o6.o1.25 – Epiphanias / Erscheinung des Herrn / Dreikönigstag

ev. Predigttext kath. 1. Lesung kath. 2. Lesung kath. Evangelium
Mt 2, 1-12 Jes 60, 1-6 Eph 3, 2-3a.5-6 Mt 2, 1-12

Matthäus 2,1-12

Den Magiern sagt man ihrer Geschenke wegen nach, sie hätten sich aus Persien, der arabischen Halbinsel und aus Äthiopien auf den Weg nach Bethlehem begeben, um das Kind zu besuchen, von dem sogar die Sternenwelt spricht. Wer bringt heute solche Fernreisen zu Fuß oder auf dem Rücken eines Kamels hinter sich? Dieser lange Pilgerweg half den Sterndeutern, ihrem Schöpfer auf die Schliche zu kommen und ihn schließlich anzubeten.

Darauf folgten die knapp 500 Kilometer nach Ägypten von Maria und Josef mit dem Neugeborenen, mit denen sich Gottes Sohn mit allen Flüchtlingskindern dieser Welt solidarisierte: alles ohne Flugzeug, Schnellzug oder Auto.

Ich stelle mir vor, wie Maria und Josef auf ihrer Flucht jeden Abend unter dem Sternenhimmel ihrem Schöpfer für ihr Leben und das ihres Verheißungskindes dankten, um es ihm jeden Morgen vor Sonnenaufgang erneut anzubefehlen.

Später zog Jesus zu Fuß von Dorf zu Dorf, um den Vielen zu begegnen, die auf ihn gewartet und gehofft hatten. Hätte er das Auto genommen, hätte das Evangelium die Menschen im Abseits auf den Gassen und Nebenstraßen nicht erreicht.

Da tun wir uns keinen Gefallen, mit dem Auto zum Bäcker und die Kinder zur Schule zu fahren, wie selbstverständlich in den Urlaub zu fliegen und aus bequemer Gewohnheit alles zu tun, den Fuß- oder Radweg zur Kirche zu meiden. Wir könnten auf solchen Fahrten den Schöpfer verpassen, der auf dem Fuß- oder Radweg bereits sehnsüchtig auf uns wartet.

„Die kurvige Fahrt durch den dichten Nebel dauert gefühlt schon Stunden. Es ist anstrengend, im Dunkeln den Lichtkegeln zu folgen, die vom weißen Nichts abprallen. Wann kommt der nächste Leitpfosten in den Blick, oder verlasse ich gerade schon die Straße? Die Heizung im sich suchend vortastenden Kleinwagen wummert. Sie muss die Wärme vom überhitzten Motor auf der Passstraße abziehen. Müdigkeit legt sich auf meine Augendeckel, doch es ist nichts in Sicht, wo ich sicher anhalten könnte. Also Fenster auf, frische Luft holen, frieren und schwitzen zugleich. Fenster wieder zu, Augendeckel runter, in einer breiten Kurve anhalten, lauschen, ob ein Auto folgt, ums Auto rennen, wach werden, wieder einsteigen. Orientierungslos weiterirren. Wo bin ich? Wer bin ich? Was mache ich überhaupt hier? Wohin will ich eigentlich und warum ausgerechnet jetzt, mitten in der Nacht?

Ich denke an die nachtreisenden Zauberer aus dem Morgenland. Sie verfolgen einen Stern. Was aber, wenn sich Wolken über das Firmament legen oder wenn sie in der mondlosen Nacht zu wenig sehen, um sich gefahrlos dem Reisekamel anzuvertrauen? Ständiges Absteigen, blindes Vortasten im Dunkeln, verzweifelt aufgeben und in der Dämmerung dann doch den Hügel anpeilen, über dem sie den Stern zuletzt gesehen haben.

Immer höher zwingt sich das Auto. Auf einmal reißt der Nebel auf und liegt unter mir. Die Lichtkegel werden unsichtbar und zeigen mir jedes Detail in der baumlosen Landschaft unter dem prächtigen Sternenzelt.

Ich halte an, mache das Licht aus, steige aus. Alle Müdigkeit ist wie verflogen. Der Himmel ist nicht mehr dunkel, sondern erfüllt vom Glanz unzähliger Galaxien, Sternennebel, Licht anziehender, schwarzer Löcher und strahlender Sternenhaufen. Ich staune, lausche der Stille und gleite mehr unbewusst als bewusst in das Lob meines Schöpfers.“ Aus: Klaus-Peter Lüdke: Mehr Schöpfer wagen. Ökologische Spiritualität 18.
 

Jesaja 60,1-6

„Mache dich auf, werde licht; denn dein Licht kommt,
und die Herrlichkeit des Herrn geht auf über dir!“

Das ist eines der schönsten Bibelworte für Freundinnen solaren Bauens und solarer Energiegewinnung. Häuser nach der Sonne auszurichten und deren Energie von morgens bis abends zum Heizen, Kühlen oder zur Stromerzeugung zu ernten und zu speichern, ist ein verheißungsvoller Weg zur Emissionsneutralität. Doch für mich ist es ein noch bedeutsameres Wort, das in einem einzigartigen Bild wiedergibt, was Glaube ist: Werde durchlässig für die Liebe und Gnade Gottes! Stell dich ihr in den Weg, dass sie dich berührt, durchdringt und durchscheint. Das setzt Kräfte in dir frei, mit denen du nicht nur gestärkt durchs Leben gehst, sondern mit denen du das Netzwerk der Menschen und Geschöpfe in deinem Umfeld mit ebenderselben Liebe und Güte bereicherst, mit der du vom Schöpfer berührt worden bist. Es ist ein Bild, das für den täglichen Aufgang der Liebe und Güte Gottes steht und, wie bei Jesaja angedeutet, für den einzigartigen Aufgang der Herrlichkeit Gottes, den wir in Jesus Christus erlebt haben. Durch dessen Auferstehung und Geist will der Schöpfer gar nicht mehr aufhören, wohltuende Strahlungsenergie zu erzeugen.

Welche Finsternis bedeckt das Erdreich? Assoziationen:
Fossile Verbrennung, Tod, Hölle, Erdöl, Ölfilm, Sünde, Ölpest, Schuld, Partikel, Auspuff, Abgrund, Ruß, Teersand, Feinstaub, Krieg, Steinkohle, Kohlestaub, Braunkohle, PS-Schlitten, Auspuffgase, feuriger Pfuhl, Grubenfunzel, Abgasschlote, Teerschlämme, Rohstoffhunger, Dunkel

Assoziationen zur aufgehenden Herrlichkeit:
Liebe und Leben, Licht und Sonne, erneuerbar, Recycling, Wertstoffe, Friedefürst, Überleben, Schöpfung, Vergebung, Evangelium, Gebetskraft, Photovoltaik, Windenergie, Reich Gottes, Photosynthese

 

Gebetsimpuls:
Himmlischer Schöpfer,
geh nicht nur über mir auf,
dass ich Deine Herrlichkeit sehe,
berühre mich nicht nur
in wohltuender Weise,
dass ich Deiner Gegenwart
gewiss werde, sondern
durchdringe mich
mit Deiner Herrlichkeit,
dass ich ganz licht werde,
durchlässig für Dein Wort,
durchdrungen von Deiner Liebe
durchweht von Deinem Geist.

 

Epheser 3,2-6:

Es geht im Vordergrund um die Aufhebung vom Gesetz durch das Evangelium. Die Liebe Gottes im Umgang untereinander und mit der Schöpfung sind nun der ethische Maßstab. Sie hat die früheren Sündenkataloge und Gebote abgelöst.

Die drei Bilder, die Paulus (oder seine Schule) dabei benutzt, sind auch in ökologischer Hinsicht bedeutsam:

Wir sind Miterb*innen der uns von Gott anvertrauten Erde. Daraus resultiert eine hohe Wertschätzung und Verbundenheit mit den uns umgebenenden Menschen und Geschöpfen in deren Lebensräumen.

Wir gehören zum Leib Christi. Wenn ein Glied leidet, leiden alle mit. Wenn das Evangelium der ganzen Schöpfung gepredigt ist (Markus 16,15), dann ließe sich das Bild des Leibes Christi gedanklich auf alle Geschöpfe ausweiten.

Wir sind Mitgenoss*innen der Verheißung in Christus. Wir sind nicht alleine unterwegs, sondern teilen das Anliegen der mit der Schöpfung versöhnten Menschheit mit dem Judentum. Und wenn wir hinschauen, können wir auch anderen Religionen und Traditionen die Hand reichen, die die Wertschätzung des Lebendigen zum Inhalt haben.

Klaus-Peter Lüdke, Ev. Kirche in Württemberg