Ostermontag (10.04.23)

Ostermontag


ev. Predigttext kath. 1. Lesung kath. 2. Lesung kath. Evangelium
Lk 24,13-35 Apg 2, 14.22-33 1 Kor 15, 1-8.11 Lk 24, 13-35 oder
Mt 28, 8-15

Die Texte für diesen Feiertag, der vermutlich in vielen gemeinden nur noch von wenigen wahrgenommen wird, sind austauschbar mit den Texten für Ostersonntag. Sie haben alle das gemeinsame Thema Auferstehung. Ich habe deshalb meine Gedanken zur Nachhaltigkeit am Ende für alle drei Texte zusammengefasst.

Lk 24,13-35 - Predigtimpuls

Die Emmausge­­schich­te ist eine der schönsten biblischen Weggeschichten. Sie erzählt den Weg von der Trauer zum Leben, vom Tod zur Auferstehung und vom Alleinsein zur Gemeinschaft im Abendmahl.

Die beiden Trauernden verlassen den Ort des Todes und wollen alles hinter sich lassen, aber der Schmerz wan­dert mit ihnen mit. Sie versuchen Halt aneinander zu finden und trauern gemeinsam, indem sie über ihren Kummer sprechen. Es ist so wichtig, jemand zum Reden zu haben, eine Person, die mitfühlt und die mittrauert. Manchmal ist es gut, wenn Men­schen auf ih­rem Trauerweg noch jemand Drittes treffen. Eine Person, die einfach nur zuhört. So wie es Jesus in dieser Geschichte tut.

Erst als die beiden dem geduldig Zuhö­ren­den ihr ganzes Leid geklagt haben, mischt er sich ein. Denn erst nach einem langen und geduldigen Weg des Mitge­hens und Zuhörens kann es sinnvoll sein, sich einzumischen. Dazu gehört das richtige Gefühl für Distanz und Nähe. Solche Ein­mischung kann vielleicht sogar in dem, was geschehen ist, Sinn erschließen und den Blick ein wenig öffnen.

Erst als er für sie das Brot bricht, wird ihnen klar, wer da schon die ganze Zeit an ihrer Seite ist.

In dieser vertrauten Handlung greift sozusagen das Leben wieder nach den Trauernden und sie erfahren Jesus als den Lebendigen. Ihre Augen werden geöffnet. Sie finden zurück ins Leben. Ihnen wird bewusst, dass sie schon die ganze Zeit nicht so allein und verlassen waren, wie es ihnen vorkam. Sie konnten es nur nicht sehen. Diese Erkenntnis gibt ihnen so viel neue Energie, dass sie sich mit neuer Kraft und neuem Mut auf den Weg manchen können.

So kann der Trauerweg zu einem vorläufigen Ende kommen. Menschen wenden sich wieder neu dem Leben zu. Das Vertrauen darauf, dass Jesus bei ihnen ist, auch wenn sie es nicht immer gleich merken sollten, gibt Menschen Mut. Die Anhänger und Anhänge­rinnen Jesu haben es als ihren Auftrag empfunden, ihre Erfahrung weiterzugeben. Sie nahmen sich vor: weil Jesus lebt, gehen wir weiter auf dem Weg, den er begon­nen hat. Nämlich auf dem Weg ins wahre Leben in seiner ganzen Fülle, ein Leben in Gottes Nä­he, geborgen in Gottes Liebe.

Apg 2, 14.22-33 - Predigtimpulse

Die Geschichte der Apostelinnen und Apostel richtet sich an verschiedene Gemeinden mit dem Ziel, Hilfestellung zu geben beim Aufbauprozess christlichen Lebens im persönlichen Umfeld und in der Gemeinschaft. Dabei wird davon ausgegangen, dass sich die verheißene gute Botschaft in Jesus erfüllt hat und in den Gemeinden durch die Geisteskraft weiterhin befreiende und verändernde Wirkung zeigt.

Wo Gottes Geist wirkt, da wachsen Menschen über sich hinaus. Da werden Menschen zum Beispiel fähig zur Gemeinschaft mit anderen, da entstehen Verständnis und Liebe. Da können plötzlich die unterschiedlichsten Menschen miteinander reden, sich über ihren Glauben austauschen, ihre Gefühle äußern. Von solch einem Ereignis erzählt diese Geschichte. Da erreicht Petrus mit seiner eindringlichen Predigt die Herzen vieler. Er erklärt ihnen, warum die Jüngerinnen und Jüngern Gott so eifrig loben können, obwohl Jesus gekreuzigt worden ist. Gott hat ihn auferweckt, sagt er, und Gott hat ihn zum Herren über alle Welt gemacht und das sollen alle erfahren!

1 Kor 15, 1-8.11 - Predigtimpulse

Paulus macht hier viele Worte und dazu auch noch hoch komplizierte, um die Menschen in Korinth davon zu überzeugen, dass an Ostern etwas Außerordentliches geschehen ist, was unser ganzes Leben verändern sollte.

In Korinth gab es etliche, die verunsichert waren, große Zweifel und Fragen hatten, nachdem Paulus wieder weitergezogen war, was ich sehr verständlich finde. Eigentlich ist es doch fast verrückt, was uns da zugemutet wird! Wider alle Vernunft, entgegen all unseren Erfahrungen sollen wir glauben, dass da einer den Tod überwunden hat? Wo soll sich denn in unserer Welt zeigen, dass das Leben siegt, dass Gott stärker ist als der Tod? Wir erleben das doch meistens ganz anders.

Paulus gibt sich große Mühe auch alle kritischen und skeptischen Leute zu überzeugen. Deshalb holt er so weit aus und bringt alle möglichen Argumente um klar zu stellen, was der Kern christlichen Glaubens ist. Es ist wohl ein festes Stück alter Überlieferung, vermutlich eine Art Osterlied, das Paulus hier zitiert: Jesus Christus ist für unsere Sünden gestorben, wie es die Schrift schon sagt. Er wurde begraben und am dritten Tag aufgeweckt nach der Schrift.

Der auferstandene und lebendige Jesus Christus als Urgrund der Kirche, als Basis ihrer Mission und ihrer Predigt - das ist die Kraft, die es Paulus möglich macht, allen Gefahren und Leiden zu trotzen, denen er sich ausgeliefert sieht. Es ist die Kraft, die ihn stärkt, die ihn Todesangst überwinden und Unglaubliches vollbringen lässt.

Paulus erzählt in seinem Brief keine Geschichten. Das finde ich zwar manchmal ein bisschen schade. Denn die Geschichten würden wir vielleicht besser verstehen. Genau so wenig erklärt Paulus, wie die Auferstehung geschehen ist. Er spricht von den Auswirkungen der Auferstehung Jesu Christi auf sein persönliches Leben und auf das Leben aller, die daran glauben. Das feste Fundament, auf dem sie aufbauen können.

Bezug zur Nachhaltigkeit

Für mich haben all diese Texte einen grundlegenden gemeinsamen Bezug zur Nachhaltigkeit. Es handelt sich ja um klassische Ostertexte, die die Bedeutung der Auferstehung auf unterschiedliche Art darstellen. Bei Lukas und Matthäus auf narrative Art, in der Geschichte der Apostelinnen und Apostel und auch im Brief an die Gemeinde in Korinth auf eher dogmatische Weise. Entscheidend ist doch aber, wie die Anhängerinnen und Anhänger Jesu ihren Glauben an den Sieg des Lebens gelebt und weitergegeben haben. Sie haben in ihrer Gemeinschaft erlebt, wie es sich bewahrheitet hat, dass die Liebe überlebt. Die Osterbotschaft ist in ihrem Leben lebendig geworden. Nämlich indem sie versucht haben, das zu leben, was Jesus gepredigt und ihnen vorgelebt hat. Sie haben zunächst einmal miteinander ihre Trauer und ihre Angst geteilt, sich vermutlich gemeinsam versteckt vor den Vertretern der römischen Staatsmacht. Osterfreude kam vermutlich erst viel später richtig auf, indem die Osterbotschaft Hand und Fuß bekam, lebendig wurde im gemeinsamen Bewältigen der Verfolgungssituationen, der Ängste und des Leidens.

Nirgends wird darüber spekuliert wie die Auferstehung geschehen sein kann. All den Zeuginnen und Zeugen des christlichen Glaubens bis heute ist aber gemeinsam, dass sie davon erzählen, welche Erfahrungen von Auferstehung sie gemacht haben.

Auch wir könnten da sicher einiges beitragen. Erfahrungen, die für uns Auferstehung lebendig gemacht haben. Vielleicht war es gar nichts furchtbar Spektakuläres, aber trotzdem etwas, was uns neue Hoffnung gegeben hat. Millionen von solchen kleinen und großen Ostergeschichten gibt es in unserer Welt, und es lohnt sich, sie miteinander zu teilen und sie weiterzuerzählen. Denn das tut uns gut. Unser Glaube, unser Gottvertrauen werden dadurch gestärkt.

Das kann uns immer wieder Kraft geben, damit zurecht zu kommen, wie unsere Welt aussieht, dass Kriege geführt werden, dass Unmengen von Geld in Waffen investiert werden anstatt in dringend notwendige sinnvolle Dinge wie Maßnahmen gegen den Klimawandel und Bekämpfung der Armut in der Welt. Uns allen wird durch diese starken Bilder und Texte die Botschaft übermittelt, dass Gott in Jesus gezeigt hat, dass Gottes Liebe und Gottes Leben alles durchdringen wollen. Gottes Leben ist für alle da und lässt sich nicht umbringen und unterdrücken. All unsere Erfahrungen mit Sterben und Tod sollen uns nicht mehr dauerhaft die Freude am Leben nehmen. Aus dieser Hoffnung heraus können wir immer wieder kleine und größere Schritte tun, hin zu mehr Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung.

Die ehemalige Lübecker Bischöfin Bärbel Wartenberg-Potter, die aus der Pfalz stammt, hat es so ausgedrückt:

Auferstehung - verstehe ich jetzt ist Irritation
nicht Triumph
eine langsam
aus der Nacht wachsende Kraft
die den Felsen sprengt.

Martina Horak-Werz, Neustadt