9. Sonntag nach Trinitatis / 18. Sonntag im Jahreskreis
ev. Predigttext | kath. 1. Lesung | kath. 2. Lesung | kath. Evangelium |
Mt 7,24-27 | Ex 16, 2-4.12-15 | Eph 4, 17.20-24 | Joh 6, 24-35 |
Leitgedanken
In der VerkĂŒndigung soll zum Ausdruck kommen, das wir Menschen oft nur vordergrĂŒndig nach einem tragenden Lebenssinn streben, die Botschaft des Evangeliums uns aber einlĂ€dt grundlegender zu suchen. Bei dieser Suche ruft uns Jesus auf, unsere SehnsĂŒchte an ihm festzumachen und im Glauben an ihn unsere tiefste ErfĂŒllung zu finden.
MatthÀus 7, 24-27 Bau dein Leben auf den Fels
Die Aussage des Textes erscheint beim ersten Lesen wie eine SelbstverstĂ€ndigkeit, ĂŒber die zu reden man nur wenige SĂ€tze braucht. Hören und Tun sollen einander entsprechen â wer wĂ€re nicht der gleiche Meinung? Christen sehen sich immer wieder dem Vorwurf ausgesetzt, sie hörten sich in kirchlichen Veranstaltungen anspruchsvolle Worte an, handeln jedoch nicht danach und wĂŒrden deshalb unglaubwĂŒrdig fĂŒr andere, die diesen Widerspruch bemerken. Die Pointe âEs kommt auf das Tun anâ kann sogar dazu benutzt werden, um das âbloĂeâ Hören herabzusetzen, was der Intention des Textes widerspricht, denn dieser zielt offensichtlich auf die Einheit von Hören und Tun. Auch das Bild des Gleichnisses gibt wenig Ăberraschendes her. Sein Haus auf felsigen Untergrund zu bauen, statt es einfach auf Sandboden zu setzen, ist auch fĂŒr denjenigen einleuchtend, dem die Gegebenheiten im alten PalĂ€stina nicht vertraut sind. Die Darstellungen von StĂŒrmen, Ăberschwemmungen und ihren Folgen ist plastisch genug, um klarzumachen, wie unvernĂŒnftig es ist, einen Hausbau ohne die notwendige Sorgfalt bei der Auswahl des Bauplatzes und der ordentliche Fundament durchzufĂŒhren. Die Konsequenz daraus kann nur sein: Wer sich auf eine Sache einlĂ€sst, muss alles, was dazugehört, mit Sorgfalt tun.
Jesu Gleichnis am Ende der Bergpredigt sagt: Ein Mensch, der sein Haus, seine Lebensexistenz auf Sand baut, ist dumm. In PalĂ€stina und an vielen anderen Orten dieser Erde wusste man das vor 2000 Jahren â und weiĂ es noch heute. In Griechenland, kann man HĂ€user sehen, deren Untergrund von den heftigen RegenfĂ€llen im Winter regelrecht unterspĂŒlt waren â und mancher Hausbesitzer versucht dem Einsturz des Hauses entgegenzuwirken, indem er Fels- und Steinbrocken noch nachtrĂ€glich unter das Fundament bringt. Ăberall auf der Welt kann man auch wirtschaftliche und politische Unwetter beobachten, die die Existenz Grundlage manches Staates zunichte machen und alles wegzuspĂŒlen drohen. Das kann jeden und jede ĂŒberall treffen. Auch in Deutschland gibt es immer wieder schwere Unwetter, die ganze Landstriche ĂŒberschwemmten. Und auch im persönlichen Alltag jedes Menschen kann es Krisen geben, die das Fundament des Lebens einstĂŒrzen lassen können. Wer sein Lebenshaus auf unsicherem Boden gebaut hat, kann schnell vor den TrĂŒmmern seiner Existenz stehen.
In alldem spricht uns Jesus Hoffnung und gibt uns Mut.
âWer meine Rede hört und tut sie, der wird einem klugen Mann gleichen, der sein Haus auf Felsen baute.â
Exodus 16, 2-4. 12-15
Angesichts der tödlichen Bedrohung durch Hunger in der WĂŒste wenden sich die Israeliten mit einer gemeinsamen Klage gegen die FĂŒhrer Mose und Aron. In ihrer Klage werden GegensĂ€tze genannt: In Ăgypten hĂ€tten sie zu essen gehabt. Sie hĂ€tten dort nicht einen vorzeitigen Tod, sondern einen natĂŒrlichen Tod durch Jahwes Hand sterben können. Jetzt droht ihnen durch den Hunger der frĂŒhe Tod, und zwar droht dieser Tod der gesamten âGemeindeâ. Damit steht Gottes Heilshandeln auf dem Spiel.
Ich finde es sehr faszinierend, aber auch tröstlich und ĂŒberraschend, wie Gott in unserer ErzĂ€hlung mit diesem murrenden und protestierenden Volk umgeht. Gott schimpft nicht und er straft nicht. Er geht aber auch nicht auf ihren Willen ein und lĂ€sst sie zurĂŒckkehren nach Ăgypten, in die Gefangenschaft.
Jeden Morgen - im FrĂŒhtau lag âetwas feines, knuspriges, fein wie Reifâ.
Die Kinder Israel fragten: âMan huâ? Das bedeutet: Was ist das? Daraus leitet sich der Name Man (= Manna) ab. Das Volk Israel hat dieses Manna 40 Jahre lang gegessen. Was immer in der WĂŒste passierte, ob sie unterwegs waren, lagerten oder kĂ€mpften, das Manna gab ihnen alles, was sie an NĂ€hrstoffen brauchten.
Wie sieht es heute zu unserer Zeit mit dem Hunger aus?
Nahrung ist in Deutschland jederzeit und in jeder Menge verfĂŒgbar, die Zeiten des Mangels sind hier lange vorbei. Das gilt aber nicht auf der ganzen Welt. Obwohl es mehr als genug Nahrungsmittel fĂŒr die ĂŒber sieben Milliarden Menschen auf der Erde gibt, leiden mehr als 800 Millionen Menschen Hunger. Das liegt in erster Linie am ungleichen Zugang zu Nahrungsmitteln. Vor allem Arme habe zu wenig Geld, um sich genĂŒgend Essen zu kaufen. Weitere GrĂŒnde sind Lebensmittelverschwendung und die Verwendung von Nahrungsmitteln fĂŒr andere Zwecke, etwa zur Herstellung von Treibstoffen.
Arif Husain, Chefökonom und Direktor beim WelternĂ€hrungsprogramm (World Food Programme) der Vereinten Nationen schreibt in der Zeitschrift âZeit Onlineâ: âEs quĂ€lt mich, dass im 21. Jahrhundert noch immer Menschen verhungern. Wenn jemand keine Luft zum Atmen hat oder kein Wasser zum Trinken, dann finden wir das inakzeptabel. Warum nicht, wenn jemandem das Essen zum Leben fehlt? Bald werden wir in der Lage sein, Menschen zum Mars zu schicken. Aber wir sind auĂerstande, Millionen Menschen auf der Erde vor Hunger zu bewahren? Das kann einfach nicht wahr sein!...Jeden Tag gehen 815 Millionen Menschen hungrig ins Bett, obwohl wir auf der Erde mehr als genug Nahrung produzieren, um alle satt zu machen. Warum? Aufgrund von Kriegen und dem Klimawandel, die heute die Hauptursachen fĂŒr Hunger und Vertreibung sind. Daten zeigen: 60 Prozent derer, die Hunger leiden (489 Millionen Menschen), und mehr als 75 Prozent der aufgrund von MangelernĂ€hrung unterentwickelten Kinder (also 122 von 155 Millionen) leben in Konfliktgebieten. Wenn wir nicht bald etwas tun, werden viele Menschen, die hungernd aufgewachsen sind, als Erwachsene weniger leisten und verdienen â mit weitreichenden Konsequenzen fĂŒr viele Gesellschaften und LĂ€nder. Es ist untragbar und entwĂŒrdigend, dass noch immer Hunderte Millionen Menschen an Hunger leiden. Oft sind sie selbst daran nicht schuld. Wir mĂŒssen uns erheben und denen, die die Macht haben, Kriege zu beenden, sagen: "Es reicht!" Weil wir in einer vernetzten Welt leben, ist Hunger unser aller Problem. Und eben nicht nur das anderer Leute in weit entfernten LĂ€ndernâ.[1]
Das Neue Testament nennt das Manna âdas Brot Gottesâ (Joh 6,33), Gott gibt immer, was wir fĂŒr einen Tag brauchen â nicht mehr. Die Anforderungen von morgen sind anders als die von heute. Wir sind in allem von Ihm abhĂ€ngig. Der Herr Jesus sagt in der Bergpredigt: âSo seid nun nicht besorgt fĂŒr den morgigen Tag, denn der morgige Tag wird fĂŒr sich selbst sorgen. Jeder Tag hat an seinem Ăbel genugâ (Mt 6,34).
Johannes 6, 24-35
Das Volk fragte Jesus: âWas tust du fĂŒr ein Zeichenâ? Sie glauben nur, sofern sie etwas sehen. Und dabei haben sie schon ein Zeichen gesehen â ohne seine eigentliche Bedeutung erkannt zu haben. Ihre Vorstellung von âZeichenâ beschrĂ€nkte sich auf eine Wiederholung des Manna-Wunders aus der Zeit der VĂ€ter, d.h. auf die SĂ€ttigung materieller BedĂŒrfnisse. Worum es ihnen geht, ist offenkundig. Ein einziges Mahl-Wunder kann es nicht mit der jahrelangen Nahrungsversorgung wĂ€hrend der gesamten WĂŒstenwanderung Israels aufnehmen. Jesus mĂŒsste doch zeigen, dass er mehr kann als Mose. âBrot vom Himmelâ: Ein Zitat aus Ps. 78,24. Jesus nimmt das Zitat auf und deutet es geistlich. ZunĂ€chst zeigt er, dass nicht Mose, sondern der himmlische Vater das Manna gab. Dann weist er darauf hin, dass das wirkliche himmlische Brot nicht das Manna, sondern Christus selbst ist.
Ich bin das Brot des Lebens: Jesus musste sofort das MissverstĂ€ndnis von natĂŒrlichen Brot ausrĂ€umen und die Rede auf sich selbst bringen. In Vers 35. spricht Jesus: âIch bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, wird nie mehr hungern, und wer an mich glaubt, wird nie mehr Durst habenâ.
Nur derjenige der zu Jesus kommt und an ihn glaubt, kann geistlich satt werden.
Branislav Tot, Ulm