o2.o2.25 – Letzter Sonntag nach Epiphanias / 4. Sonntag im Jahreskreis

ev. Predigttext kath. 1. Lesung kath. 2. Lesung kath. Evangelium
2 Mose 3, 1-8a (8b.9) 10 (11-12) 13-14 (15) Jer 1, 4-5.17-19 1 Kor 12, 31 - 13, 13
oder 1 Kor 13, 4-13
Lk 4, 21-30

Predigtanregungen zu Ex 3, 1-15

Am letzten Sonntag nach Epiphanias endet die Weihnachtszeit. Der Gott Israels wird in der Welt gegenwärtig und das Licht, das mit Jesus Christus in die Welt gekommen ist, scheint in der Dunkelheit. Im Evangelium (Mt 17, 1-9) wird die Verklärung Jesu erzählt. Die Jünger erkennen, dass Gott selbst in diese Welt gekommen ist. Sie nehmen den hellen Schein mit in ihren Alltag. Sie – und wir werden ermutigt, weiter in Gottes Licht zu leben.

In Exodus 3 wird die erste Begegnung von Mose mit Gott erzählt. Eine wunder-bare Geschichte. Ein Dornbusch ist der Ausgangspunkt – Sinnbild für etwas Wertloses. Dann steht er auch noch in Flammen - Sinnbild des Elends und der Schmerzen. Und genau darin zeigt sich Gott. Es kommt einem schnell die Parallele zur Dornenkrone Christi am Karfreitag in den Sinn. Der gekreuzigte Jesus kann deshalb Sohn Gottes genannt werden, weil der Gott Israels – der einzige Gott, von dem das Neue Testament etwas wissen will – sich längst in solchem Maße auf die Unerlöstheit der Welt eingelassen hat.

Die Begegnung wird vorbereitet von einem Boten Gottes, der in der Flamme verborgen ist. Doch als Mose näherkommt, spricht Gott selbst zu ihm. Es ist die erste von vielen weiteren Begegnungen. Solche direkten Gespräche werden in der Hebräischen Bibel nur noch von Abraham erzählt. Aber Mose steht von Anfang an für das Volk Israel. Er ist Mittler zwischen der Gottheit und den Menschen des Volkes.

Mit dem Exodus-Geschehen hat die eigentliche Geschichte Gottes mit dem Volk Israel begonnen. Das wird in der Hebräischen Bibel immer wieder aufgenommen, um das Volk daran zu erinnern, dass allein Jhwh Gott ist. Ausgangspunkt dieser Geschichte ist die furchtbare Lage der Menschen in Ägypten: „Ich habe das Elend meines Volkes in Ägypten sehr wohl bemerkt. Ich habe gehört, wie sie vor ihren Peinigern aufschrien. Ich kenne ihre Schmerzen. Deshalb bin ich heruntergekommen. Ich will sie aus der Gewalt Ägyptens retten.“ (Bibel in gerechter Sprache V. 7+8a). Gott will, dass die Menschen aus diesen ungerechten und unwürdigen Strukturen fliehen. Mose hat er zum Retter des Volkes auserkoren. Ein Mitglied des Volkes, der selbst schon Fluchterfahrungen gemacht hat. Mose wird damit zum Fluchthelfer! Und Gott flüchtet mit seinem Volk!

Zentral für diesen Abschnitt ist, dass Gott sich Mose zu erkennen gibt, indem er ihm seinen Namen nennt. Oder besser gesagt: Gott gibt Mose mit auf den Weg, wie die Israeliten ihn nennen sollen. Das geschieht in 3 Schritten: Zuerst kommt eine Beistandszusage: „Ich stehe dir doch zur Seite!“ (V.12). Diese Zusage gilt erst einmal unmittelbar Mose. Darüber hinaus aber auch den Menschen im Volk Israel. Und dann uns allen! Dann nennt Gott als Zeichen seiner Legitimation den Gottesberg. Damit wird dieses Zeichen erst im Nachhinein erkennbar, wenn das Volk nach der erfolgreichen Flucht am Sinai ankommt. Und letztendlich nennt Gott seinen Namen für das Volk Israel: „Ich bin da, weil ich da bin. ICH-BIN-DA!“ (V.15) Der Name gilt für alle Zeiten. Außerdem ist das die Form des Gedenkens, in der Israel von Geschlecht zu Geschlecht Gottes gedenken soll. Von jetzt an ist die Zugehörigkeit zu diesem einen Gott ein grundlegendes Element der Identität Israels. (In der rabbinischen Tradition wird betont, dass man den Gottesnamen auch übersetzen kann mit „Dies ist mein Name zum Geheimnis“. Die Offenbarung enthält eben auch das Geheimnis Gottes.)

Gott macht damit deutlich, dass er die Ungerechtigkeiten gegen Israel nicht hinnehmen wird. Er wird das Volk im Kampf gegen seine Unterdrücker begleiten und unterstützen. Diese Zusage gilt allen Menschen. Gott nimmt generell nicht hin, dass Menschen unterdrückt werden. Er wendet sich gegen grausame Ausübung von Macht. Die Option für die Schwachen und unterdrückten ist von Anfang an in der Bibel angelegt.

Ein letzter Gedanke zu dieser Berufungsgeschichte: in der evangelischen Tradition halten wir das Priestertum aller Gläubigen hoch. Die Erfahrung, sich unmittelbar angesprochen und gemeint zu fühlen, kann Menschen überall ereilen.

 

Gedanken zu Lk 4, 21-30:

Der Prophet gilt nichts im eigenen Lande! Dabei geht es gar nicht um den Inhalt der Botschaft, die Jesus in der Synagoge zu Nazaret den Menschen verkündete. Sondern dass er der Sohn des Tischlers Josef ist. Wie kann dieser dann ein Gesalbter Gottes sein?

Schein und Sein: Oft bestimmen die Etikette die Wahrnehmung. Wir Menschen lassen uns oft dadurch blenden und fangen gar nicht an, über den Sinn der Botschaft nachzudenken. Diese steht in V. 18+19: „Die Geistkraft der Lebendigen ist auf mir, denn sie hat mich gesalbt, den Armen frohe Botschaft zu bringen. Sie hat mich gesandt, auszurufen: Freilassung der Gefangenen und den Blinden Augenlicht! Gesandt, um die Unterdrückten zu befreien, auszurufen ein Gnadenjahr der Lebendigen!“ (Bibel in gerechter Sprache)

Die Option für die Armen und Schwachen, das Eintreten für die Unterdrückten, das Aufbegehren gegen ungerechte Strukturen – das ist die frohe Botschaft!

Pfarrer Klaus Göke, Ev. Kirche von Westfalen