Osternacht / Ostersonntag (12.04.20)

Osternacht / Ostersonntag


ev. Predigttext kath. 1. Lesung kath. 2. Lesung kath. Evangelium
Nacht: 2 Tim 2,8-13
Tag: 1 Kor 15,(12-18) 19-28
Nacht (1. Les.): Gen 1, 1 - 2, 2
N. (2. Lesung): Gen 22, 1-18
N. (3. Lesung): Ex 14, 15 - 15, 1
N. (4. Lesung): Jes 54, 5-14
Tag: Apg 10, 34a.37-43
N. (5. Les.): Jes 55, 1-11
(6.): Bar 3, 9-15.32 - 4, 4
(7.): Ez 36, 16-17a.18-28
(Epistel): Röm 6, 3-11
T.: Kol 3, 1-4 od. 1 Kor 5, 6b-8
Osternacht: Mt 28, 1-10

am Tag: Joh 20, 1-18

Predigtsituation – Kirchenjahreszeit

Der Ostersonntag hat als zentrale Botschaft die Auferstehung Jesu Christi. Gott und die Welt werden als großes Ganzes in den Blick genommen. Die Erlösung durch Jesus Christus ist gewissermaßen die Nachhaltigkeit schlechthin.

Es trifft den Charakter des Gottesdienstes nicht, wenn in der Osternacht oder am Ostermorgen der Schwerpunkt auf konkreten Einzelaktionen (fairer Kaffee, saubere Meere usw.) gelegt würde.

An Ostern steht die Rettung der Welt als ultimative Veränderung im Mittelpunkt und damit lässt sich die Frage nach unserem grundsätzlichen Handeln als Gerettete in dieser Welt verknüpfen.

Für die Osternacht und den Ostersonntag gibt es eine Vielzahl von Lesungstexten, daher musste ich mich auf vier Texte begrenzen, die die stärksten Bezüge zu Nachhaltigkeit aufweisen.

1. Korinther 15, (12-18) 19-28

Exegetische Hinweise

Paulus verknüpft zwei Aussagen über die Bedeutung Jesu: zum einen die Auferstehungsverkündigung und zum anderen den Tod Jesu als heilsbringende Wirkung. Jesus ist der Heiland trotz seines Todes und Jesus ist der Heiland wegen seines Todes1. (S. 137)

In der Verknüpfung wird der gekreuzigte Jesus (= Davidssohn) gleich dem himmlischen Messias (= Gottessohn).

Die Adam-Christus-Typologie, die in Röm 5 weiter ausgeführt wird, bezeichnet Adam als Gegenbild des Menschen Jesus Christus2. (S. 311)

Assoziationen

● Für jedes Problem gibt es eine Lösung - sogar für den Tod. Der eine isst den Apfel und bringt den Tod, der andere nimmt den Tod und verwandelt ihn in die Auferstehung. Das ist die echte Todbeseitigung (ähnlich wie Müllbeseitigung). Aus alt mach neu, aus Tod wird Leben.

● Das Reich Gottes ist das Ziel, das Gott durch Christus erreichen wird. Was bleibt da eigentlich für uns Menschen zu tun?

Bezug zu Nachhaltigkeit

Zunächst einmal können wir nichts zu unserem Heil tun, Gott hat in Christus schon alles getan. Die Freiheit von der Knechtschaft hin zur Kindschaft Gottes führt allerdings zwangsläufig zum Handeln in der Welt. Durch Gottes riesiges kostbares Geschenk bleibt uns Menschen nur die Aufgabe, pfleglich mit seiner Welt umzugehen.

Genesis 1, 1 - 2, 2

Exegetische Hinweise

Die Priesterschrift wird auf die spätexilisch-frühnachexilische Zeit datiert und vertritt einen konsequenten Monotheismus.

„Schöpfung und Sinai bilden den Rahmen um die ( ) Heilsgeschichte, wie die Aufnahme der zeitlichen Gliederung der Schöpfung von sechs und einem Tag (Gen 1,1-2,3) zum Auftakt der Sinaioffenbarung (Ex 24,15b-25,1) zeigt.“3 (S. 244)

Das Ziel der Schöpfung sind die im Exodus befreiten Israeliten. Dazwischen ereignet sich die Stiftung der Ordnung für das jüdische Leben.4 (S. 244)

Assoziationen

● Gottes Handeln setzt den Rahmen, das Spiel des Lebens findet darin statt.

● AT: Schöpfung und Befreiung / NT: Schöpfung und Erlösung

Bezug zu Nachhaltigkeit

Das eigene Leben befindet sich in dem großen Zusammenhang, den Gott schafft. Es gibt ein „Woher“ und ein „Wohin“. Und das Gebot der Liebe dazwischen.

Für das Thema Nachhaltigkeit ist es ebenfalls wichtig, den großen Zusammenhang in den Blick zu nehmen, um einerseits aktiv zu werden und andererseits das Vertrauen in Gott nicht zu verlieren.

Das Ziel im AT ist die Befreiung, im NT ist es die Erlösung. Das Ziel der Nachhaltigkeit ist letztendlich das Reich Gottes. Mit Gottes Hilfe kann ich daran bauen.

Jesaja 55, 1-11

Exegetische Hinweise

„Der Monotheismus Deuterojesajas markiert einen elementaren Durchbruch in der Religionsgeschichte des antiken Israel.“ (…) Dies „steht in einem direkten sachlichen Zusammenhang mit seiner Herrscherkonzeption: Wenn der Weltenherrscher Kyros als göttlich legitimierter König über Israel herrschen soll, dann ist umgekehrt deutlich, dass Gott selber, dessen irdischer Stellvertreter Kyros ist, die ganze Welt beherrscht“5. (S. 344)

Assoziationen

● Wer bin ich im großen Ganzen und was geht schief, wenn ich nicht nach Gott frage?

● „Höret, so werdet ihr leben“ spricht Gott (!)

Bezug zu Nachhaltigkeit

Jes 55 ist eine Rede Gottes (durch Jesaja). Es geht um die konkrete eins zu eins Beziehung jedes Menschen zu Gott. Die Aufgabe des Menschen ist es, Gott zu suchen, ihn anzurufen und auf ihn zu vertrauen. Gottes Handeln ist die Zusage seines ewigen Bundes.

Bei allen Nachhaltigkeitsfragen ist die Gefahr groß, dass wir Menschen die Welt alleine retten wollen. Es sollte deutlich werden, dass es um Gottes Schöpfung geht und dass seine Gedanken und Wege höher sind als unsere. Das lehrt uns Demut und Achtsamkeit.


Baruch 3, 9-15.32 - 4, 4

Exegetische Hinweise

Das Buch Baruch besteht aus einem Dreischritt „Abkehr von der Sünde - Umkehr zur Tora - Heimkehr nach Israel“6 (S. 568) und dem Brief Jeremias. Es ist nach dem Makkabäeraufstand (163/162 v. Chr.) entstanden.

Der Lesungstext ist eine Mahnrede, die Israel zur Umkehr zur Tora aufruft. Die Theologie ist im Umkreis des deuteronomistischen Denkens beheimatet. „Israel steht seit dem Exil unter dem Gericht Gottes, kann aber durch Buße und Umkehr zur Tora nun ins Heil gelangen.“7 (S. 569)

Assoziationen

● Gott ist die Quelle der Weisheit, da musst du hin!

● Abkehr - Umkehr - Heimkehr

Bezug zu Nachhaltigkeit

Abkehr von Sünde - Umkehr zum Gesetz - Heimkehr ins Gelobte Land.

Das klingt mit Blick auf Nachhaltigkeit so:

Abkehr von Umweltsünden - Umkehr zu Naturschutzgesetzen - Heimkehr in Gottes gute Schöpfung / ins Reich Gottes / in ein neues Gelobtes Land.

Alle katholischen Lesungen sind aus dem Alten Testament und haben die Darstellung des großen Zusammenhangs von Gott, Welt und Mensch gemeinsam.

An Ostern wird dieser Zusammenhang um Jesus Christus erweitert und neu definiert. Gott bleibt der Schöpfer (Gen), der Weltherrscher (Jes) und der Richter (Bar) und wird nun durch Jesus Christus zum Erlöser.

Offensichtlich weiß Gott am Besten, was Nachhaltigkeit bedeutet.

Ivonne Heinrich, Diedenbergen/Weilbach

Literatur

1+2 P. Pokorný, U. Heckel, Einleitung in das Neue Testament, Tübingen 2007.
3+4 J. Chr. Gertz (Hg.), Grundinformation Altes Testament, Göttingen 2009
J. Chr. Gertz (Hg.), Grundinformation Altes Testament, Göttingen 2009
6+7 J. Chr. Gertz (Hg.), Grundinformation Altes Testament, Göttingen 2009