Pfingstmontag (25.05.15)

Vorschläge der Perikopenrevision (EKD/VELKD/UEK): Joh 4,19-26;
Eph 4,(1-6)11-15(16);
Mt 16,13-19; Joh 20,19-23; 1Kor 12,4-11;
4 Mose 11,11-12.14-17.24-25(26-30) [www.stichwortp.de]

 

Pfingstmontag

ev. Predigttext kath. 1. Lesung kath. 2. Lesung kath. Evangelium
Mt 16, 13-19 Apg 8, 1b.4.14-17 oder
Ez 37, 1-14
Eph 1, 3a.4a.13-19a Lk 10, 21-24

Pfingsten. Das Fest der Kirche. Die Kirche, die Gemeinschaft der Heiligen steht im Zentrum dieses Feiertags. Eine Gemeinschaft, die Grenzen überschreitet und Menschen verschiedener kultureller Hintergründe, verschiedener Herkunft und Nationalität miteinander verbindet. In der Erzählung vom Pfingstwunder (Apg 2) wird das deutlich betont: Die Jünger sprechen plötzlich allerlei Srachen, Menschen verschiedener Herkunft hören ihnen zu; auch wenn Apg 2 am Pfingstmontag nicht zu den Perikopen des Gottesdienstes zählt, steht sie doch im Hintergrund dieses Feiertages.

Das Thema Nachhaltigkeit steht in den Texten des Feiertages nicht im Vordergrund. Bezüge lassen sich aber herstellen, zumindest vom Predigttext (ev.) und den beiden Texten für die 1. Lesung (kath.)

Matthäus 16, 13-19

Εκκλησία, die Kirche, die auf Petrus, dem Fels begründet wird. Εκκλησία ist erst einmal eine Versammlung: Menschen kommen zusammen, weil sie etwas verbindet – in diesem Falle das Bekenntnis zu Christus. Das ist das Besondere an dieser Versammlung: Sie rekrutiert ihre Mitglieder nicht aus sozialen, nationalen oder rassischen Motiven, sondern auf der Grundlage eines Bekenntnisses, das auf göttlicher Offenbarung beruht.

Die Kirche, deren Grundstein in Petrus gelegt wird, ist auf die Zukunft, auf Nachhaltigkeit ausgerichtet. Nicht einmal die Höllenpforten können sie überwältigen, sie ist für die Ewigkeit gemacht. Die Binde- und Lösegewalt der Kirche, der Gemeinschaft der Heiligen, also aller Christinnen und Christen, hat auch im Himmel bestand. Damit ist uns eine enorme Verantwortung gegeben. Das Himmelreich wird schon auf Erden begründet durch unser Handeln als Kirche Jesu Christi, als Gläubige Christinnen und Christen. Unser Einsatz für das Wohlergehen aller, für den Erhalt von Lebensräumen und ein friedliches Miteinander wirkt über unser irdisches Dasein hinaus und gewinnt dadurch noch einmal an Bedeutung.

Ein weiterer Aspekt fällt mir ins Auge: An Pfingsten feiern wir den Geburtstag der Kirche. Und in der Pfingsterzählung Apg 2 spielt der Heilige Geist als ein Brausen vom Himmel, ein gewaltiger Wind, eine wichtige Rolle. An Pfingsten kommt also etwas in Bewegung, ein Wind, der alles durcheinander wirbelt, das alte, falsche weg bläst.
Und dagegen steht nun Petrus, der Fels. Die von Jesus begründete Kirche ist stabil, sie hält Sturm und Wetter stand, denn sie ist auf Fels gebaut. Der Fels, griechisch: πετρά, steht auch für Mut und Hartnäckigkeit.
Kirche braucht beides als Grundlage: Den Geist, der weht und wirbelt und manchmal auch durcheinander bringt, der Debatten aufwirft und belebt und das, was haltlos ist fortträgt. Dieser Geist bringt das Engagement von Christinnen und Christen, sich für eine gerechtere Welt einzusetzen, die die Verkündigung von Gottes ewigem Friedensreich Wirklichkeit werden lässt.

Kirche braucht aber auch die feste Grundlage: Wenn die Gemeinde nicht fest steht auf dem gemeinsamen Bekenntnis, auf dem gemeinsamen Glauben an Jesus Christus, an den Gott der Liebe und des Friedens, wenn sie sich selbst von jedem Wind, der da weht, umherwehen lässt, dann ist sie nicht die Kirche Jesu Christi. Kirche braucht den festen Stand um im Sinne des Geistes zu wirken und Veränderung zu ermöglichen.

In Blick auf Nachhaltigkeit bedeutet das, dass die Gemeinde Jesu Christi nicht abrücken darf von den Grundsätzen christlichen Lebens, auf denen sie gegründet ist: Dazu gehört der Respekt voreinander und die Nächstenliebe, was konsequenten Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit beinhaltet, aber auch die Bewahrung der Schöpfung, den Kampf für den Erhalt von Lebensräumen für Menschen, Tiere und Pflanzen, für Ernährungssicherheit und gegen Klimawandel, Plastikmüll in den Weltmeeren, vergiftete Böden etc. Das allerdings braucht frischen Geist, die Bereitschaft neue Wege zu gehen, sich von alten Denkmustern zu lösen und auch mal Ideen zu verfolgen, die andere für unmöglich halten.

Apostelgeschichte 8, 1b.4.14-17

Die Perikope erzählt von der rasanten Verbreitung der Frohen Botschaft entgegen aller Widerstände. Zwar wurde die Gemeinde in Jerusalem verfolgt, aber ihre Mission ließ nicht ab: Sie zerstreuten sich in die Länder Judäa und Samarien und predigten das Wort. Erstmals in der Apostelgeschichte spielt die Erzählung also nicht in und um Jerusalem, sondern das Wort Gottes breitet sich über das ganze Land aus. Es wirkt so nachhaltig, dass auch der Tod des Stephanus (Kap. 7) und die Zerstreuung der Urgemeinde seine Verbreitung nicht stoppt, sondern sogar noch fördert.

Das besondere an den Gemeindegründungen in Samaria ist, dass es nicht die Apostel waren, die hier missionarisch aktiv wurden. Doch erst die Anwesenheit der Apostel Petrus und Johannes bringt den neuen Christen den Heiligen Geist. Mit der dadurch vollzogenen Rückbindung an die Jerusalemer Urgemeinde betont Lukas, wie wichtig ihm die Einheit der Christenheit ist.

Ezechiel 37, 1-14

Kern des Textes ist das Versprechen Gottes und das Vertrauen des Propheten auf Neues Leben. Der Tod wird überwunden, selbst verdorrte Gebeine werden wieder voller Leben sein. Ein ermutigendes Wort im Angesicht der lebensbedrohenden Herausforderungen unserer Zeit: Von Krieg, Umweltzerstörung, Klimawandel und zunehmenden lebensbedrohenden Wetterphänomenen.

Gott ist ein Gott, der das Leben will, das macht dieser Text deutlich. Es wäre aber fatal, würde man diesen Gedanken allein auf die eschatologische Perspektive, die hier zweifelsohne im Vordergrund steht, beschränken. Wenn Gott ein Gott des Lebens ist und sogar die Toten einst auferweckt werden, dann bauen wir am Reich Gottes auf Erden, indem wir unsere Welt lebenswert machen und alles dafür tun, um Leben zu schützen und zu bewahren.

Tim Wendorff, Ibbenbüren