Palmarum / Palmsonntag (28.03.21)

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Palmarum / Palmsonntag

ev. Predigttext kath. 1. Lesung kath. 2. Lesung kath. Evangelium
Hebr 11,1-2(8-12.39-40); 12,1-3 Jes 50, 4-7 Phil 2, 6-11 Mk 11, 1-10 oder:
Joh 12, 12-16

Hebr 11, 1-2 (8-12.39-40)

Kurze Zusammenfassung

In diesen Versen wird der große Bogen geschlagen zwischen den christusglĂ€ubigen JĂŒdinnen und Juden als Adressaten des HebrĂ€erbriefes und den biblischen Erzeltern wie Abel, Henoch, Noah oder Abraham und Sara, die aufgrund ihres Glaubens an und Vertrauens in Gott durchlĂ€ssig wurden fĂŒr Gottes Heilshandeln. Gleichzeitig wird die Vollendung erst gemeinsam mit dem Adressatenkreis des HebrĂ€erbriefes erfolgen.

Die ausgelassenen Verse 13 – 38 erzĂ€hlen von der PrĂŒfung Abrahams mit der Bindung Isaaks, von Gottes Weg mit Jakob und Esau, von Moses und dem Exodus, von der Eroberung Jerichos und der Bedeutung Rahabs, von den Königen und Prophet*innen Israels und allen, die sich Gottes FĂŒhrung anvertrauten und ihres Glaubens wegen verfolgt wurden.

Impuls

Der Blick in die biblischen Erzelterngeschichten legt offen, wie immer wieder vorhandene Denkmuster und tradierte Verhaltensweisen durchbrochen werden und Menschen Wagnisse eingehen einzig im Vertrauen auf diesen unsichtbaren Gott, der mit ihnen in Beziehung tritt und Zukunft verheißt.

Seit der Jahrtausendwende zum 21. Jhd. zeigen sich immer deutlicher tiefgreifende VerĂ€nderungen im menschlichen SelbstverstĂ€ndnis. So taucht in der nachwachsenden Generation junger Menschen eine steigende Ablehnung auf gegen das klassische mechanistische WeltverstĂ€ndnis und das kapitalistisch-neoliberale Wirtschaftssystem, die immer noch grundlegend die Bildungsinhalte unserer Schulen und UniversitĂ€ten beeinflussen. Besser als die vorangegangenen Generationen haben die JĂŒngeren, aufgewachsen mit den durch Digitalisierung und Globalisierung bedingten VerĂ€nderungen, gelernt, mit einer zunehmenden KomplexitĂ€t und der damit einhergehenden Verunsicherung umzugehen. Sie fĂŒhlen sich global vernetzt und dadurch auf eine bisher nie dagewesene Weise verbunden, quasi als WeltenbĂŒrger*innen. Die weltweiten sozialen Netze wie Attac, Avaaz oder Campact setzen sich fĂŒr Frieden und Gerechtigkeit, fĂŒr den Schutz der natĂŒrlichen Lebensgrundlagen und fĂŒr eine Welt ein, in der Diktatoren und Ausbeutern mit öffentlichem Druck schonungslos der Spiegel vorgehalten und zur Umkehr gemahnt wird.(aus „Verbundenheit – Warum wir ein neues Weltbild brauchen“, S. 89, hogrefe-Verlag).

Unter https://futurzwei.org finden sich zahlreiche Beispiele fĂŒr ein anderes Handeln aufgrund eines neuen Selbst- und WeltverstĂ€ndnisses.

Jes 50, 4-7

Kurze Zusammenfassung

Von Gott befĂ€higt, wie ein SchĂŒler zu reden und zu hören, verĂ€ndert, und so wird das Ich bei Jesaja resistent gegen Attacken, ausgestattet mit Selbstbewusstsein und Zuversicht.

Impuls

Welche Haltung verbinden wir mit der Umschreibung, wie ein SchĂŒler zu reden bzw. zu hören? Im biblischen Kontext bei Jesaja kommt dieser Art zu Reden und zu Hören eine hohe WertschĂ€tzung zu, ist sie doch göttlichen Ursprungs.

Ich sehe hierin die Kernkompetenzen Dialogischer Kommunikation aufscheinen, wie sie von Hartkemeyer M. in Miteinander Denken. Das Geheimnis des Dialogs, Klett-Cotta, S.78 ff benannt werden. An erster Stelle wird eine Haltung empfohlen, die die Haltung eines Lernenden verkörpert, verbunden mit dem Zitat von Shunryu Susuki, ein japanischer Zen-Meister,: „Im AnfĂ€ngergeist gibt es viele Möglichkeiten. Im Geist des Experten gibt es wenige.“

Und unter Punkt 5 steht Zuhören als SchlĂŒssel zu wechselseitigem Verstehen und zur VerstĂ€ndigung. Mit Hilfe dieser Prinzipien einer wertschĂ€tzenden Kommunikation, wie sie bei Open space, ZukunftswerkstĂ€tten, Zukunftskonferenzen, World cafĂ© und zahlreichen Management-, Team- und Kommunikationsverfahren grundlegend sind, entsteht eine Kultur der Verbundenheit. Rechthaberei, Abwertung des GegenĂŒbers oder SelbstĂŒberschĂ€tzung verflĂŒchtigen sich, weil Verschiedenheit als Quelle und Chance neuer Möglichkeiten entdeckt werden kann.

Phil 2, 6-11

Kurze Zusammenfassung

Der bekannteste Lobpreis des Paulus auf Gottes Menschwerdung in Jesus und dessen Leben und Sterben als wahrer Mensch, der sich nach seinem Tod als Christus offenbart.

Mk 11, 1-10 oder Joh 12, 12-16

Kurze Zusammenfassung

In beiden Texten steht der Einzug Jesu in Jerusalem auf einem Esel reitend im Mittelpunkt sowie der begeisterte Empfang durch die Menschen, die in ihm den erwarteten Messias feiern.

Impuls

  • Bedeutung des Esels – siehe auch Impulse zum 1.Adventssonntag, 29.11.2020
  • Aspekt Katholische Soziallehre als Orientierungshilfe zum Umgang mit aktuellen Herausforderungen der Menschheit:

Sowohl in der 2.Lesung aus dem Philipperbrief als auch im Evangelium, sei es bei Johannes oder bei Markus wird deutlich, dass mit Jesus ein anderer Maßstab menschlichen Handelns und Lebens gesetzt ist, und dass diese Botschaft konkrete Auswirkungen hat in der jetzigen Welt und nicht erst im Jenseits.

Hier bietet sich an, sich zum einen den Auftrag der katholischen Kirche gemĂ€ĂŸ Gaudium et spes, Nr.39 zu vergegenwĂ€rtigen: „
Obschon der irdische Fortschritt eindeutig vom Wachstum des Reiches Gottes zu unterscheiden ist, so hat er doch große Bedeutung fĂŒr das Reich Gottes , insofern er zu einer besseren Ordnung der menschlichen Gesellschaft beitragen kann.“. Zum andern lohnt ein Blick in das Kompendium der Katholischen Soziallehre, dort Absatz Nr.1: „
Jesus ist Mensch geworden, um das umfassende Heil zu bringen, das den ganzen Menschen und alle Menschen erfassen soll
“

Ich empfehle die LektĂŒre des Buches von Jörg Alt, Handelt! Ein Appell an Christen und Kirchen, die Zukunft zu retten, Vier-TĂŒrme-Verlag, 2020.

Auf den S. 62 – 63 stellt der Autor in einer hilfreichen Übersicht die Unterschiede der aktuellen Gesellschaftsordnung und einer, die an den Prinzipien und Werten der Katholischen Soziallehre orientiert ist, einander gegenĂŒber, siehe nachfolgende Kopie:

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Karin MĂŒller-Bauer, Trier