Pfingstmontag
ev. Predigttext | kath. 1. Lesung | kath. 2. Lesung | kath. Evangelium |
Joh 4,19-26 | Apg 10, 34-35.42-48a oder Ez 36, 16-17a.18-28 |
Eph 4, 1b-6 | Joh 15, 26 - 16, 3.12-15 |
Pfingstmontag. Mitunter wird ein gemeinsamer Gottesdienst von Evangelischen und Römisch-Katholischen Kirchengemeinden, oft unter freiem Himmel, gefeiert. Beide Konfessionen drücken damit aus, dass es Gottes Geist und die Liebe Christi sind, die die Menschen bewegen, versöhnen und einen (so das Motto der ÖRK Vollversammlung 2022 in Karlsruhe. Siehe www.oikoumene.org für weitere Impulse dazu).
Inhaltlich vertieft der zweite Festtag das Anliegen vom Vortag: Durch andere „Brillen" (Texte) wird auf Pfingsten geschaut, werden die Ereignisse interpretiert und Akzente gesetzt.
Johannes 4, 19-26
- Der Abschnitt beginnt mit dem Bekenntnis der Frau (du bist ein Prophet) und endet mit Jesu Selbstoffenbarung (ich bin (es, [der erwartete Messias]), der mit dir redet). Jesus macht damit deutlich, dass er mehr ist als ein Prophet. Er möchte als Retter der Welt, als Messias, als Christus wahrgenommen werden.
- Ein Text der Grenzüberschreitungen: Ein jüdischer Mann (Jesus) und eine samaritanische (namenlose) Frau sprechen miteinander. Ein No-Go zu damaliger Zeit. Solche Grenzen aber sind von Menschen gesetzt und zählen für Gott nicht.
- Anbetung ist das Stichwort, das sich durch das Gespräch am Brunnen, einem Ort der Begegnung, zieht. Griechisch: „Proskynese" – niederknieend huldigen, anbeten, verehren.
- Die Frage nach dem rechten Ort der Anbetung ist die Frage danach, wo Gott wohnt. Jesus, als Prophet, müsste diese Frage, die zwischen Juden und Samaritanern strittig war, doch klären können. Der Evangelist Johannes weist mit Jesu Antwort darauf hin, dass die Frage, wo Gott angebetet werden soll, unerheblich ist. Viel wichtiger ist es, Gott (egal wo, d.h. überall in der Welt) „im Geist und in der Wahrheit" anzubeten. Dieses Wie bedeutet: Die menschliche Anbetung muss dem Handeln Gottes entsprechen. Jede menschliche Anbetung ist möglicherweise so, dass die Anbetung Gott nicht gefällt oder aus Gottes Sicht unecht ist. „Gott ist Geist" markiert freilich eine Dimension, die für Menschen nicht erreichbar ist. Damit Menschen glauben können und in einer Beziehung zu Gott stehen, schafft Gott in der Taufe (als sinnlich wahrnehmbares Zeichen zum Wort) eine Beziehung. Der Mensch kann die Beziehung nicht von sich aus eingehen, Gott macht „den ersten Schritt". Daher die Herausforderung an alle Gottesdienstvorbereitung und -gestaltung, auch für den „Gottesdienst im Alltag der Welt": Wie wird sichtbar/glaubbar, dass Gott sich selbst in Jesus Christus offenbart? Wie wird deutlich, dass Gott auf den Menschen zugeht, den ersten Schritt gemacht hat? Dass Gott die Welt rettet?
- WIE machen wir Gott „groß"? Wie erweisen wir Gott die Ehre? Der Einsatz für Klimagerechtigkeit? Für Frieden und Versöhnung? Für gerechte Handelsstrukturen? Wie auch immer die Antwort vor Ort ausfällt: Diese Anbetung ist „grenzüberschreitend"/„grenzenlos", gilt weltweit und für alle Menschen.
Ez 36, 16-17a.18-28
- Der Prophet hat zu tun: Gott hat eine Nachricht ans Volk, die er übermitteln muss. Erstmal klingt es schrecklich: Gott war grimmig und zornig über das Volk, weil es andere Götzen angebetet hatte. Daraufhin wurde das Volk gerichtet und aus seinem Heimatland vertrieben. Andere Völker machten an genau dieser Vertreibung fest, dass Israels Gott es nicht wert sei, Gott genannt zu werden. Dafür, dass andere Völker so redeten, steht Israel in der Haftung („sie entweihten meinen heiligen Namen, indem man von ihnen sagte..." Vers 20).
- Die gute Nachricht: Gott sorgt für sich. Wenn schon die Menschen, die zum Volk Gottes gehören, so leben, dass Gott sich über sie ärgert und deshalb aus dem Land vertreibt, in das Gott sie selber seinerzeit geführt hat, sie heimatlos macht, so lässt Gott nicht zu, dass menschliche Gottlosigkeit Gottes Heiligkeit und die des Gottesnamen ruiniert. Gott möchte „groß" sein und ebenso anerkannt werden.
- „Heiligkeit" (hebräisch: Kavod) – etwas hat Gewicht, ist also wichtig, ist herrlich und zu ehren. Die verschiedenen konfessionellen Lehrbücher sind hierzu auskunftsfähig.
Gottes Namen nicht zu missbrauchen steht in den zehn Geboten.
- Letztlich sorgt Gottes Selbstfürsorge auch für die Menschen (Vers 22): Sie werden nach der Vertreibung wieder eingesammelt, gereinigt und zum rechten Gottesdienst zurückkehren. Sie werden ihre Gesinnung und innere Ausrichtung ändern (Fleisch statt Stein, weich statt hart, beweglich statt unbeweglich) sowie sich erneut an Gottes Wort und Geboten halten. Die zerstörte Gottesbeziehung wird durch Gott selber wieder hergestellt. Andere Nationen und Völker werden Gottes Größe und Macht erkennen, weil Gott vergibt und letztlich das Leben für alle will. Dies geht nicht von den Menschen sondern von Gott („ich werde"...) aus.
- Den Menschen geht es gut, wenn es Gott gut geht. Was könnte unser Beitrag dazu sein? In unseren Augen mag dies „klein" sein, aber mal einen Tag lang versuchen, NICHT „ach du lieber Gott", „oh Gott oh Gott", „Herrjemine" oder anderes zu sagen, wenn man es nicht auch wirklich so meint? Mal einen Tag lang versuchen, sich zu fragen, was Gott in der jeweiligen Situation gerne hätte? Oder mal einen Tag lang so leben, wie Gott uns vielleicht gerne hätte: Gott lobend, achtsam mit der Umwelt (Tier, Mensch, Pflanze, Klima...) und uns selbst zu sein? Für Frieden, Freiheit und Versöhnung, für Gerechtigkeit und Umweltschutz eintretend?
- Gott will das Leben für alle. Und das Leben soll ein gutes Leben (buen vivir) sein. Für alle. Stimmen wir ein?
Frauke Laaser, Evangelische Kirche im Rheinland