Palmarum / Palmsonntag (05.04.20)

Palmarum / Palmsonntag


ev. Predigttext kath. 1. Lesung kath. 2. Lesung kath. Evangelium
Mk 14,(1-2)3-9 Jes 50, 4-7 Phil 2, 6-11 Mt 21, 1-11

Mk.14 (1-2)3-9

Salbung in Bethanien – eine spannende Geschichte: die Frau kommt ungeladen in das Haus des Simon und tut etwas Unerhörtes. Sie zerbricht ein Gefäß mit kostbarem Nardenöl und salbt Jesus damit. Sie öffnet verbotene Türen, bricht Tabus, tut Unerwartetes. Eine Zeichenhandlung, die in aller Munde ist und bis heute tradiert wird. (Darin liegt m.E. die Ncahhaltigkeit!) – Die Geschichte könnte zum Anlass genommen werden, den jungen Frauen nachzuspüren, die heute sichtbar und hörbar tun, was sie für richtig halten und dmait die Welt verändern: Greta Thunberg, Luisa-Marie Neubauer, Carola Rackete, …

Phil.2,6-11

Im sog. Christushymnus im Philipperbrief wird Gottes Bewegung vom Himmel auf die Erde besungen.Die Inkarnation Gottes in Jesus Christus, die Hinwendung Gottes zur Welt, ist nichts anderes als Migration. Gott verlässt sein himmlisches Reich, um sich den Menschen gleich zu machen. Er lebt mit uns in den sündigen Verstrickungen dieser Welt, um uns daraus zu befreien. Menschen migrieren, um sicher leben zu können. Gott migriert, um uns Menschen zu retten!

Mt 21,1-11

Der Palmsonntag, den wir heute feiern, rührt von dieser Geschichte her, als die Menschen Jesus bei seiner Ankunft in Jerusalem begrüßten. So begann ein Weg, der im Tod Jesu am Kreuz und in seiner Auferstehung gipfelte. Dieser Einzug beeindruckt durch seine Bescheidenheit und die große Freude bei den Menschen. Zum einen wird diese Bescheidenheit und Friedlichkeit durch den Esel dargestellt, auf den Jesus steigt, und zum anderen durch die Mittel, mit denen die Menschen ihn empfangen.

Beim Einzug in Jerusalem, dem Sitz der römischen Macht, verwendet Jesus eine Symbolik, die die von Dominanz, Gewalt, Unterdrückung und Erniedrigung geprägte römische Macht infrage stellt. Er stellt eine Alternative dar, nämlich ein Modell der Macht, das auf Liebe, Barmherzigkeit und Dienst, Bescheidenheit und Gerechtigkeit, Teilen und Verantwortung gegründet ist. Damit schafft Jesus Vertrauen bei den Menschen, statt Verzweiflung und Angst. Und letztendlich Frieden.

Denn Jesus wird zwar wie ein König empfangen und willkommen geheißen, doch ist er ein anderer, ein besonderer König, der nicht auf einem Pferd einzieht oder eine Armee mitbringt. Nein, er reitet auf einem Esel in die Stadt. In der jüdischen Tradition stand der Esel auf der einen Seite stellvertretend für das Heil und auf der anderen Seite für die Bescheidenheit. Dass Jesus auf einem Esel geritten kommt, ist auch ein Friedenszeichen, Symbol der Gewaltlosigkeit.

Er wirkt keineswegs lächerlich auf die Leute, im Gegenteil, der Esel ist wie eine weiße Fahne, die verkündet, ich komme in friedlicher Absicht. Jesus möchte die Herzen nicht mit Gewalt oder Zwang gewinnen, sondern mit Liebe und Bescheidenheit. Deshalb kommt er auf diesem Lastentier, das den Menschen dient. So dient auch Jesus uns und wir in seiner Nachfolge den Menschen. Der Esel strahlt Ruhe, Geduld und Vertrauen aus und zieht gemächlich seines Weges. So versteht man, warum die Menschen, klein und groß, so freudig und ohne Angst herbeiströmen. Jesus zeigt sich bescheiden, frei von Machtsymbolen, und die Menschen empfangen ihn voller Vertrauen darauf, dass er in guter Absicht kommt. Sie rufen ihm das „Hosianna“ – „Hilf doch“- zu.

Wenn Menschen zu Jesus kommen und Hosianna rufen, identifizieren sie sich mit ihm, weil er sich solidarisch mit seinem Volk zeigt, vor allem mit den Armen oder denjenigen, die in existenzieller Not leben. Beeindruckend ist die Nähe Jesu zu den Menschen. Der Esel rennt nicht, sondern geht langsam, damit sammeln sich die Menschen um Jesus. Eine Gemeinschaft entsteht. Und das Leben wird gefeiert und gestärkt, sogar geschützt. Liebe und Vertrauen entstehen. Eine Gemeinschaft, die sich um Jesus gruppiert und auf ihn ausrichtet und die dieser durch seinen Geist und seine Liebe stärkt. Diese Liebe heißt, für die Menschen da zu sein, ihnen zu begegnen, ihnen zu dienen, ihnen Hilfe und Beistand in der Not zu sein und ihnen Hoffnung zu schenken.

Wenn wir heute den Palmsonntag feiern, erfahren wir Gott, der durch Jesus den Menschen mit Liebe, Bescheidenheit und Barmherzigkeit begegnet. Bei dieser Begegnung wird niemand ausgeschlossen. Jesus schafft Freude statt Traurigkeit. Er tröstet. In ihm kommt Gott zu den Menschen, um mit ihnen gemeinsam unterwegs zu sein. Ihre Schicksale sind ihm nicht gleichgültig. Gott vergisst niemanden.

Wir können von Jesus lernen. Er begibt sich auf einen Pilgerweg. Er erlebt Freude und Schmerz. Vertrauen entsteht, Menschen richten sich auf. Der Lebensstil der Bescheidenheit, des Verzichtes und der Gewaltlosigkeit hat Anziehungskraft, ermutigt, findet Nachahmer.

Bei Greta Thunberg erleben wir heute vielleicht Vergleichbares. Ihre Bescheidenheit ist attraktiv. Sie hat eine klare Botschaft: Klima retten, damit auch die kommenden Generationen eine Chance zum Leben haben! Solche klaren Botschaften sind wieder gefragt. Sie rütteln die Menschen auf und mobilisieren ihre Energie. Sie spenden Hoffnung und Trost.

Jesus zieht in Jerusalem ein und alle rufen Hosianna. Gott kommt zu den Menschen. Frieden und Gerechtigkeit sind zum Greifen nah. Tun wir, was an der Zeit ist! Suchen wir Wege der Gewaltfreiheit, bewahren wir die Schöpfung, schwenken wir die weiße Fahne!

Dr. Jean-Gottfried Mutombo, Holzwickede (Westfalen)