24.o3.24 – Palmarum / Palmsonntag

Palmarum / Palmsonntag

ev. Predigttext kath. 1. Lesung kath. 2. Lesung kath. Evangelium
Phil 2,5-11 Jes 50, 4-7 Phil 2, 6-11 Mt 21, 1-11 oder
Joh 12, 12-16

Der Autor betrachtet den Evangeliumstext der kath. Leseordnung. Im ev. Predigttext sind keine unmittelbaren Nachhaltigkeitsbezüge erkennbar.

NACHHALTIGKEIT NACH JOHANNES 12:12-16

Einführung

Jedes Jahr, eine Woche vor Ostern, feiern christliche Kirchen den Palmsonntag. Das Ereignis des triumphalen Einzugs in Jerusalem ist eines der wichtigsten in unserem christlichen Glauben. Wir gedenken des Tages, als Jesus auf einem Esel in Jerusalem einzog, bereit, für unsere Sünden und unsere Erlösung zu sterben. Alle Evangelien überliefern den Bericht, dass Jesus einige Tage vor dem Passahfest auf einem Esel nach Jerusalem reitet. Außerdem platzieren alle Evangelien das Ereignis chronologisch am Ende des Lebens Jesu. Matthäus (21,1-9) und Lukas (19,28-38) stützen sich auf die Überlieferung in Markus 11,1-11. Johannes (12,12-19) weicht insofern von Markus ab, als er die Geschichte möglicherweise aus einer anderen, separaten Quelle kennt.

Die Gemeinsamkeiten zwischen den Synoptikern und Johannes sind folgende: Jesus zog einige Tage vor dem Passahfest auf einem Esel reitend in Jerusalem ein. Er wurde von einer Menschenmenge begleitet, die das Hosianna sang. Sowohl Markus als auch Johannes beziehen sich mehr oder weniger implizit auf die Prophezeiung von Sach 9,9, aber beide bringen die Prophezeiung nicht direkt mit den unverblümten Absichten Jesu in Verbindung. Weder Markus noch Johannes berichten, dass Jesus unmittelbar nach seinem Einzug in die Stadt verhaftet wurde. Der Einzug in Markus 11:1- 11, dem Lukas und Matthäus folgen, ist in zwei Teile gegliedert: Jesus schickt zunächst zwei Jünger in ein nahes gelegenes Dorf, um von dort einen Esel für sich zu holen (11,1-6). Danach nimmt er den Esel von den Jüngern entgegen und reitet nach Jerusalem (11,7-11). Seltsamerweise hat Johannes den ersten Teil der synoptischen Version nicht erhalten.

Johannesevangelium 12: 1-19

Johannes berichtet uns, dass Jesus sechs Tage vor dem Passahfest in Bethanien war (Johannes 12,1). Am nächsten Tag machte sich Jesus auf den Weg nach Jerusalem, und viele Menschen erfuhren davon. "Die große Menschenmenge, die zum Fest gekommen war, hörte, dass Jesus auf dem Weg nach Jerusalem war. Sie nahmen Palmzweige und gingen ihm entgegen, indem sie riefen, "Hosianna!" [ein hebräisches Wort, das "Heil!" bedeutet]. "Gesegnet sei der, der im Namen des Herrn kommt!". Und "Gesegnet ist der König von Israel!" (Johannes 12,13, zitiert nach Psalm 118,25-26). Im ersten Jahrhundert begrüßten die Menschen einen König, der zu Besuch kam, auf diese Weise - sie gingen ihm entgegen, priesen ihn und geleiteten ihn in die Stadt. Diese Menschen hießen Jesus als König willkommen. Sie wollten unbedingt, dass Judäa einen eigenen, von Rom unabhängigen König bekam. Jesus wusste, dass er in die Stadt kam, um zu sterben, und dass die Menschenmenge bald seine Kreuzigung fordern würde. In diesem Moment jubelte die Menge, weil sie dachte, Jesus würde ein militärischer Held sein, aber das war er nicht; sie irrten sich gewaltig darüber, wer Jesus war - und hatten doch Recht mit ihrem Lob. Aber Jesus tat noch etwas anderes, was die Begeisterung der Menge noch verstärkt haben mag: Er "fand einen jungen Esel und setzte sich auf ihn, wie geschrieben steht: Fürchte dich nicht, Tochter Zion! Siehe, dein König kommt und sitzt auf einem Eselsfüllen" (Johannes 12,14-15, zitiert nach Sacharja 9,9).

Einige der Menschen wussten wahrscheinlich aus Sacharja, dass der verheißene jüdische König auf einem Esel reiten würde. Aber keiner von ihnen, nicht einmal die Jünger, verstand wirklich, was Jesus da tat. "Zuerst verstanden seine Jünger das alles nicht. Erst nachdem Jesus verherrlicht worden war, begriffen sie, dass dies über ihn geschrieben und an ihm getan worden war" (Johannes 12,16).Aber in diesem Moment waren die Menschenmenge und die Jünger aufgeregt, weil sie dachten, Jesus könnte der König sein, der sie von Rom befreien würde (Johannes 12,17-18). Missverständnisse über Jesus waren nicht nur ein Problem für die Jünger und die Gesellschaft zurzeit Jesu, sondern ist es immer noch ein Problem bis heute.

Vier Gedanken zur Nachhaltigkeit:

  1. Im Evangelium nach Johannes 12: 12-16 finden wir nur einen Aspekt der Palmzweige, und er zeigt nicht die Rolle der Kleidung bei diesem Ereignis des triumphalen Einzugs in Jerusalem. Wenn man also Palmzweige abschneidet und auf die Straße wirft, kann das auch eine nicht nachhaltige Handlung bedeuten. Und vielleicht wurden am nächsten Tag alle Palmzweige ins Feuer geworfen. Gleichzeitig spielen Pflanzen eine wesentliche Rolle in unserem Ökosystem. Diese Praxis des Abholzens von Bäumen erinnert mich an unser Vorgehen beim Fällen von Weihnachtsbäumen zur Weihnachtszeit. Oder an unsere extravaganten Aktionen während der Feiertage, die der Nachhaltigkeit schaden. Jemand, andere Organismen, Luft und Wasser, müssen leiden, um uns glücklich zu machen. Im Markus-Evangelium 11,1-11 und im Matthäus-Evangelium 21,1-9 lesen wir, dass einige Menschen ihre Kleider von Palmzweigen getrennt wegwarfen. Vielleicht haben sie die Kleidung am nächsten Tag eingesammelt und gewaschen, um sie weiter zu verwenden. Das erinnert mich auch an den Recyclingprozess. Oder an den Einsatz von umweltfreundlichen Methoden für die Nachhaltigkeit.
  2. In vielen Kulturen, so auch in der jüdischen Kultur, wird die Wichtigkeit einer Person durch einen extravaganten Lebensstil gezeigt. Je wichtiger du bist, desto extravaganter soll dein Leben sein. Der Gebrauch von teuren Transportmitteln, übermäßiger Kleidung, übermäßigem Begleitpersonal usw. Aber der extravagante Lebensstil erfordert mehr Ressourcen und weckt in anderen das Verlangen, ebenfalls exzessiv zu leben. Je mehr Menschen diese Exzesse nutzen, desto mehr Ressourcen werden missbraucht, und das ist sehr unhaltbar. Jesus stellt diese Vorstellung in Frage, als er in Herrlichkeit hereinkommt, indem er das einfachste Transportmittel seiner Zeit benutzt, was keine schlechte Idee war, da es seine Aufgabe erfüllt.
  3. Der Text betont den Frieden auf Erden, und das kommt von Menschen, die ausgebeutet wurden. Ihre Hoffnung auf Frieden schloss die Hoffnung auf ein Ende der Ausbeutung ein. Damit wahrer Friede auf Erden herrscht, müssen wir uns für ein Ende der Ausbeutung einsetzen. Das kann nur gelingen, wenn wir lernen, ökologisch nachhaltig zu leben. Wenn wir mehr verbrauchen, als wir verbrauchen sollten, dann muss jemand weniger verbrauchen, als er verbrauchen musste, entweder jetzt oder in der Zukunft (weil wir die Erde zwingen, mehr zu produzieren, als sie fassen kann, und sie damit für unsere zukünftigen Generationen zerstören) oder beides. Wenn wir andere dazu zwingen, weniger zu konsumieren, damit wir unseren Überkonsum beibehalten können, riskieren wir die Zerstörung des Friedens, denn die, die gezwungen sind, weniger zu konsumieren, werden sich wehren oder dorthin auswandern wollen, wo wir leben, damit sie auch mehr Ressourcen benutzen können.
  4. Jeder nachhaltige Plan muss auch versuchen, aus den Erfahrungen der Vergangenheit zu lernen. Und wir sehen, wie Johannes das Ereignis des Einzugs Jesu in Jerusalem mit den Büchern des Alten Testaments verbindet. Er nahm Psalm 118 und Zacharias 9,9 mit besonderer Aufmerksamkeit zur Kenntnis. Das zeigt, dass Gott einen nachhaltigen Plan für sein Volk hat. Auch wir müssen aus den guten Erfahrungen der vergangenen Generationen lernen, um unser gegenwärtiges Leben zu verbessern und auch für die Zukunft zu planen. Dies ist ein sehr wichtiger Teil der Nachhaltigkeit in vielen Aspekten unseres Lebens.

David Dawson Mushi, Ev. Kirche von Westfalen

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