Kantate / 5. Sonntag der Osterzeit (29.4.18)

Kantate / 5. Sonntag der Osterzeit

ev. Predigttext kath. 1. Lesung kath. 2. Lesung kath. Evangelium
Apg 16, 23-34 Apg 9, 26-31 1 Joh 3, 18-24 Joh 15, 1-8

Vorbemerkung zum Tag

An den Sonntagen nach Ostern wird die Osterfreude entfaltet. Im ev. Kirchenjahr steht der Sonntag unter dem Wort: „Singt dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder“ (Ps. 98,1). Die Erfahrung der Wunder Gottes fĂŒhrt zum Lob, das sich im Gesang ĂŒberschwĂ€nglichen Ausdruck schafft (Wer singt betet doppelt).

Apg. 16,23-34

Das Evangelium zu bezeugen und weiterzusagen, fĂŒhrt gelegentlich in Konflikte. Die Apostel leben gefĂ€hrlich. Heute mĂŒssen besonders Christen in muslimischen LĂ€ndern derartige Erfahrungen machen. Paulus und Silas sind in Philippi inhaftiert. Ausgang ungewiss. Im GefĂ€ngnis stimmen sie das Lob Gottes an – das heißt: sie singen. Im Unterschied zu den vielen Berichten, wo die Erfahrung des Wunders zum Loben und Singen fĂŒhrt, initiiert hier das Gotteslob das Wunder. Gesungenes Gotteslob sprengt Ketten. Das kennen wir doch: „Weshallovercome“ oder „Oh freedom“. Singen verĂ€ndert Wirklichkeit. Das ist die Erfahrung glaubender Menschen durch die Jahrhunderte hindurch, selbst im Angesicht des Todes an den GrĂ€bern. Christlicher Glaube als eine Widerstandsbewegung gegen die vielgestaltige Macht des Todes, gegen alles Lebensfeindliche. So kann dieser Text Mut machen, gegen moderne Fesseln in Gestalt sogenannter SachzwĂ€nge und Alternativlosigkeiten anzugehen, nicht zu resignieren und den Mut des Glaubens dagegen zu setzen. Alle Indikatoren weisen darauf hin, dass die Konflikte sich auf unserer Erde zuspitzen werden. Die Erde wird unseren Lebensstil auf Dauer nicht verkraften. Sie befindet sich schon heute im „Schwitzkasten des AnthropozĂ€n“. So wie die Turbulenz in der AthmospĂ€re zunimmt, werden auch die Turbulenzen im Zusammenleben der Ethnien und Kulturen zunehmen. Was heißt das fĂŒr uns Christen? Wachsein, informiert beten, an den richtigen Stellen Ja und Nein sagen und nicht vergessen, Gott die Ehre zu geben. „Sie singen schon wieder“ – das war das Erkennungszeichen der Christen im römischen Reich. So schlecht es ihnen auch ergangen ist, so sehr sie auch verfolgt wurden, die Sache mit Jesus war nicht totzukriegen.

Johannes 15,1-8

In der Bildrede vom Weinstock und den Reben gebraucht Jesus ein Beispiel aus dem alltĂ€glichen Leben, um deutlich zu machen, dass JĂŒngersein/Christsein ohne engste Verbindung zu ihm nicht möglich ist. Das hoheitliche “Ich bin“ drĂŒckt den Offenbarungscharakter aus. Jeder in Israel wusste, wie man einen Weinstock pflegt: Im Winter werden die dĂŒrren Zweige abgeschnitten, im FrĂŒhjahr die nutzlos wuchernden Triebe. Der Vater Jesu wird als der GĂ€rtner eingefĂŒhrt, der den Weinstock pflegt. So wie die Reben nur gedeihen können, wenn sie am Weinstock bleiben, so können auch die JĂŒnger nur im Glauben wachsen und Frucht bringen, wenn sie bei Jesus bleiben. Darum fleht Jesus seine JĂŒnger geradezu an, an ihm dranzubleiben.

Der gĂ€rtnerische Aspekt dieser Bildrede ist geprĂ€gt vom Gedanken der Nachhaltigkeit. Was fĂŒr den Glauben gilt, gilt auch fĂŒr die Gesellschaft, die Menschheit. Wenn wir uns von den Quellen des Lebens entfernen, sie geringschĂ€tzen, uns als Herren des Lebens aufspielen, droht dies auf uns zurĂŒck zu fallen. Die Quelle des Lebens liegt in Gott. Seine Missachtung geht einher mit Ignoranz in Bezug auf unsere Geschöpflichkeit. Umweltverbrauch, Verlust an BiodiversitĂ€t, Klimawandel deuten darauf hin, dass wir uns auf Kollisionskurs befinden. Wir sĂ€gen an dem Ast, auf dem wir sitzen – schneiden uns selbst ab vom Weinstock des Lebens. Die Predigt sollte aber nicht in der horizontalen Ebene verharren. Im Bleiben an Christus liegt Verheißung – auch und gerade fĂŒr unseren Umgang mit der Erde. Eine Fundgrube zu dieser Thematik ist die Enzyklika „Laudato si“ von Papst Franziskus.

Wolfram HÀdicke, Köthen