesus als Eckstein und Anstoß für alternative Lebensformen, wie z.B. die Initiative Earthship Tempelhof in der Nähe von Schwäbisch Hall. „Stellt Euch ein Haus vor, das sich selbst heizt, sein Wasser liefert, Essen produziert. Es braucht keine teure Technologie, recycelt seinen eigenen Abfall, hat seine eigenen Energiequellen. Es kann überall und von jedem gebaut werden, aus Dingen, die unsere Gesellschaft wegwirft." (Michael Reynolds)

28 Menschen haben sich 2015 zusammengetan zu einer Gemeinschaft aus Singles, Familien, Kinder, Paaren, alten und jungen Menschen. Ihren Lebensmittelpunkt haben sie in den Earthship-Gemeinschaftsraum verlegt und ihre persönlichen Rückzugsräume in den Bauwagen und Jurten. Das „Earthship" ist Teil eines gedachten Hauskomplexes, dessen „Zimmer", die Wagen und Jurten, in der Natur angegliedert sind.Die Menschen der Gemeinschaft, die hier wohnen, sind Vorbilder und Teil des Experiments. Die bisher individuell gestalteten Bereiche des Alltagslebens, wie z.B. Kochen, Duschen, den Abend verbringen, Kinder erziehen, Spielen, etc., spielen sich in den neuen Gemeinschaftsräumen ab. Im Einklang mit jahres- und tageszeitlichen Gegebenheiten kann so auch ein Umdenken hinsichtlich des Konsums und des Lebensstils im Einklang mit der Natur stattfinden. Mittlerweile haben schon fast 1000 Menschen das Gebäude besucht. Die Gemeinschaft will dies weiter entwickeln und am Earthship zeigen, wie eine neue Baukultur entstehen kann mit Führungen und Workshops für Schulklassen, Interessierte, aber auch Fachleute (Bauherren, Architekten etc.) anbieten.

Diese Lebensgemeinschaft gibt Anstoß umzudenken, und wird zu einem Eckstein, den die Baumeister der Zukunft nicht mehr verwerfen können.

Evangelium: Johannes 14,1-12

Anmerkung zu Vers 6: In der Bibel in gerechter Sprache wird anstelle des Wortes "Vater" "Quelle des Lebens" verwendet.

Impuls:

In dieser Bibelstelle zeigt sich in Jesus die nonduale Einheit von Gott und Mensch. In der deutschen Mystik gibt es den Begriff der Einfaltung, wie es in einem Zitat von Kardinal Nikolaus von Kues (1401- 1464) beschrieben wird: "In Gott ist alles eingefaltet, was ist. Gott ist die Einfaltung von allem. Er ist so in allen Dingen, dass alle Dinge in ihm sind."

Der Anspruch, der aus dieser Erkenntnis erwächst, ist lebensverändernd und dem Leben dienend, d.h. der Dienst der Barmherzigkeit wird zum eigentlichen Daseinszweck des Menschen. Meister Eckhart (1260 - 1328) nennt die unendliche Barmherzigkeit als die allem vorauslaufende erste Wirkung Gottes, quasi das Versöhnungszeichen zwischen der nondualen Wirklichkeit und den dualistischen Leidensformen dieser Welt. (vgl. Gott 9.0, Marion Küstenmacher, Tilmann Haberer, Werner Tiki Küstenmacher, Gütersloher Verlagshaus, S.265)

Die gleiche nonduale Sichtweise findet sich auch in der Enzyklika Laudato si', 233, von Papst Franziskus: "Das Universum entfaltet sich in Gott, der ganz und gar erfüllt. So liegt also Mystik in einem Blütenblatt, in einem Weg, im morgendlichen Tau, im Gesicht des Armen. Das Ideal ist nicht nur, vom Äußeren zum Inneren überzugehen, um das Handeln Gottes in der Seele zu entdecken, sondern auch, dahin zu gelangen, ihm in allen Dingen zu begegnen und, wie der heilige Bonaventura lehrte: "Die Kontemplation ist umso vollkommener, je mehr ein Mensch die Wirkung der göttlichen Gnade in sich verspürt, oder auch je besser er versteht, Gott in den äußeren Geschöpfen zu begegnen."

Diese Erkenntnis und das daraus resultierende Verhalten könnte die nachhaltigste Form werden, nicht nur menschliches Leben, sondern das Leben aller Wesen auf dieser Erde zu garantieren.

Karin Müller-Bauer, Trier