Miserikordias Domini / 3. Sonntag der Osterzeit (23.04.23)

Miserikordias Domini / 3. Sonntag der Osterzeit

ev. Predigttext kath. 1. Lesung kath. 2. Lesung kath. Evangelium
1 Petr 5,1-4 Apg 2, 14.22-33 1 Petr 1, 17-21 Lk 24, 13-35 oder
Joh 21, 1-14

Exegetisches und Gedanken zu den Nachhaltigkeitsaspekten in den Texten

1 Petr 5,1-4

  • Exegetisches

    Der Verfasser

    Der 1 Petr erhebt im Präskript den Anspruch, vom Apostel Petrus verfasst worden zu sein. Dieser Anspruch ist in der Alten Kirche auch weithin anerkannt worden. Eine ganze Reihe von Indizien sprechen aber dafür, dass es sich um ein pseudepigraphes Schreiben handelt. Der Brief ist im Stil der literarischen Koine abgefasst worden. Griechisch muss deshalb die Muttersprache des Verfassers gewesen sein. Ausserdem zeigt der Brief zahlreiche Verbindungen zu den Paulusbriefen. Deshalb sollte der pseudepigraphe Charakter des Briefes nicht bezweifelt werden, denn er bietet mehrfach Anachronismen für die Zeit des Apostels Petrus. So bezeichnet sich der Verfasser in 5,1 als «Mitpresbyter» der angesprochenen Gemeindeleiter. Wichtigste Indizien sind aber wohl die Situation und Ausbreitung des Christentums in Kleinasien, die im 1 Petr vorausgesetzt werden, aber für die Zeit vor dem Tod des Petrus (64?) nicht belegbar sind.

    Die Adressaten

    Der Brief ist «an die Auserwählten» gerichtet, die «in der Diaspora» (1,1) leben. Die dabei genannten römischen Provinzen umfassen fast ganz Kleinasien. Das Christentum hat also bereits jene Ausbreitung erreicht, die Plinius d.J. ca. 111/112 in seinem Brief an den Kaiser Trajan voraussetzt. Die Gemeinden, an die der 1 Petr gerichtet ist, bestehen offenbar mehrheitlich aus Heidenchristen. Die innere Struktur der Gemeinden ist durch ein Nebeneinander von Gemeindeleitung durch die Presbyter (die «Ältesten») (5,1-4) und charismatischen Diensten (4,10f.) bestimmt.

  • Gedankenanstösse

    5,2: Die Textschnipsel «Weidet die Herde», «achtet auf sie, nicht gezwungen, sondern freiwillig» und «nicht um schändlichen Gewinns willen, sondern von Herzensgrund» erinnern mich an die Diskussionen rund um die Weidehaltung von Schafen und Ziegen im Alpenraum und ihre Bedrohung durch sich wieder ansiedelnde Wölfe. Wie gehen wir um, mit der Frage nach eine nachhaltigen Nutztierhaltung (z.B. extensiv auf Alpweiden) und der Artenvielfalt bzw. dem Artenschutz von Grossraumtieren? Was steht bei der Haltung von Nutztieren im Vordergrund: ökonomische oder tierschützerische Überlegungen?

Apg 2,14.22b–33

  • Exegetisches

    Die Erzählung über die Pfingstereignisse in Apg 2 zerfällt in drei Teile: In Apg 2,1-13 wird erzählt, wie der Heilige Geist über die in Jerusalem versammelten Menschen kommt und ihnen die Möglichkeit der weltweiten Mission gegeben wird. Die Gabe des Heiligen Geistes wird in geisterfüllter Rede erfahrbar. Lukas schildert das als Reden in fremden Sprachen. In Apg 2,14-37 schliesst sich die Predigt des Petrus an. Die sich anschliessende Missionspredigt folgt einem Schema, das Lukas auch in den folgenden Reden des Petrus verwendet: Jesus ist von den Juden gekreuzigt worden, Gott aber hat ihn auferweckt In dieser Rede verdeutlicht Petrus die Bedeutung von Tod und Auferstehung Jesu, sowie die Ausgiessung des Geistes: Angekündigtes ist nun zur Erfüllung geworden und Jesus wurde von Gott zum Christus erhoben. Abgeschlossen wird dieses Kapitel schliesslich durch die Darstellung des Lebens der Urgemeinde in Jerusalem.

  • Gedankenanstösse

    2,27: Der Begriff der «Verwesung», die die Frommen nicht schauen, kann als Assoziation genommen werden für eine natürliche Entwicklung z.B. im Wald, der sich selbst überlassen wird oder bei der Biogasproduktion, ... Verwesendes als Lebens- und Energiespender

1 Petr 1, 17–21

  • In dieser Perikope kann ich keinen Bezug zu Nachhaltigkeit erkennen.

Lk 24, 13–35

  • Exegetisches

    Im Rahmen der Ostergeschichten im Kapitel 24 erzählt Lukas die Geschichte von den Emmaus-Jüngern, die in einmaliger Weise den Weg der Jünger von der furchtbaren Enttäuschung der Hinrichtung Jesu zu der Erkenntnis schildert, dass sich an ihm die Verheissungen der Schrift erfüllt haben. Wohl nicht zufällig erkennen die beiden Jünger den Christus beim Abendmahl.

  • Gedankenanstösse

    24,16: Wo sind unsere Augen gehalten, sodass wir nicht erkennen? Wo verschliessen wir unsere Augen wider besseren Wissens bei der Klimaänderung, der Tierhaltung, der Energieverschwendung ...

    24,17: Wo müssen wir uns fragen lassen, was das für Dinge sind, über die geredet wird? Bei Gesellschaftsfragen, Fragen der Gerechtigkeit in Bildung, Verdienst, Chancengleichheit bzw. der Zukunft unseres Planeten.

    24,30: «Er nahm das Brot und sprach den Lobpreis»: Welchen Stellenwert hat für mich Brot? Hier kann auf Foodwast bei Brot und anderen Lebensmitteln hingewiesen werden. Infos dazu in D: https://www.bmel.de/DE/themen/ernaehrung/lebensmittelverschwendung/studie-lebensmittelabfaelle-deutschland.html oder CH: https://foodwaste.ch/ oder AU: https://www.zerowasteaustria.at/zero-food-waste.html

Joh 21, 1–14

  • Exegetisches

    Nach dem ursprünglichen Schluss des Evangeliums (20,30f.) fügt die Redaktion des Joh ein Nachtragskapitel an. Dabei scheint ihr vor allem daran zu liegen, das Verhältnis zwischen Petrus und dem Lieblingsjünger zu klären. Der Lieblingsjünger erkennt Jesus (21,7a), er bleibt bis zum Kommen Jesu (21,22). Petrus eilt Jesus entgegen (21,7b), er soll die Gemeinde weiden (21,15-17) und wird das Todesschicksal Jesu teilen (21,18f.).

    Umstritten ist auch, ob das Kapitel an ein bereits bestehendes (und eventuell aus einer Hand stammendes) Evangelium gleichsam angeklebt wurde, oder ob in Joh 21 die Fäden eines übergreifenden Redaktions- bzw. Wachstumsprozesses zusammenlaufen, ob also z.B. die sog. «Lieblingsjüngertexte» eine einheitliche Konzeption verraten, diese Gestalt also erst mit der Schlussredaktion und mit der Abfassung von Joh 21 in das Evangelium gelangte, alle Lieblingsjüngerstellen also ihren Fluchtpunkt in der Zuschreibung des Evangeliums an den Lieblingsjünger als Verfasser haben (21,24f.).

  • Gedankenanstösse

    21,3: «Ich gehe Fischen» Hier kann auf die Problematik der Überfischung der Meere, der Leerfischung von Küstenabschnitten durch Hochseeflotten der Nördlichen Staaten an den Küsten Afrikas hingewiesen werden.

    21,6: «Sie warfen das Netz aus»: Problematik der Netzformen und der modernen Suchmethoden der Fangschiffe, die das natürliche Nachwachsen der Fischbestände praktisch verunmöglicht.

    21,12: «Kommt her und esst!»: Weltweit hungern über 820 Mio Menschen. Demgegenüber kann die Verschwendung bei uns gestellt werden (siehe Lk 24,30).

    21,13: Brot: siehe Lk 24,3

Thomas Münch, Zürich