Letzter Sonntag nach Epiphanias / 4. Sonntag im Jahreskreis (28.01.24)

Letzter Sonntag nach Epiphanias / 4. Sonntag im Jahreskreis

Zum evangelischen Predigttext 2. Korinther 4, 6 - 10:

Wir sind ängstlich, wir werden von unseren Sorgen erdrückt, unsere Gesundheit, sogar unser Leben ist bedroht, doch ausgerechnet wir sollen den Glauben weitergeben und andere mitreißen? Wie ist es überhaupt möglich, dass der Schatz des Glaubens in solch zerbrechlichen, irdenen Gefäßen wie uns bewahrt und weitergegeben wird?

Jesus, in dessen Antlitz uns Gottes Herrlichkeit sichtbar wird, Jesus musste einen schändlichen Tod sterben – doch Gott hat ihn auferweckt. Auch wir können zerbrochen werden, aber Gott verlässt uns nicht und wird uns auferwecken. Das erhoffen wir für unsere Todesstunde. Jetzt aber hoffen wir: Wenn wir an der eigenen Unzulänglichkeit und der Trägheit unserer Mitmenschen zu zerbrechen drohen, gibt uns dieser Glaube Kraft, nicht zu verzagen.

Zu Dtn 18, 15 - 20 und Mk 1, 21 - 28:

In dem Abschnitt aus dem Deuteronomium verspricht Gott dem sterbenden Moses, dass er seinem Volk einen Propheten schicken wird, wenn das Volk ein Wort, eine Weisung Gottes braucht. Auf diesen Propheten soll das Volk hören. Ein Prophet ist ein von Gott „berufener Rufer".

Markus kennt natürlich diese Verheißung aus dem Deuteronomium. Markus glaubt, dass Jesus solch ein Prophet ist. Deshalb erzählt er als Anfang von Jesu öffentlichem Wirken, wie Jesus in der Synagoge von Kafarnaum die Schrift auslegt: „Er lehrte sie wie einer, der Vollmacht hat".

Und Markus fährt gleich fort mit der erfolgreichen Austreibung eines unreinen Geistes. Jesus droht dem unreinen, d.h. unheiligen Geist: „Schweig und verlass ihn (den Besessenen)!" Jesus wird also von Markus von Anfang an als Prophet Gottes und als der Heilige Gottes bezeichnet und auch verehrt.

Erflehen wir für unsere heutigen Weltprobleme ein Wort Gottes durch einen Propheten? Die meisten Propheten, von denen im Alten Testament etwas überliefert wurde, mussten Buße und Umkehr predigen – und fanden zu Lebzeiten wenig Anerkennung, wurden oft verfolgt. Und Johannes dem Täufer, Jesus und seinen ersten Anhängern erging es nicht besser. Nehmen wir heute die Stimmen der Verfolgten und Unterdrückten wahr? Als Propheten, durch die Gott zu uns spricht?

Merken wir auf, wenn jemand mit Vollmacht spricht? Und unheilige Geister vertreibt? Immer wichtiger erscheint mir die Sprache, die wir verwenden. Wollen wir erhellen, aufklären, Verbindungen herstellen? Oder beherrschen, abgrenzen oder verschweigen? Nehmen wir Kritik an unserer eigenen Sprache ernst? Oder wissen wir alles besser?

Zu 1. Korinther 7, 32 – 35:

Angesichts einer bald vergehenden Welt nimmt Paulus Stellung zu verschiedenen Lebensformen in der Gemeinde in Korinth. Er behandelt auch die Frage, ob man besser heiraten oder unverheiratet bleiben soll. In 1 Kor 7, 25 sagt Paulus deutlich, dass er dazu kein „Gebot des Herrn habe". Er bevorzugt aber die Ehelosigkeit (s. Verse 32 – 38), um so besser dem Herrn dienen zu können.

Darin ist sicher Paulus nachzueifern: Sehr deutlich unterscheiden, was „Gebote des Herrn" sind und was eigne Meinung ist. Und diese eigene Meinung sollte man auch begründen. Beim Begründen muss man dann sehr auf der Hut sein: Sehr leicht passiert, dass man Erfahrungen, die der eigenen Meinung widersprechen, „vergisst" oder „verdrängt". Wie es hier auch Paulus unterläuft: Etwas verwunderlich ist nämlich, dass Paulus zwar eng zusammenarbeitete mit höchst engagierten Paaren wie Priska und Aquila (vgl. Apg 18; Römer 16, 3-5). Aber in diesem Textabschnitt kann er Verheiratete nur wahrnehmen als solche, die ihre Kräfte zwischen dem Ehepartner und der Sache Jesu aufteilen müssen (nach Sabine Biberstein, Der erste Korintherbrief, in: Paulus schreibt den Gemeinden, Bd.1, Kath. Bibelwerk, Stuttgart 2020, S.257).

Zu solchen Vergesslichkeiten und Verdrängungen neigen wir, wie Paulus, umso mehr, wenn unsere gewohnte Welt zusammenzubrechen droht. Bei Paulus war es die Naherwartung des Reiches Gottes und das endgültige Ende dieser Welt. Wir können sehr einseitig werden angesichts von drohenden Kriegen, welche die ganz Welt zerstören, und Klimakatastrophen, die unser Leben beenden. Da helfen die ermunternden Worte, die Jesus zu seinen Jüngern bei Mt 10,16 – 39 spricht. Mit lustigen Vergleichen: Was haben Spatzen mit den Haaren auf meinem Kopf zu tun (Verse 29-31)?

Michael Strake, Hütschenhausen