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Jos 2, 1-21 | 2 Kön 5, 14-17 | 2 Tim 2, 8-13 | Lk 17, 11-19 |
Die Autorin betrachtet die Bibelstelle aus dem 2. Buch der Könige. Die anderen genannten Perikopen lassen keine direkten Bezüge zur Nachhaltigkeit erkennen.
»Geh‘ und wasch‘ Dich siebenmal im Fluss Jordan.
Dann wird Dein Leib wieder gesund und Du wirst rein.«
(Zweites Buch der Könige 5, 13)
Die Katholische Frauengemeinschaft im Bistum Hildesheim richtete 2024 ihren Diözesantag zu dem Thema „Wasser! Quelle des Lebens“ aus. Bei einem Vortrag über die Geistkraft des Wassers wurde ein Foto von der Apenteichquelle bei Winzenburg im Leinebergland gezeigt. Dieser Ort ist nicht nur physisch eine Quelle für Wasser, sondern auch spirituell: Menschen kommen ehrfürchtig dorthin, füllen sich Wasser ab und legen kleine Schätze auf eine nahegelegene Steinplatte. Die Apenteichquelle ist sozusagen ein heiliger Ort.
Eine Christin erzählte bei dem Vortrag, dass sie einmal mit ihrer nicht-christlichen Mutter diese Quelle aufgesucht hatte. Sofort hatte die Mutter zu ihr gesagt: „Da hast Du mich ja doch in eine Kirche gebracht …“ Die Mutter hatte gespürt, dass von dieser Wasserquelle etwas Besonderes ausging, eine heilsame Kraft.
Die tiefe, religiöse Sehnsucht nach Heilsamem gibt es wahrscheinlich genauso lange, wie es Menschen auf dieser Erde gibt. Seit jeher wissen Menschen, dass sie Wasser nicht nur als Durststiller für ihre Körper, zum Waschen und Gießen für ihre Pflanzen benötigen, sondern dass Wasser auch eine spirituelle Kraft für ihre Seelen hat. Deshalb gehen sie beispielsweise zur Apenteichquelle.
Sicherlich kennen Sie auch eine Wasserquelle in Ihrer Nähe?
Ein für heute empfohlener Schrifttext stammt aus dem zweiten Buch der Könige. Dort lesen wir von Naaman, dem angesehenen Feldherrn des Königs von Aram. Er litt an Aussatz. Von einer jungen Frau aus Israel erhielt er den Rat, den Propheten Elischa in Samaria aufzusuchen. Er würde seine Krankheit heilen. Und tatsächlich Elischa empfahl Naaman: „Geh‘ und wasch‘ Dich siebenmal im Fluss Jordan. Dann wird Dein Leib wieder gesund und Du wirst rein.“ (2. Buch der Könige 10) Er folgte dem weisen Rat und wurde rein.
Was wissen wir heute über den Jordan?
Der Jordan, der eine natürliche Grenze zwischen Jordanien und Israel darstellt, ist 251 km lang. Seine Quellflüsse vereinigen sich im Norden Israels zum Jordan, der danach in südlicher Richtung Nordgaliläa durchquert. Bei Bethsaida mündet er in den See Genezareth. Südlich des Sees tritt er in den Jordangraben ein. Südöstlich von Jericho mündet der Jordan dann schließlich in das Tote Meer.[1]
Der Jordan und seine Flusslandschaft strahlen eine wohltuende Atmosphäre aus. Ob es nun das therapeutisch einzigartige Wasser des Toten Meeres ist, die beruhigende Luft des Wadi Rum oder die mineralreichen Quellen von Ma’in, vom Jordan gehen Heilkräfte aus.[2] Mit diesen paradiesischen Beschreibungen wird der Jordan Tourist*innen präsentiert.
Zugleich war und ist das Wasser des Flusses auch immer eine begehrte Kriegswaffe in der Region. Der Fluss leidet an Wasserknappheit und -qualität, unter Erd- und Luftverschmutzung, unter der schnellen Modernisierung und natürlichen Ereignissen.[3]
Wie wir gehört haben, hatte sich Naaman siebenmal im Jordan gewaschen und wurde geheilt. Die Zahl sieben erinnert an die sieben Sakramente, zu der ja auch für katholische Christ*innen die Taufe gehört. Sie verbindet alle christlichen Kirchen. Unweigerlich denken wir natürlich dann auch an Jesus, wie er von Johannes im Jordan getauft wurde. Yardenit heißt dieser saubere und wunderschöne Ort am südlichen Zipfel des Sees von Genezareth. Jedes Jahr wird er von einer halben Million Tourist*innen und Pilger*innen aufgesucht, um das Wasser fühlen zu können, in dem Jesus getauft wurde. Einige lassen sich dann auch dort taufen.[4]
Wasser ist also für uns Christinen und Christen nicht nur ein unverzichtbares, bedrohtes und bedrohendes Lebenselement, sondern auch immer ein heiliges Sakrament. Der brasilianische Theologe Marcelo Barros schreibt in dem Buch „Gottes Geist kommt im Wasser“: „Ich meine, dass […] alle spirituelle Traditionen glauben, dass das Wasser Sakrament der göttlichen Gegenwart ist. Wir sind aufgerufen, mit dem Wasser zusammenzuleben – nicht nur mit einem praktischen und nützlichen Werkzeug, sondern mit einem Zeichen der Liebe, das es zu ertragen, zu respektieren, ja sogar zu verehren gilt …“[5]
Wenn Wasser absichtlich verschmutzt, vergeudet, ungerecht verteilt, vorenthalten und sogar zur Kriegswaffe wird, schadet dies nicht nur den Menschen, sondern auch allen anderen Lebewesen im und am Wasser. Biologisch gesehen wird dabei Lebensraum zerstört, spirituell gesehen wird dabei ein natürlicher Kraftort entheiligt.
Die Wasser selbst rufen nach Gerechtigkeit. So heißt es in der Offenbarung des Johannes (16,6).[6] Seien wir also mutig, verteidigen wir die Rechte um und von Wasser, überall dort und überall dann, wenn wir stark genug sind. Damit Menschen auch heute und in Zukunft wie Naaman immer wieder erfahren können: Wasser hat heilsame Kraft.
Dr. Elisabeth Steffens, Bistum Hildesheim
Quellen / Verweise:
[1] Jordan – Wikipedia, 6.2.2025
[2] Siehe https://medicaltourism.suntoursjo.com/, 6.2.2025
[3] Environmental issues in Jordan - Wikipedia, 6.2.2025
[4] Yardenit - Tourist Israel, 6.2.2025
[5] Marcelo Barros, „Gottes Geist kommt im Wasser: Wasserkrise, Religionen und ökologische Spiritualität“, Luzern 2004, S. 188.
[6] Siehe Wasser in der Bibel - kuerschner-pelkmanns Webseite, 5.2.2025.