o9.11.25 – drittletzter Sonntag im Kirchenjahr / 32. Sonntag im Jahreskreis

ev. Predigttext kath. 1. Lesung kath. 2. Lesung kath. Evangelium
Lk 6, 27-38 2 Makk 7, 1-2.7a.9-14 2 Thess 2, 16 - 3, 5 Lk 20, 27-38

Der Verfasser betrachtet hier ausschließlich die Bibelstelle zum kath. Evangelium (Lk 20). Evangelische Predigende finden zum Predigttext Lk 6, 27-38 in den Predigtimpulsen zum 23.02.25 von Olliver Zobel Anregungen, dort im zweiten Teil unter b).

 

Predigt zum Evangelium Lk 20, 27–38

Thema: Nachhaltigkeit – Verantwortung über den Tod hinaus

Liebe Schwestern und Brüder,

im heutigen Evangelium nach Lk 20, 27-28 begegnen wir einer bekannten Streitfrage!

Die nicht an die Auferstehung glaubenden Sadduzäer stellen Jesus eine theoretische Frage: Sie erzählen die Geschichte einer Frau, die nacheinander mit sieben Brüdern verheiratet war. Alle verstarben sie ohne Nachkommen. Spöttisch fragen sie Jesus: „Wessen Frau wird sie nun in der Auferstehung sein?“

Diese Frage ist nicht ernst gemeint - aber die Idee der Auferstehung lächerlich zu machen. Jesus geht nicht in die Falle. Er antwortet weder mit Logik noch Gegenbeispielen. Stattdessen führt er sie – aber auch uns – in eine tiefere Dimension des Glaubens. „Gott ist nicht ein Gott der Toten, sondern auch der Lebenden. Für ihn leben sie alle.“

 

1. Gott ist ein Gott der Lebenden! Nun, was heißt das für uns heute?

Jesus spricht hier nicht nur über ein Leben nach dem Tod, sondern über eine Haltung zum Leben - ja eine Haltung zum Leben insgesamt! Wenn Gott ein Gott der Lebenden ist, heißt das:

  • „Das Leben ist heilig“ -  denn jeder Schritt des Lebens ist wichtig und führt uns zur Heiligkeit. Damit wir die Orientierung nicht verlieren, sollten wir mit offenen Augen und Ohren umhergehen.
  • „Das Leben ist kostbar“ - kostbare Sachen sind gut und sorgfältig aufzubewahren. Das Leben schätzt man so ein, dass es nicht verloren geht.
  • „Das Leben verdient Schutz“ – nicht nur mein eigenes, sondern das Leben aller, auch der kommenden Generationen!

Damit verstehen wir heute Nachhaltigkeit:

- ein Lebensstiel, der das Leben schützt – heute und morgen,

- ein Wirtschaften nicht auf Kosten anderer Menschen,

- ein Umgang mit der Schöpfung, der sie nicht ausbeutet – sondern bewahrt.

 

2. Nachhaltigkeit als geistlicher Auftrag

Zuweilen denken wir bei Nachhaltigkeit nur an technische Lösungen: weniger Plastik, mehr Recycling, erneuerbare Energien. Das ist wichtig - aber es geht tiefer, denn

Nachhaltigkeit ist eine geistliche Haltung.

Sie wurzelt in dem Glauben, dass:

  • wir nicht Herren der Erde sind, sondern Verwalter,
  • wir nicht für den Moment leben, sondern in Verantwortung vor Gott – für die Vergangenheit und die Zukunft,
  • wir nicht nur für uns da sind, sondern füreinander.

Im Evangelium geht es um die Frage: Was bleibt?

Die Sadduzäer fragen nach der Ehe im Jenseits. Jesus aber zeigt: Es geht nicht um Besitz, Rollen oder Status – es geht um Beziehung zu Gott, um Leben - das bleibt, da es in Gott gegründet ist.

Genauso stellt uns Nachhaltigkeit heute die Frage: Was bleibt von unserem Leben? Was hinterlassen wir?

 

3. Verantwortung über den Tod hinaus

Im alten jüdischen Gesetz, auf das sich die Sadduzäer beziehen, sollte ein Bruder für den verstorbenen Bruder Nachkommen zeugen. Es ging um Weitergabe.

In einer solchen Verantwortung stehen auch wir heute: Nicht, weil wir Kinder zeugen müssen – sondern weil unser Handeln heute Spuren hinterlässt: in der Umwelt, im sozialen Gefüge und im Geist unserer Gesellschaft.

Nachhaltigkeit heißt: Ich übernehme Verantwortung – nicht nur für mein Leben, sondern für das Leben derer, die nach mir kommen.

 

Schlussgedanke

Jesus sagt: „Für Gott leben sie alle.“
Das heißt: In Gottes Augen zählt jedes Leben. Nicht nur das der Erfolgreichen, nicht nur das der Jetzt-Lebenden.
Auch die Zukünftigen. Auch das verborgene Leben in der Schöpfung.

Wenn wir an den Gott der Lebenden glauben, dann heißt das auch: Wir glauben an eine Zukunft. Und wir gestalten sie – heute.

Kurzes Schlussgebet (optional)

Gott, du Gott des Lebens,
du hast uns deine Schöpfung anvertraut.
Hilf uns, mit ihr achtsam umzugehen.
Schenke uns den Mut, nachhaltig zu leben –
für unsere Kinder, für unsere Welt, für dich.
Amen.

Adam Songa, Seeheim-Jugenheim