Pfingstmontag (06.06.22)

Pfingstmontag

ev. Predigttext kath. 1. Lesung kath. 2. Lesung kath. Evangelium
4. Mose 11,11f.14-17.24f.(26-30) Apg 19, 1b-6a oder
Joel 3, 1-5
Röm 8, 14-17 Joh 3, 16-21

 

Der Pfingstmontag ist einer von 3 zweiten Feiertagen (neben dem 2. Weihnachtsfeiertag und dem Ostermontag) und unterstreicht die Bedeutung des Pfingstfestes als eines der höchsten christlichen Feste. Als zweiter Feiertag beinhaltet der Pfingstmontag keine eigene, vom ersten Feiertag unabhängig Botschaft, sondern vertieft die Botschaft des Pfingstsonntags, erzählt die Geschichte auf neue Weise und erschließt so die Pfingstbotschaft weiter. Die Feier des Pfingstfestes an zwei aufeinanderfolgenden Tagen trägt in sich bereits eine Art Nachhaltigkeit: Die Botschaft der neuen Wirklichkeit, der lebensverändernden Geistkraft Gottes in seiner Welt, darf nicht nur – am Pfingstsonntag – wahr-, auf- und angenommen werden, sie begleitet weiter in den Montag, den traditionell ersten Arbeitstag der Woche und transzendiert den Alltag damit zum Festtag.

Allgemeine Erwägungen

Die für den Pfingstmontag gegebenen Bibeltexte spannen einen inhaltlich weiten Bogen und beinhalten erstaunliche und verwirrende Erzählungen über übersinnliche und unerklärliche Phänomene die mit dem aufleuchten des Heiligen Geistes einhergehen, sowie beinahe nüchterne Betrachtungen über die Auswirkungen des Heiligen Geistes in den Menschen. Beides gehört zusammen: unerklärliches und nüchternes, wunderhaftes und greifbares. Die Texte machen deutlich: Das Auftreten des Geistes ist kein „AddOn“, keine nützliche, aber belanglose Erweiterung des Daseins, sondern göttliche Zeichen und seine Wirkkraft in der Welt hin zum Ziel der Geschichte.     


4. Mose 11,11f.14-17.24f.(26-30) – Die Verteilung des Geistes

Der Kontext aus dem die Verse entnommen sind macht einen chaotischen und angespannten, beinahe genervten Eindruck. Das Volk beklagt sich und ist unzufrieden. Die Versorgung ist dem wandernden Volk nicht mehr recht, dass Manna zu einseitig (V6), sie wollen Fleisch und Gemüse essen. Gott ist das Jammern leid (V1,10) und auch Mose hat genug davon sich um das Volk zu kümmern und will lieber sterben als diese Last noch weiter zu tragen (V11-15). Gott gebietet Mose 70 Männer zu sammeln und kündigt an diesen von dem Geist zu geben, der auf Mose ist (V16-17) und so seine Last zu verteilen. Außerdem wird er selbst sich um das Fleisch kümmern, auch wenn Mose das ganz und gar unmöglich erscheint (V18-23). Als die Männer den Geist empfangen weissagen diese, so dass dem ganzen Volk die Geistesgabe auf die Männer sichtbar wird (V25-26).

Für Mose ist die Situation derart aussichtslos, seine Kraft so erschöpft, dass er am liebsten sterben würde. Doch Gott weiß weiter: Er gibt seinen Geist, seine verändernde Kraft. Er lässt Mose nicht in seiner Verzweiflung. Gott schafft die Ressourcen, dass Mose seinen Auftrag weiter ausführen kann und löst das „Luxusproblem“ des Fleischmangels.

Der Blick auf unsere globalen Herausforderungen zur Begrenzung des Klimawandels erzeugen eventuell gelegentlich ein ähnliches Empfinden der Aussichtslosigkeit und Erschöpfung. Seit dem ersten Pfingstfest ist uns der Geist Gottes geschenkt um uns genau wie Mose Kraft und Beistand zu sein (2.Tim 1,7), auch im Bruder und der Schwester (1.Kor.12). Und wie bei Mose wird Gott sich auch in unserer Situation letztlich darum kümmern und seine Erde heilen (Offb.21).


Apostelgeschichte 19, 1b-6a – Paulus in Ephesus

Paulus trifft auf Jünger die noch nichts vom Heiligen Geist gehört haben und Jesus noch nicht kennen (1-3). Als sie auf den Namen Jesus getauft werden kommt her Heilige Geist auf Sie und Sie weissagen und reden in Sprachen (4-6). Paulus bleibt bei Ihnen und der Geist wirkt durch Ihn (V11f).

Es ist ein wiederkehrendes Phänomen: Wo Menschen mit dem Auferstanden Christus beginnen wirkt sein Geist. Die frisch getauften sprechen in Sprachen und Weissagen. Man könnte meinen nun ist alles gut. Die Kraft des Geistes ist da. Paulus kann die Gegend wieder verlassen. Aber das tut er nicht. Er bleibt und lehrt (V8-10). Seine Vollmacht wird von Wundern bezeugt (V11f). Er lehrt das Reich Gottes (V8) und die bezeugenden Wunder sind Teil dieser neuen Wirklichkeit: Menschen werden gesund und von allen bösen Geistern verlassen. Das Zeugnis des Geistes ist die beginnende Heilung der Welt. Wo tragen wir als Christen und Kirchen durch unser Handeln zur Heilung der Welt bei? Wie bezeugen wir, in Wort und Tat, die gute Nachricht des anbrechenden Gottesreichs? Was bedeutet Pfingsten im Hinblick auf unser eigenes Handeln, auch jenseits übernatürlicher Erscheinung? Gottes Geist in den Menschen macht uns zu Agenten seines Wesens. Als Jüngerinnen und Jünger sind wir seine Agenten. Was in den Weissagungen der frisch Getauften gezeigt und in den Wundern der um Paulus angedeutet wird, wird der Gemeinde Jesu zum Auftrag. Die Welt mit Weisheit und heilender Kraft begleiten, bis Gott die Heilung der Welt vollenden wird.

Joel 3, 1-5 – der Tag des Herrn

Im Unterschied zu den bisherigen beiden Bibelstellen finden wir in den Versen aus Joel keine Beschreibung eines Geschehens, kein Zeugnis, sondern eine Zukunftsvision. Joel 3 beschriebt den Tag des Herrn an dem er endlich alles in Ordnung bringen wird. Rund um den für Pfingstmontag gegebenen Text finden wir die Auswirkungen des heilenden Handeln Gottes beschrieben: Sicherheit, Wachstum, genug zum Essen… Die Vision des ausgegossenen Geistes schließt den Menschen in diese finale Erlösung ein. Auf den Tag des Herrn zu hoffen kann uns bedeuten bereits heute eine Vision eines Lebens in dieser Fülle zu erträumen und darauf hin zu leben. Pfingsten bedeutet die Hoffnung auf diesen Tag, die Zeichen und Wunder in den Blick zu nehmen!


Röm 8, 14-17 – Neues Leben im Geist

Wir sind Kinder Gottes und seine Erben. Sein Geist befreit uns Gott „Vater“ zu nennen. Eine engere Beziehung (als die zwischen Eltern und Kindern) ist kaum beschreibbar. Sie ist nicht gewählt, nicht hergestellt, sondern geboren. Erben zu sein bedeutet in Verantwortung hinein zu wachsen. Verantwortung für den elterlichen Besitz zu übernehmen. Unser neues Wesen als Kinder Gottes führt in Verantwortung für die Welt, Gottes Besitz.


Joh 3, 16-21 – Gottes Liebe zur Welt

Die Verse in Johannes 3 zeigen das zentrale Motiv Gottes: Er liebt die Welt (V16) und will diese retten (V17), global und umfassend. Diesem Motiv gilt es in zweifacher Weise zu begegnen, im Glauben (V15 & 18) und in der Tat (V21). Beinahe untypisch für einen Pfingsttext taucht der heilige Geist hier gar nicht explizit auf. Das ist auch nicht nötig, denn der Text beschreibt das zentrale Motiv, dem alle „Geisterscheinungen“ zugeordnet sind. Gottes Liebe zur und seine Hingabe an die Welt.

Gregor Rehm, Weyher i. d. Pfalz