21.o9.25 – 14. Sonntag nach Trinitatis / 25. Sonntag im Jahreskreis

ev. Predigttext kath. 1. Lesung kath. 2. Lesung kath. Evangelium
1 Mose 28, 10-19a (19b-22) Am 8, 4-7 1 Tim 2, 1-8 Lk 16, 1-13

 

1. Genesis 28, 10-22: Jakobs Himmelsleiter

Jakob ist auf der Flucht. Alles, was er besaß, hat er hinter sich gelassen, und nun liegt er in der Dunkelheit, allein unter freiem Himmel. Sein Kopf ruht auf einem Stein, als ihm eine Vision erscheint: eine Leiter, die Himmel und Erde verbindet, Engel steigen auf und nieder, und Gott selbst spricht zu ihm. Diese Begegnung verändert alles. Jakob erkennt, dass Gott nicht an einen bestimmten Ort gebunden ist, sondern überall gegenwärtig. Diese Leiter, die den Himmel mit der Erde verbindet, könnte auch ein Symbol für unsere Verantwortung sein. Was wir auf der Erde tun, hat Auswirkungen auf die himmlische Ordnung. Wenn wir Gottes Schöpfung zerstören, dann trennen wir uns von dieser Verbindung. Jakobs Verheißung, das Land zu erhalten, ist auch eine Erinnerung daran, dass Landbesitz nicht einfach ein Privileg ist, sondern eine Verantwortung. Wer über Land und Ressourcen verfügt, muss sie mit Bedacht verwalten, damit sie nicht ausgebeutet oder achtlos zerstört werden. Auch Jakobs Reaktion ist aufschlussreich: Er schwört, einen Zehnten zu geben, ein früher Ausdruck des Gedankens, dass Wohlstand nicht für sich allein existiert, sondern mit anderen geteilt werden muss. Vielleicht liegt in dieser uralten Erzählung eine Botschaft für uns heute: dass wahre Nachhaltigkeit nicht nur bedeutet, etwas zu bewahren, sondern es im Bewusstsein einer göttlichen Verantwortung zu nutzen, nicht als rücksichtsloser Eigentümer, sondern als treuer Verwalter der Schöpfung.

 

2. Amos 8, 4-7: Der Schrei der Armen

Mit scharfen Worten klagt Amos eine Gesellschaft an, in der die Reichen sich immer mehr nehmen und die Armen immer weiter an den Rand gedrängt werden. Sie warten ungeduldig darauf, dass der Sabbat vorbei ist, damit sie ihre Geschäfte fortsetzen und ihre Waagen manipulieren können. Die Menschen, die nichts haben, sind für sie nur eine Ware, die gekauft und verkauft wird. Amos hält ihnen Gottes Wort entgegen: "Ich werde nie vergessen, was ihr getan habt." Diese Worte hallen bis in unsere Zeit nach. Wie oft hören wir, dass wirtschaftlicher Erfolg über alles geht? Dass Wachstum wichtiger ist als Gerechtigkeit? Dass Ressourcen ausgebeutet werden, ohne Rücksicht darauf, wer darunter leidet? Amos entlarvt diese Haltung als Gottesferne. Nachhaltigkeit bedeutet nicht nur, auf die Umwelt zu achten, sondern auch, soziale Gerechtigkeit in den Mittelpunkt zu stellen. Ein System, das den Profit über den Menschen stellt, führt langfristig zum Zerbrechen der Gesellschaft. Wer am Sabbat nur noch den nächsten Geschäftsabschluss im Kopf hat, der hat auch den Sinn der Ruhe verloren. Die Kritik des Propheten ist dabei kein bloßes Moralisieren – sie ist eine eindringliche Warnung. Denn ein Wirtschaftssystem, das auf Ausbeutung basiert, ist nicht nur unethisch, sondern letztlich auch selbstzerstörerisch. Gottes Erinnerung an das Unrecht ist kein bloßes Protokoll – sie ist ein Ruf zur Umkehr. Amos fordert eine Neuorientierung hin zu einer Wirtschaft, die nicht den Starken bevorzugt, sondern den Schwachen schützt, weil nur so eine nachhaltige, gerechte Gesellschaft entstehen kann.

 

3. 1. Timotheus 2,1-8: Gebet und Verantwortung

Paulus ruft dazu auf, für alle Menschen zu beten, besonders für die Herrschenden, damit ein Leben in Frieden und Würde möglich wird. Doch dieses Gebet ist nicht nur eine Bitte an Gott, sondern auch ein Aufruf zur Verantwortung. Frieden und Gerechtigkeit fallen nicht vom Himmel – sie müssen aktiv gestaltet werden. Wer für eine gerechte Welt betet, kann nicht untätig bleiben. Die Politik, die Paulus hier anspricht, ist nicht eine Angelegenheit für einige wenige, sondern betrifft alle. Wer von einer besseren Welt träumt, muss sich für sie einsetzen. Nachhaltigkeit bedeutet nicht nur den Schutz der Natur, sondern auch die Achtung der sozialen Ordnung, in der niemand zurückgelassen wird. Doch Paulus fordert nicht nur ein allgemeines Wohlwollen ein – er betont die Bedeutung der Einheit und Aufrichtigkeit. Ein Gebet mit "erhobenen Händen" ist mehr als eine symbolische Geste: Es ist ein Zeichen für Reinheit, für ein Handeln, das nicht durch Egoismus und Eigeninteressen verdorben ist. Nachhaltigkeit ist nicht nur eine politische oder wirtschaftliche Frage, sondern auch eine spirituelle Haltung. Wer betet, dass Frieden und Gerechtigkeit herrschen, sollte nicht zugleich in Gedanken die eigenen Vorteile über die Bedürfnisse der Gemeinschaft stellen. Vielleicht ist das Gebet, das Paulus meint, ein ganzheitliches Handeln: ein Leben, das Gottes Willen nicht nur im gesprochenen Wort, sondern in jedem Tun widerspiegelt – eine Welt, in der Gerechtigkeit nicht nur ein Wunsch, sondern eine gelebte Realität ist.

 

4. Lukas 16,1-13: Das Gleichnis vom untreuen Verwalter

Ein Verwalter steht vor dem Verlust seines Amtes. Er hat sich bereichert, nicht treu gewirtschaftet, und nun wird er zur Rechenschaft gezogen. Doch anstatt zu verzweifeln, handelt er klug: Er reduziert die Schulden derjenigen, die seinem Herrn etwas schulden, und sichert sich damit ihre Gunst. Jesus lobt ihn für seine Umsicht – ein unerwartetes Lob für einen, der bisher untreu war. Doch es geht nicht um Betrug, sondern um Klugheit. Jesus fordert dazu auf, weise mit dem umzugehen, was uns anvertraut ist. Geld und Besitz sind nicht schlecht, aber sie sind Mittel zum Zweck. Wer sein Herz daran hängt, wird zum Sklaven des Mammons. Doch wer sie bewusst einsetzt, kann Gutes bewirken. Das Gleichnis fordert heraus: Sind wir kluge Verwalter dessen, was uns gegeben wurde? Nutzen wir Ressourcen mit Bedacht oder verschwenden wir sie? Das betrifft nicht nur Geld, sondern auch die Zeit, die Fähigkeiten, die Möglichkeiten, die wir haben. Nachhaltigkeit bedeutet, sich nicht von kurzfristigen Interessen leiten zu lassen, sondern langfristig zu denken. Wer sich nur von Gier oder Bequemlichkeit treiben lässt, verpasst die Chance, wirklich verantwortungsvoll zu handeln. Jesus stellt eine klare Entscheidung: Niemand kann zwei Herren dienen. Wer sein Leben darauf ausrichtet, das Beste für die Schöpfung und die Gemeinschaft zu tun, zeigt wahre Weisheit. Die Frage bleibt: Wofür setzen wir das ein, was uns anvertraut wurde? Dienen wir dem Leben – oder dem reinen Eigennutz?

Dirk Reschke, Ev. Kirche der Pfalz