Osternacht / Ostersonntag
ev. Predigttext | kath. 1. Lesung | kath. 2. Lesung | kath. Evangelium |
Osternacht: Kol 3,1-4 Ostersonntag: Mk 16,1-8 |
Nacht (1. Les.): Gen 1, 1 - 2, 2 N. (2. Lesung): Gen 22, 1-18 N. (3. Lesung): Ex 14, 15 - 15, 1 N. (4. Lesung): Jes 54, 5-14 Tag: Apg 10, 34a.37-43 |
N. (5. Les.): Jes 55, 1-11 (6.): Bar 3, 9-15.32 - 4, 4 (7.): Ez 36, 16-17a.18-28 (Epistel): Röm 6, 3-11 T.: Kol 3, 1-4 od.: 1 Kor 5, 6b-8 |
Nacht: Lk 24, 1-12
Tag: Joh 20, 1-18 |
Der Verfasser hat sich auf die Bibelstellen beschränkt, die sich ihm unmittelbar unter Aspekten der Nachhaltigkeit erschließen. Die Osterpredigt folgt oft traditionellen Mustern, da die Texte der Evangelien wenig Spielraum für eine nachhaltige Auslegung zu bieten scheinen. In einer Einführung überträgt der Verfasser den Auferstehungsgedanken der Überwindung des Todes durch das Leben, also die Liebe, auf die ganze Schöpfung. Die folgenden Bibelstellen werden angesprochen: Mk, 16, 1-8, Lk 24, 1-2 und Joh 20, 1-9 sowie Apg 10, 24a.47-42. Zu Mk und Apg folgen zudem eigene Impulse.
Einführung: Durchbruch zum Leben - Aspekte der Nachhaltigkeit in der Osterbotschaft
Was bedeutet Auferstehung von den Toten im Blick auf Nachhaltigkeit? Die Ostererzählungen scheinen zunächst wenig Ansatzpunkte für eine nachhaltige Auslegung zu bieten. Wenn wir aber Ostern nicht verengt auf den auferstandenen Christus und seine Begegnung mit den Jüngern, damit natürlich auch auf uns selbst, beziehen, können die Aspekte der Nachhaltigkeit in den Ostergeschichten der Bibel greifbar werden: Ostern ist ein kosmisches Geschehen, das die ganze Schöpfung umgreift, eine Schöpfung, die „bis zum heutigen Tag seufzt und in Geburtswehen liegt“ (Röm 8, 22) und selbst auf Erlösung wartet. Der Auferstandene wird zum kosmischen Christus. Vor allem Paulus entwickelt diesen Gedanken: Für ihn ist Christus „das Bild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene der ganzen Schöpfung. … alles ist durch ihn und auf ihn hin geschaffen. Er ist vor aller Schöpfung, in ihm hat alles Bestand“ (Kol 1,12–20) und Gott hat beschlossen, „das All in Christus als dem Haupt zusammenzufassen, was im Himmel und auf Erden ist, in ihm“ (Eph 1, 10). Ihm ist „alle Vollmacht gegeben im Himmel und auf Erden“ (Mt 28, 18). Paulus spricht von diesem kosmischen Christus als „Leib“: Wir, die Menschen, sind aber „der Leib Christi und jeder Einzelne ist ein Glied an ihm“ (1 Kor 12,27). Ostern ist also nicht nur Durchbruch zum Leben für uns, sondern für die ganze Schöpfung, für Natur und Kosmos. Dieser Aspekt sollte in der österlichen Verkündigung nicht unterschlagen werden.
Gleich die erste Seite der Heiligen Schrift bietet einen wunderbaren Ausgangspunkt: Die Welt ist Schöpfung, ins Leben gerufen durch Gott. „Und siehe, es war sehr gut“ (Gen 1, 31). Aber ist diese Welt nicht voller Leid und Schmerz? Wie ist das mit dem Bild vom allmächtigen Gott, der gut ist und dessen Güte die Welt erfüllt, zu vereinbaren? Das Bild von der „Welt in Wehen“ zeigt, es ist eine Welt im Wandel, im Werden und in Entwicklung. Gott hat Freiheit in diese Welt hineingegeben. Entwicklung und Freiheit sind Quellen von Leid und Schmerz. Und der Tod? Die Sünde? Todsünde können wir verstehen als Rückzug auf das Ego, Verlust der Sozialdimension, als rücksichtsloses Durchsetzen meiner Interessen gegen den Anderen, das Andere, das die Gemeinschaft mit Welt und Mensch zerstört? (siehe die Erzählung vom Sündenfall, Gen 3, 1-24, und Kain und Abel, Gen 4, 1-16). Das Geheimnis dieser Welt ist aber die Liebe. Schöpfung ist ein Liebesakt Gottes. Vielleicht müssen wir Welt und Natur mit den Augen der Liebe betrachten. Liebe ist ein Phänomen, das in einem Raum völliger Machtlosigkeit geschieht. Zwischen Liebenden ist kein Verhältnis der Macht, des Oben und Unten, der Herrschaft, der Unterwerfung, der Gewalt. Liebe ist ohnmächtig, aber sie ist Raum und Wesen Gottes. Wir wissen, dass Liebe nicht ohne Leid und Schmerz, nicht ohne das Kreuz zu haben ist. Vielleicht müssen wir nicht vom liebenden, aber vom „Alleskönner“-Gott Abschied nehmen. Dieser Gott nimmt selbst ohnmächtig Leiden und Schmerzen auf sich – und er liebt unendlich. Wo aber Liebe ist und sich entfaltet, bewirkt sie alles, nämlich: „Und siehe, es war sehr gut.“ Und die erlösungsbedürftige Welt wird in der Ohnmacht des Kreuzes, im Geschehen der unfassbaren Liebe Gottes, der Liebe zwischen Vater und Sohn, befreit hinein die Lebenssphäre Gottes. Und die ist nicht jenseits, sondern mitten in dieser Welt. Und Ostern ein Geschehen, das hier und heute, mitten im Leben, stattfindet, wo das Kreisen um das Ego überwunden, die soziale Dimension neu hergestellt, Gemeinschaft wieder möglich, Welt und Mensch lebendig und fruchtbar für das Leben werden. Überall wo das Leben gemehrt und nicht gemindert wird, ist Ostern, Gegenwart der Lebenssphäre Gottes.
Ist das nicht sehr wirklichkeitsfremd, ja -verleugnend gedacht? Das Leiden und die Schmerzen in der Welt, unter den Menschen, aber auch in Natur, Pflanzen- und Tierreich sind doch unermesslich, ja unerträglich. Fressen und gefressen werden! Ein Grundgesetz der Welt, der Natur? Wir Menschen haben daran erheblichen Anteil: Morden, plündern, fressen, vernichten. „Was ist das, was in uns hurt, lügt, stiehlt und mordet?“ (Georg Büchner) Wir töten und essen Tiere, wir sondern Menschen aus, erniedrigen sie, beuten sie aus und bringen sie um. Viele Menschen leiden nicht darunter, nehmen dies nicht einmal als „Problem“ wahr. Ich weigere mich, diesem Leiden, diesen Schmerzen einen Sinn abzugewinnen. Vor Auschwitz muss alle deutende Rede verstummen. Und Gott? Ich kann mir keinen Gott vorstellen, der dieses Leiden ermöglicht und rechtfertigt. Der Gott Jesu tut das auch nicht. Er ist der mitleidende Gott. Ohnmächtig. Am Kreuz. Das Geheimnis Gottes weitet sich hier in die Unendlichkeit des Schweigens. „Von Gott können wir nichts wissen“, schreibt Thomas von Aquin. Es bleibt die Hoffnung: Leid, Schmerz und der Tod haben nicht das letzte Wort. Es gibt eine Erlösung. Alles Sterbende stirbt in Gott hinein, bricht wie durch einen Geburtskanal ins göttliche Leben; es findet seine Er-Füllung und vitale Vollendung. Alles, d.h. der gesamte Kosmos. Mit dieser Hoffnung können wir an der persönlichen Leiderfahrung als Menschen wachsen.
In Naturwissenschaft und Philosophie gibt es Ansätze eines neuen Denkens im Blick auf Welt und Natur: Andreas Weber, Biologe und Philosoph, fordert einen Perspektivwechsel: „Zurück zur beseelten Natur“ (s. ergänzend hierzu auch Peter Wohlleben: Das geheime Leben der Bäume). Einige Zitate aus einem Rundfunkvortrag, die Kernsätze von ihm wiedergeben:
„Ein Wesen ist nicht eine Seele, die einen Körper bewohnt wie ein mehr oder weniger schickes Konsumgut, sondern ein Stück Welt, das nur blühen kann, wenn andere mit ihm solidarisch sind. Was in einer solchen Sicht als erstes zu korrigieren ist, wäre dann die Rede von `der Natur´. Es würde helfen zu sehen, dass `die Natur´ ein Gewirr von sowohl lebensspendenden als auch tödlichen Gestaltungsprozessen ist, die Individuen formen wie die Meere ihre Wogen, und deren Essenzen wieder vermischen. Keiner ist einer, immer sind wir viele (was schon Goethe gewusst hat). Gut und schlecht sind unauflöslich vermengt. Wir alle sind Natur, weil wir alle Leben sind. Und wir alle sind nicht einer, sondern viele. Jedes Subjekt ist Gegenseitigkeit, bevor es Einheit ist. Das ganze Lebensreich ist „queer“ – gebrochen, widersprüchlich, nicht auf den sauberen Nenner einer Individualität zu bringen. Wir selbst haben in unserem Körper mehr Gene von unseren Darmbakterien als eigene. Ein Fünftel unserer DNA stammt von Viren, die vor langer Zeit unsere entfernten Vorfahren umgebracht haben, bis diese das infektiöse Erbgut als etwas Neues, Nützliches eingemeindeten. …
Die unaufhörliche Verwandlung des einen Individuums in das andere ist das große Geheimnis der Natur. In letzter Linie kann man sagen: Ökosysteme sind Liebesprozesse. Sie sind Liebesprozesse, nicht, weil in Wahrheit in der Natur alles nett und harmonisch wäre. Das ist es eben nicht. Aber alles ist Gegenseitigkeit, ein einander Durchmischen und ein gemeinsam sich Imaginieren. Das Individuum gedeiht nur dann, wenn es das Ganze nährt, und das Ganze nur dann, wenn das Individuum frei ist, es selbst zu sein.
Selbst fruchtbar sein, weil der andere fruchtbar ist, das ist für mich die Bedeutung des Liebens. Ökosysteme sind Liebesprozesse. Kein Wunder, dass wir uns in der Natur geliebt fühlen und uns dort auch nachweislich selbst mehr lieben – und andere. Die Baumblindheit des Sommers 2018 ist dann auch eine Liebesblindheit. Wer nicht essbar ist, ist nicht küssbar. Ich hoffe, dass Sie … bemerken, dass diese ökologische Idee von Liebe die Bereitschaft einschließt, für das Leben zu sterben. Wirklich werden heißt sterben lernen. Das kennen wir aus unseren seelischen Krisen. Es ist ein ökologisches Grundgesetz.“
Für mich klingt das nach Auferstehung in der Natur. Ist das nicht österliche Philosophie, österliche Naturwissenschaft?
Osternacht
Gen 1, 1 – 2, 2: Schöpfung – „Und siehe, es war sehr gut.“
Theologische Impulse
Die Erschaffung der Welt ist hier nicht als creatio ex nihilo, als Schöpfung aus dem Nichts gedacht, vielmehr schafft – oder baut – Gott aus dem „Tohuwabohu“, dem Urchaos der lebensfeindlichen Mächte Finsternis, Flut und Wüste die Welt als ein geordnetes Lebenshaus. Es entsteht die Welt als Paradies, als Ur-Utopie, in der alles Leben seinen Raum in einer lebensfreundlichen Ordnung zur freien Entfaltung findet. Gott selbst schafft diese Ordnung mit seiner systematisch ordnenden schaffenden Hand. Er schafft nicht nur den geordneten Raum, sondern auch die gegliederte Zeit. Beides braucht es, damit Leben sich in (Lebens-)Raum und (Lebens-)Zeit entfalten kann. „Nur gegliederte Zeiten sind erträgliche Zeiten“ (Fulbert Steffensky). Gott schafft den Raum, er schafft die Zeit und er schafft das Leben in einer unbegreiflichen Vielfalt und Fülle: Erde und Meere sind voll von Pflanzen und Tieren. „Gott sah, dass es gut war“ (Vv 10.12.18.25). Es entsteht vor uns ein paradiesischer Garten, eine Utopie des lebendigen Kosmos, die Gott als Schöpfer selbst entworfen hat: So ist es gut! So soll es sein!
In diesen Garten, in dieses „Paradies des Lebens“, setzt Gott „den Menschen als sein Bild, als Bild Gottes erschuf er ihn. Männlich und weiblich erschuf er sie“ (V 27). Mann und Frau sind „der Mensch“. Beiden kommt die Gottebenbildlichkeit und damit Menschenwürde in gleicher Weise zu. Es gibt da keine Abstufungen irgendwelcher Art. Sie sind von Gott als gleichwertig und gleichrangig gedacht, gewollt und - beauftragt. Und sie sind Partner Gottes, Dialogpartner. Gott braucht diesen Menschen als sein Gegenüber, das er liebt. Das Verhältnis von Gott und Mensch ist ein Liebesverhältnis. Wenn wir die Schaffung der Welt als Liebesakt Gottes betrachten (s.o. Einführung), ist in diese Liebe aber auch die ganze Schöpfung als Lebensraum alles Lebendigen und der Menschen einbezogen. Gott übergibt den Menschen die Erde, aber nicht zum Unterwerfen oder Beherrschen, nicht zum Ausplündern und Zerstören, sondern damit er sie als Beauftragter Gottes bewohne und schütze. Das hier stehende hebräische Wort heißt: „Setzt euren Fuß auf sie“ und meint: Nehmt die Erde in Besitz als zu schützenden Lebensraum für alle Lebewesen. Die Menschen sind hier als Gärtner, als fruchtbare Mehrer und Verteidiger des Lebens beauftragt. Dies entspricht dem Verständnis der Schöpfung als Liebesakt Gottes und: „Okösysteme sind Liebesprozesse“ (Andreas Weber, s.o. Einführung).
In Vv 29.30 übergibt Gott den Menschen und Tieren alle Pflanzen als Nahrung. Pflanzen werden hier noch nicht als Lebewesen gesehen. Die Zielvorstellung ist, dass die Erde nicht durch Tötung zur Fleischgewinnung in ein „Haus des Todes“ verwandelt werden soll. Kein Lebewesen soll auf Kosten von anderen Lebewesen leben. Es geht Gott um eine umfassende Entfaltung des Lebens in seiner neuen Welt und dessen konsequenten Schutz. Das Tötungsverbot wird zu einem zentralen Moment der biblischen Ethik. Erst nach der Sintflut, im Rahmen der Erneuerung des Bundes erlaubt Jahweh den Menschen, Fleisch zu essen (Gen 9, 1-7). Die Utopie des Paradiesgartens ist hier verschwunden. Mit der Zulassung „verantworteter Gewalt“ soll aber weiterhin die „alles zerstörende Gewalt“ gebannt und der Lebensraum von Welt und Mensch geschützt werden.
Den Schöpfungsakt beschließt die Ruhe Gottes am siebten Tag. Es ist der Schabbat als Tag der „Feier des befreiten Daseins“ (Alfons Deissler). Er ist Geschenk Gottes, ein Raum der Freiheit; wir feiern seinen Segen, der über allem liegt für ein gelingendes und gutes Leben.
Nachhaltigkeitsaspekte
Der Auftrag an den Menschen, sich die Erde „untertan zu machen“, schließt direkt an die Aussage von der Gottebenbildlichkeit an. Der Mensch ist Gottes Ebenbild, d.h. er soll es auch in der Schöpfung sein, ihm auch in seiner Weisheit ebenbildlich: Er soll es dem Schöpfergott ähnlich tun, in seiner Intention. Wenn die Schöpfung Liebesakt ist (s.o.), dann soll der Mensch sie auch wie einen solchen behandeln: Liebend, d.h. sie achtend, schützend, bewahrend, fördernd. Eben in der Weisheit Gottes. Der Auftrag, sich die Erde „untertan zu machen“, ist daran gekoppelt, diese Weisheit Gottes anzuwenden, sonst zerbricht die Legitimation dazu. Die Schöpfungserzählung ist Utopie, aber sie zeigt uns konkret Schönheit, Sinn, Würde und Verletzlichkeit der Schöpfung. So kann uns diese Dichtung eine Motivation sein, alle ökologischen Probleme und den immer drängender werdenden Klimawandel zu bekämpfen als Beauftragte für alles Leben in dieser Welt. Es gilt den Kapitalismus zu stoppen, der dem Leben keine Wertigkeit zuerkennt, sondern alles dem Gesetz der Gewinnmaximierung unterwirft. Jeder ist gefordert zum Engagement in seiner eigenen Lebenswelt, im Blick auf den persönlichen Lebensstil (Fleischkonsum!), und in der Politik.
Das Thema Sonntagsschutz bleibt aktuell, die Bemühungen zu seiner weiteren Aushöhlung sind offensichtlich. Viele Menschen verstehen das Schutzkonzept des Sonntags nicht mehr. Wir brauchen ihn aber als unerlässlichen Schutz des Lebensraumes und der Lebenszeit des Menschen, zum äußeren und inneren Auf- und Durchatmen, zum Hören auf die innere Stimme, zur Selbstfindung auch in der freundschaftlichen freien Begegnung mit lieben Menschen, auch zum zweckfreien Spiel: „Der Mensch ist nur da ganz Mensch, wo er spielt“ (Schiller). Der Mensch darf nicht Objekt und Opfer wirtschaftlicher Interessen werden.
Gen 22, 1-18: „Abrahams Bindung“ – Du wirst nicht töten!
Theologische Impulse
Alle drei Buchreligionen kennen diese Geschichte. Die Einheitsübersetzung überschreibt sie mit: Die Erprobung Abrahams. Die jüdische Tradition spricht von der „Bindung Isaaks“. Die Anstößigkeit der Geschichte besteht bis heute, trotz aller theologischen Deutungsversuche. Abraham soll seinen Sohn töten, ihn als Opfer für seinen Gott schlachten wie ein Stück Vieh. Was für ein Gott ist das?
Wir haben es hier mit einer Entwicklung des Gottesbildes zu tun und einer damit verbundenen vertieften Glaubenserkenntnis. Die Abrahamsgeschichte ist das Beispiel einer revelatio in fieri, einer Offenbarung im Werden. Ich folge Gedanken von Günter Siener: Wir begegnen hier dem Gott El, dem Auge-um-Auge-Gott, der noch Opfer verlangt (V 2), aber sich wandelt zum Gott Jahweh, dem Liebhaber des Lebens, der Leben schafft und schützen will (V 11): „Die Erzählung von der aufgehobenen Opferung Isaaks spannt einen Bogen von einem archaischen gewaltbereiten Gottesbild zu Jahwe, der das Leid sieht, also Mitleid hat. Sie will auch uns auf diesem Weg mitnehmen. Auf diesem Weg zeigt sich Abraham mutig und lernbereit, denn er wagt die Umkehr von einem Gott der Gewalt zu einem Gott des Lebens und der Fürsorge (`Jahweh sieht´, V 14). Indem er Isaak nicht opfert, obwohl dies von der Tradition vorgesehen ist, bricht er mit den gängigen Geboten und kulturellen Gegebenheiten und hört auf die Stimme Jahwes: `Abraham, Abraham! … Streck deine Hand nicht gegen den Knaben aus und tu ihm nichts zuleide!´ (V 12)“ (Siener).
Nachhaltigkeitsaspekte
Eine Befreiungsgeschichte. Es geht um das Menschsein des Menschen, Es geht um gelingendes Menschsein. Untrennbar damit verbunden ist die Erfahrung einer letzten Grenze, die der Gott Jahweh setzt – ein für alle Mal, die der Mensch nicht überschreiten darf, will er Mensch sein. Es ist die Grenze, die stehen bleiben muss, wenn wir eine Kultur des Lebens wollen in Menschenwürde, in Menschlichkeit, in Selbstachtung, Liebe und Solidarität, ein Leben, in dem Güte zum Leben befreit und uns selbst im grauesten Alltag durchfließt. Diese Grenze ist das Menschenrecht auf Leben. Das meint nicht nur das reine Existenzrecht, sondern ein Leben, in dem sich Nächstenliebe und Schönheit und Lebensfreude entfalten. Du wirst nicht töten, heißt es in den Zehn Geboten. Das heißt auch: Du achtest die Gottebenbildlichkeit jedes Menschen! Das gilt für alle drei Buchreligionen: Sonst bist du nicht Jude, sonst bist du nicht Christ, sonst bist du nicht ein wahrer Muslim!
Die Botschaft ist klar: Nie mehr Menschenopfer! Gott will keine Menschenopfer! Gott schützt besonders den, der ihm ähnlich ist, den Menschen. Das nimmt uns Menschen in die Pflicht: Wir dürfen keine Menschenleben aus eigennützigen Zielen opfern! Die Todesstrafe ist ein Skandal, v.a. in Ländern wie den USA, die sich in ihrer Verfassung auf die Menschenrechte berufen. Der Kampf gegen die Todesstrafe ist ein Kampf für die Menschrechte und die Würde jedes einzelnen Menschen, auch des Verbrechers.
Gott will keine Menschenopfer! Nicht durch Kriege, auch nicht durch Pandemien. Wir sehen, dass sich die reichen Länder von Corona freiimpfen und beginnen, ihren diesen Planenten so belastenden Lifestyle wieder aufzunehmen, die armen Länder aber leer ausgehen. Erinnern wir uns noch an die tausende Verbrennungsfeuer in Indien? Müssen wir hier nicht auch von Menschenopfern sprechen? Der Klimawandel kostet Menschenleben, geopfert dem Gott Mammon. Sie sind Opfer des kapitalistischen Wahns, der aktuell herrschenden Weltreligion, die nur das Mehr, das Wachstum an materiellem Reichtum, nicht des Lebens kennt. Und ich? Was trage ich dazu bei mit meinem Lifestyle?
Ex 14, 15 – 15, 1: Ich bin dein Gott, der dich befreit hat
Theologische Impulse
Jahweh befreit sein Volk aus der Hand des Pharaos, des ägyptischen Unterdrückers. Jahweh ist ein Befreiergott. Die Exodustradition zeigt ihn als mächtigen, unüberwindbaren Feldherrn, der mit gewaltigen Machttaten wie dem Wunder am Meer, der Spaltung des Wassers und dem Untergang der ägyptischen Streitmacht sein Volk rettet. Er ist es, der die Versklavten aufrichtet, ihren Blick in das Land der Freiheit wendet, „in ein Land, in dem Milch und Honig fließen“ (Ex 3, 8). Jahweh führt sein auserwähltes Volk in die selbstbestimmte Freiheit. Es ist eine Freiheit, die sich erfüllt in der frei geschenkten Lebenssphäre Jahwehs. Biblisch findet der Mensch seine Identität ganz als Ebenbild des Schöpfers, seine Freiheit erfüllt sich in der gewährten Freiheit Gottes. Wegweisungen für diese Freiheit sind die Tafeln des Bundes, das Gesetz, dessen Kern die Zehn Gebote sind.
Nachhaltigkeitsaspekte
Die eminent politische Bedeutung der Heiligen Schrift hat die Theologie der Befreiung ins Bewusstsein gehoben. Sie ist in Lateinamerika in den 60er Jahren entstanden und hat durch das II. Vatikanische Konzil wesentliche Impulse erhalten. Besonders die Exodustradition zeigte sich fruchtbar bei der Formulierung neuer praxisbezogener Ansätze in der Pastoral und für das Handeln der Kirche. „Im Jahre 1968 kam es in Medellín zur zweiten allgemeinen lateinamerikanischen Bischofskonferenz (CELAM). Die dort versammelten Bischöfe versuchten, sich gegenüber den neu aufkommenden sozialen Bewegungen zu positionieren. Unter der Führung des brasilianischen Erzbischofs Dom Hélder Câmara wurden die „gewaltigen sozialen Ungerechtigkeiten in Lateinamerika“ angeprangert. Verurteilt wurden das liberal-kapitalistische und das marxistische Gesellschaftssystem. Stattdessen wurde ein gewaltloser und reformistischer, sogenannter Dritter Weg zur Befreiung vorgeschlagen. Anknüpfend an die Enzyklika Populorum progressio von Papst Paul VI. erhob der gesamte lateinamerikanische katholische Episkopat im Beisein und mit Billigung des Papstes die Option für die Armen zur Leitlinie der kirchlichen Position. Gustavo Gutierrez (Peru), Hugo Assman (Bolivien), Juan Luis Segundo (Uruguay) und Leonardo Boff (Brasilien) veröffentlichten, alle im selben Jahr 1971 unabhängig voneinander ihre Schriften, die als das Fundament der Theologie der Befreiung gelten“ (Wikipedia).
Die „Option für die Armen“ ist nach wie vor Leitlinie der Kirche im Engagement für die Menschen. Die Kirche ist Anwältin für die Armen vor Ort in Lateinamerika, Afrika und Asien, aber durchaus auch bei uns. Unter dem argentinischen Papst Franziskus hat die Theologie der Befreiung neue Dynamik erhalten, auch im Sinne der Nachhaltigkeit, d.h. von Frieden, Befreiung und sozialem Miteinander auf Augenhöhe.
Jes 55, 1-11: Gottes Wort – „hört und ihr werdet aufleben!“
Theologische Impulse
Ein wunderbares Bild für die Liebe Jahwehs zu seinem Volk: „Auf, alle Durstigen, kommt zum Wasser! Die ihr kein Geld habt, kommt, kauft Getreide und esst, kommt und kauft ohne Geld und ohne Bezahlung Wein und Milch!“ (V 1). Was muss man dafür tun? Nur eines: „… hört und ihr werdet aufleben!“ (V 3). Denn was wirklich satt macht, ist das Wort Jahwehs. Und Jahweh erneuert einseitig seinen Bund mit Israel und bestätigt dessen Beständigkeit (V 4). Sein Volk wird in der Völkerwelt attraktiv sein, es wird Zeuge sein für das Heil, das Jahweh denen gewährt, die sein Wort hören. Und Völker werden sich aufmachen nach Jerusalem. Die Völkerwallfahrt zum Zion deutet sich hier an. Alle Völker sind in das göttliche Heil gerufen. Es folgt ein Ruf zur Umkehr, selbst Übeltäter erhalten noch eine Chance: „Er kehre um zum HERRN, damit er Erbarmen hat mit ihm, und zu unserem Gott; denn er ist groß im Verzeihen“ (V 7). Kehrt um und hört das Wort des Herrn. Oder umgekehrt: Hört das Wort des Herrn und kehrt um! Erlösung von Sünde und Schuld ist Heilsgabe Gottes, denn Erlösung macht frei zu neuem Leben. Und das Wort Jahwehs ist wirksam, es bewirkt, was Gott will, es erreicht, wozu es ausgesandt ist (V 11). Ich kann ihm vertrauen. Es erfüllt mich mit Kraft und treibt mich an zu tun, was es will.
Nachhaltigkeitsaspekte
Mit dem Satz „Die ihr kein Geld habt“ sehe ich ganz konkret die Armen angesprochen. Die in unserer Gesellschaft oder auch in anderen Ländern zu kurz oder gar unter die Räder Gekommenen. V 1 bezieht sich zunächst natürlich auf das Wort Gottes als das wirkliche Essen, das nährt. Ich wehre mich aber gegen eine zu schnelle „Verspiritualisierung“ der Armut an dieser Stelle, denn Gott geht es doch immer um das ganze Leben, auch und gerade das „leibhaftige“ und damit soziale. Für mich wendet sich Gottes Wort besonders an die, die ganz unten sind, die Schwachen, Verlorenen, wirklich leiblich Hungernden, um sie aufzurichten und ihnen „eine Zukunft und eine Hoffnung“ (Jer 29, 11) zu geben. Das Wort richtet sich wohl weiter an die, die hungern nach dem Wort, aber selbst genug Geld haben, um zu bezahlen, und bereit sind umzukehren, eine andere Perspektive einzunehmen, z.B. mit den Augen der Armen zu schauen, sich mit ihnen zu solidarisieren und das zu tun, was ihnen aufhilft. Das Wort Gottes verändert – auch mich, wenn ich höre. Und ich will mich verändern lassen, damit die Welt auch durch mich wenigstens ein bisschen besser wird. So kehrt das Wort nicht leer zu dem zurück, der es ausgesandt hat.
Ostersonntag
Mk 16, 1-8: Die Zumutung der Engelsbotschaft – Ermutigung zum Auferstehungshandeln
Theologische Impulse
Es handelt sich hier um den ursprünglichen Schluss des Markusevangeliums. Die Verse 9-20 sind ein Zusatz, der wohl aus dem 2. Jahrhundert n.Chr. stammt. Womöglich hat man Anstoß genommen, dass die Frauen nach der Offenbarung durch den Engel geflüchtet sind und die Botschaft nicht ausgerichtet haben, „denn sie fürchteten sich“ (Mk 16, 8). Womöglich auch vor den Männern, denn diese würden ihnen eh nicht glauben und alles für Geschwätz halten (Lk 24, 11). Zudem zählte in der damaligen Gesellschaft das Zeugnis von Frauen juristisch nicht. Furcht und Schrecken gehören in der Bibel zu den Begleiterscheinungen von Epiphanien. Die Frauen können ihre Furcht nicht überwinden; zu groß und unfassbar – ja transzendent – ist die Zumutung der Engelsbotschaft. Sie wollten Jesus salben, aber er ist nicht hier. Ein anderer hat ihn bereits gesalbt zum Messias Gottes. Der harte Schluss ist eine Provokation. Der Leser soll verstehen: Du bist nun der Beauftragte, der die Frohe Botschaft vom Gekreuzigten und Auferstandenen in deiner Welt verkünden muss.
Frauen sind die Erstadressatinnen der Osterbotschaft. Im Zusatz Vers 9 ist es Maria Magdalena, die „Apostelin der Apostel“ (Thomas v. Aquin). Im Johannesevangelium sagt sie: „Ich habe den Herrn gesehen“ (Joh 20, 18). Das ist die ganze Osterbotschaft. Die Frauen stehen unter dem Kreuz, sie schauen, wohin man den Leichnam Jesu gelegt hat, und wollen ihn noch im Tode salben, ein letzter Liebesdienst voller Dankbarkeit. Die Männer dagegen sind am Tag der Festnahme Jesu ängstlich geflohen – Petrus hat ihn gar öffentlich verleugnet – und haben sich hinter Schloss und Riegel verbarrikadiert. Warum gilt den Frauen zuerst die Botschaft? Vielleicht, weil sie mehr geliebt haben? Denn: Wer liebt, lebt in der Auferstehung (s.o. Einführung).
Noch sind die Frauen und die Jünger in Angst gehalten. Noch fehlt ihnen der Mut zu glauben und zu verkünden. Es geht um die Überwindung der Angst, um Ermutigung zum Leben. Bald werden die Frauen und die Jünger ihn durch Jesus erhalten: den „Mutbringer“, wie ihn Fridolin Stier nennt, den Heiligen Geist. Sie werden erfüllt mit dem Atem Gottes und ein Leben lang „durch ihn und mit ihm und in ihm“ atmen. Er wird ihnen die Angst austreiben und sie auf die Straßen schicken und hinaus ins offene Weite … Und sie werden von dem erzählen, was sie nicht für sich behalten können: Wir haben den Herrn gesehen, er lebt!
Nachhaltigkeitsaspekte
Unser Handeln soll Auferstehungshandeln sein. Das könnte so aussehen: Das Leben mehren und nicht mindern: Menschen zum Leben ermutigen * „Recht und Gerechtigkeit sollen das Land erfüllen wie ein Strom, der nie austrocknet“ (Amos 5, 24) * In Pandemiezeiten durch das eigene Handeln dazu beitragen, das Virus unter Kontrolle zu bringen und damit Leben zu retten * Oder auch: „Ökoprozesse als Liebesprozesse“ (s.o. Einführung) begreifen und alles Leben, auch die Natur mit Augen der Liebe anschauen und jedes Leben als Wunder betrachten und mit Achtsamkeit behandeln. Dies schließt eine Neuausrichtung des persönlichen Lebensstils, „soziale Freundschaft“ (siehe Enzyklika Fratelli tutti von Papst Franziskus) und mutiges politisches Handeln konkret ein.
Ein anderes Thema: Gleichberechtigung der Frauen in Gesellschaft und Kirche. Wo bildet sich das Faktum der „Apostelin der Apostel“ in der Realität der Kirche ab, in ihren Strukturen und Ämtern? Und in der Gesellschaft? In den Parlamenten, Ausschüssen, in den Leitungsgremien der Unternehmen, der Universitäten, in den Familien? Noch immer ist die Grundhaltung von Männern, Frauen mit Respekt auf Augenhöhe zu begegnen, mehr Forderung als Realität, nicht nur in der Kirche. Von männlicher Gewalt gegen Frauen, nicht nur im Krieg, ganz zu schweigen. Jesus begegnete Frauen anders (z.B. Joh 4, 7-42), in geschwisterlicher Weise (Papst Franziskus spricht in seiner Enzyklika Fratelli tutti bewusst von Geschwisterlichkeit, nicht von Brüderlichkeit). Wir Männern sollten ihn uns als Vorbild nehmen. Denn es ist ein Problem der Männer!
Apg 10, 34a.37-43: Christus ist der Herr aller
Theologische Impulse
Die ganze Perikope (Apg 10, 23b-48) hat man das „Pfingsten der Heiden“ genannt. Petrus predigt dem Hauptmann Cornelius und seinem Haus, noch während er dies tut, werden „die Heiden“ mit dem Heiligen Geist erfüllt unter Zeichen wie zuvor in Jerusalem am Pfingstfest: Zungenrede und Lobpreis Gottes. Daraufhin tauft Petrus den Cornelius mit seinen Angehörigen: „Kann jemand denen das Wasser zur Taufe verweigern, die ebenso wie wir den Heiligen Geist empfangen haben?“ (Apg 10, 47). Petrus bekennt: „Wahrhaftig, jetzt begreife ich, dass Gott nicht auf die Person sieht, sondern dass ihm in jedem Volk willkommen ist, wer ihn fürchtet und tut, was recht ist“ (Apg 10, 34f). Zwei Worte fallen in unserem Text auf: „jeder“ und „alle“. Beispiele: Jeder ist Gott willkommen (V 35) * Jesus heilte alle (V 38) * „Jeder der glaubt, ist gerettet“ (V 43) * Christus ist der Herr aller (V 36). Die Urgemeinde öffnet sich zur ganzen Welt. Das Kriterium der Teilhabe in der Gemeinschaft der an Christus Glaubenden ist der Glaube, nicht Herkunft, Hautfarbe, sozialer Stand, Kultur oder Geschlecht. Vor Gott sind alle Menschen gleich.
In V 36 bekennt Petrus: „Er hat das Wort den Israeliten gesandt, indem er den Frieden verkündete durch Jesus Christus: Dieser ist der Herr aller.“ Petrus ist Jude, er sieht den Bund Gottes als weiter existent an, deshalb muss für ihn das Wort Jesu zuerst an die Israeliten gerichtet werden. Mit dem Wort verbunden ist der Frieden, der umfassende Schalom Gottes. Die Kirche bekennt heute, dass der Bund Jahwehs mit seinem erwählten Volk ungekündigt ist und das der Schalom Gottes, der damit verheißen ist, bestehen bleibt. Mit Cornelius und der Taufe seiner Familie weitet sich der mit dem Evangelium verbundene Schalom Gottes auf die außerjüdische Welt aus. Der jüdische Religionsphilosoph Franz Rosenzweig (gest. 1925) meinte zu dem überlieferten Jesuswort „Niemand kommt zum Vater außer durch mich“: Ja, außer die, die immer schon beim Vater sind. Und zu der Frage, ob Jesus der erlösende Messias war, sagte er: Ob Jesus der Messias war, wird sich zeigen, wenn der Messias kommt. Herbert Vorgrimler ergänzt dazu: „Dann wird sich auch zeigen, ob die Kirche die Kirche Jesu Christi war.“
Nachhaltigkeitsaspekte
Heute heißt es zurecht: In der Kirche gibt es keine Ausländer. Rassismus hat hier keinen Platz. In vielen Ländern der Welt ist Kirche oft die einzige Organisation, die sich gegen jede Form der Ausgrenzung von Menschen aufgrund ihrer Herkunft, Hautfarbe, Sprache, Kultur und sozialem Status (Armut) stellt. Sie steht dort auch im politischen Kampf. Um der Menschen und ihres Heils willen suchen die christlichen Kirchen die Zusammenarbeit auch mit anderen Religionen. Alle(?) Kirchen sind heute kompromisslose Verfechter der Menschenrechte. Papst Johannes XIII. hat sie in seiner Enzyklika Pacem in terris (1963) konsequent als weltliche Umsetzung des Liebesgebots formuliert. Der Schalom Gottes, der allen Menschen gilt, ruht auch auf der Schöpfung, auf allem Leben unserer natürlichen Umwelt (s.o. Einführung).
Thema Antisemitismus. Hier bleibt noch ein böses Erbe aus fast 2000 Jahren zu bewältigen. Eine wichtige Quelle des Antisemitismus ist der kirchliche Antijudaismus, der seine Ursprünge schon in der Bibel hat (z.B. Johannesevangelium: „die Juden“). Vieles ist schon geschehen. Es sei v.a. die Erklärung Nostra aetate des II. Vatikanischen Konzils vom 28. Oktober 1965 erwähnt, in der die katholische Kirche erstmals die bleibende Erwählung des Judentums bestätigt hat (s. Paulus in Röm 9, insb. Vers 6). Auch Papst Johannes Paul II. hat mit seinem Schuldeingeständnis gegenüber dem jüdischen Volk viel bewirkt. Noch sind nicht alle antijudaistischen Tendenzen überwunden, Christen und Juden sind Schwestern und Brüder!
Thomas Bettinger, Speyer
Quellen:
- Stuttgarter Altes und Neues Testament, Kommentierte Studienausgabe der Einheitsübersetzung 2016, Kath. Bibelwerk, Stuttgart 2017
- Neue Jerusalemer Bibel. Neu bearbeitete und erweiterte Ausgabe, hrsg. von Alfons Deissler und Anton Vögtle in Verbindung mit Johannes Nützel, Freiburg 1985
- Andreas Weber: Zurück zur beseelten Natur – Plädoyer für einen Perspektivenwechsel, SWR 2018, Reihe SWR2 Wissen: Aula; Sendung vom Donnerstag, 13. Mai 2021, 8.30 h, Erstsendung: Sonntag, 25. November 2018, 8.30 h; Redaktion: Ralf Caspary. Audio: https://www.swr.de/swr2/wissen/broadcastcontrib-swr-31286.html
- Peter Wohlleben: Das geheime Leben der Bäume, Heyne Verlag, München 2019
- Peter Wohlleben: Das geheime Leben der Bäume, Film mit Peter Wohlleben, Constantin Film (Universal Pictures), 2020 (als DVD & Blue-ray)
- Günter Siener: Die aufgehobene Opferung Isaaks: Gen 22, 1-19. Die Bindung Isaaks / Jahwe-Offenbarung an Abraham, Manuskript 2021
- Theologie der Befreiung: https://de.wikipedia.org/wiki/Befreiungstheologie, Zugriff am 4. Juni 2021
- Papst Franziskus: Enzyklika Fratelli tutti – Über die Geschwisterlichkeit und soziale Freundschaft, Vatikan 3. Oktober 2020
- Herbert Vorgrimler: Der ungekündigte Bund im Horizont der katholischen Theologie. Franz-Delitzsch-Vorlesung, 22.10.2010