ev. Predigttext | kath. 1. Lesung | kath. 2. Lesung | kath. Evangelium |
Offb 7, 9-12 | Offb 7, 2-4.9-14 | 1 Joh 3, 1-3 | Mt 5, 1-12a |
Offb 7, 9-12 bzw. 2-4.9-14
Zusammenfassung:
Die Literaturgattung der Apokalypsen, also einer geheimen Offenbarung, war im Judentum populär. Die Botschaften sind häufig rätselhaft. Die Christen sollten in der bildreichen Sprache Anhaltspunkte dafür finden, dass sie von den Verfolgungen durch die römischen Machthaber erlöst werden. Dabei korrespondiert das Ende der Welt und die endgültige Erwartung des Messias mit dem Ende des Kirchenjahres im November.
In diesem Textauszug (Kap. 7) werden vier Engel beschrieben, die den Wind zurückhalten und Schaden von all denen abwenden, die ein Siegel auf der Stirn tragen. Dieses Siegel wird ein weiterer Engel verleihen. Es bildet ein Zeichen dafür, dass das Lamm Gottes sie beschützen wird. Schließlich wird eine große Menge in weißen Kleidern Gott und das Lamm preisen.
Auslegung unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit:
Große Gefahr bedroht die Erde und das Meer in dieser Bibelszene. Welche Art von Schaden mag es wohl sein? Schäden „von biblischem Ausmaß“ können wir auch aktuell beobachten, wenn die Erde von Extremwetter in Form von extremer Hitze, riesigen Fluten oder katastrophalen Hurricanes heimgesucht wird.
Doch die Stelle weist uns einen Ausweg, der uns Menschen von Gott gewiesen wird: wenn die Menschen aus „allen Nationen und Stämmen, Völkern und Sprachen“ sich einig sind, zusammenhalten und mit einer gemeinsamen Stimme sprechen, können wir die drohenden Schäden noch aufhalten – und damit die größten Gefahren von uns und der Erde abhalten. Gerade wir im „reichen Westen“ sind damit in einer besonderen Verantwortung, da noch immer ein Viertel der gefährlichen CO2-Emissionen auf unser Konto geht. Zeit, sich ehrlich zu machen und zu fragen, welche Spuren wir auf der Erde hinterlassen wollen?
1 Joh 3, 1-3
Zusammenfassung:
Der Brief ist aus der nach-österlichen Erfahrung geschrieben und hebt die zentrale Bedeutung des Liebesgebotes hervor. Jesus starb aus Liebe für die Menschen und lädt uns ein, einander in Liebe zugetan zu sein.
Der Textauszug weist darauf hin, dass die endgültige Wiederkehr Jesu am Ende der Zeiten noch aussteht und dass erst dann deutlich werden wird, dass wir im ewigen Leben als Kinder Gottes leben werden, ihm ähnlich. Dieses harmonische Bild fängt schon im Hier und Heute an, wenn wir dies von Gott erhoffen, aber vollendet wird es erst sein am Ende der Zeiten.
Auslegung unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit:
„Sich heiligen, so wie Er heilig ist“ – was könnte das in unserer heutigen Zeit bedeuten? Vielleicht ist hier ein Fingerzeig zu erkennen, sich ehrenamtlich zu engagieren: für Ärmere, für Schwächere, für ökologische oder soziale Gerechtigkeit? Auch wenn es keine Garantie gibt, dadurch heilig zu werden, so ist es doch in jedem Fall einen Versuch wert.
Mt 5, 1-12a
Zusammenfassung:
Der Evangelist Matthäus komponierte das Evangelium vermutlich in fünf Teilen analog zu den fünf Büchern Mose. Der erste Teil bei Matthäus enthält analog zur Thora eine vertiefte Vorstellung des Dekalogs, der 10 Gebote in Form der Bergpredigt, den Seligpreisungen. Für die christlichen Zuhörer*innen, die dem Judentum entstammten, war das eine nachvollziehbare Brücke, um das Christentum als Erfüllung des Judentums zur verstehen. Jesus erfüllt alles, was in ihren alten Schriften steht und was über ihn vorausgesagt wurde.
Analog zu Mose, der auf dem Berg die Gebote erhält, setzt sich Jesus auf einen Berg, um sein neues Gesetz in Form von acht Seligpreisungen zu verkünden, die grundlegende christliche Haltungen zeigen, die das jüdische Gesetz vervollkommnen.
Auslegung unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit:
Diese Stelle ist vor dem Hintergrund der aktuellen kriegerischen Konflikte auf der Erde aktueller denn je. Gottes‘ Perspektive und Verheißung ist klar: belohnt werden sollen diejenigen, die sich für Gerechtigkeit und Frieden engagieren.
Gleichzeitig betrachtet die Stelle diejenigen Menschen, die aufgrund ihres Engagements oder ihrer Überzeugung verfolgt werden. Wer könnte das in unserer heutigen Gesellschaft sein:
- Kommunalpolitiker*innen, die sich verstärkt Aggressionen und Anfeindungen ausgesetzt sehen?
- Klimaaktivist*innen, die als Moralapostel und Extremisten diffamiert werden?
- Oder die Menschen, die sich im Nahen Osten auch in einer fast aussichtslosen Lage für Verständnis und Frieden einsetzen?
Wer auch immer es sein mag: Sie verdienen unseren Respekt und unsere Unterstützung für eine friedliche, faire und umweltfreundliche Welt.
Dr. Jonas Pavelka, Alexander Mack, Heinrich Pesch Haus, Ludwigshafen