Quasimodogeniti / 2. Sonntag der Osterzeit / 1. Sonntag nach Ostern (27.04.14)

Quasimodogeniti / 2. Sonntag der Osterzeit

 

ev. Predigttext kath. 1. Lesung kath. 2. Lesung kath. Evangelium
Jes 40, 26-31 Apg 2, 42-47 1 Petr 1, 3-9 Joh 20, 19-31

 

Jesaja 40, 26-31

Exegetisches:

Mit dem Kapitel 40 und den Worten „Tröstet, tröstet mein Volk“ beginnt der Text des Deuterojesaja-Buches, (des 2. Jesaja). Dieser Deuterojesaja stammt aus der Zeit des babylonischen Exils. Unter dem Perserkönig Kyrus entsteht eine neue Freiheit der jüdischen Bevölkerung in Babylon, eine neue Hoffnung auf Rückkehr ins verheißene Land.

 

Gedanken zur Nachhaltigkeit:

Fair-gehandelten Kaffee kaufen, Fernseher, Computer und Stereo-Anlagen nicht Tag und Nacht auf Stand by laufen lassen, den Coca Cola – Konzern boykottieren … Und dann steh ich ein paar Minuten im Supermarkt und beobachte das Kaffee-Regal: Von 16 verschiedenen Sorten ist nur EINE fair gehandelt. So viele kaufen immer noch „unfairen“ Kaffee (weil er ein paar Cent billiger ist). In so vielen Gemeindezentren und Jugendhäusern wird immer noch Coca Cola verkauft, weil die (angeblich) besser schmeckt.

Manchmal werde ich müde und matt, fühle mich ohnmächtig. Bringt mein Versuch, nachhaltig zu leben, faire Produkte zu kaufen, die Schöpfung zu bewahren eigentlich irgendetwas? Oder ist es ein Tropfen auf den heißen Stein?

In diesen Versen 29-31 werden Menschen ermutigt, die sich „müde und matt“ fühlen: „Die auf Gott hoffen, gewinnen neue Kraft.“

„Auf Gott hoffen“ ist kein passives „Es wird schon alles gut“-Denken und auch keine Vertröstung auf ein glückseliges Jenseits. „Auf Gott hoffen“ - das heißt: Eintreten für Frieden, Gerechtigkeit, Freiheit und Bewahrung der Schöpfung.[1] Wir dürfen uns gegenseitig ermutigen auf den Wegen der Nachhaltigkeit! Wir dürfen das stark machen, was uns schon gelingt! – und brauchen uns nicht durch unsere eigene Inkonsequenz und Unzulänglichkeit entmutigen lassen. 1-2 konkrete Beispiele für gelingende Ansätze (möglichst aus der Umgebung, dem Stadtteil, der Nachbarschaft...) können die Predigt bereichern.

 

Apostelgeschichte 2, 42-47

Exegetisches:

Entstanden ist die Apostelgeschichte gegen Ende des 1. Jahrhunderts. Die Autorenschaft wird in der kirchlichen Tradition Lukas zugeschrieben, der Paulus bei einigen seiner Reisen begleitet hat und auch Verfasser des Lukas-Evangeliums ist. Im 2. Kapitel der Apostelgeschichte geht es nach der Pfingst-Erzählung und der Petrus-Rede in den Versen 42-47 um das Leben in der christlichen Urgemeinde. (Ob die ersten Christen wirklich so gelebt haben oder ob es sich doch eher um eine idealisierte Wunschvorstellung der Christen der dritten Generation handelt, darf getrost unbeantwortet bleiben.)

 

Gedanken zur Nachhaltigkeit:

Entwickeln wir uns von einer „Gesellschaft des Besitzens“ (possessing) langsam zu einer „Gesellschaft des Teilens“ (sharing)? Zumindest ist unter jungen Menschen ein solcher Trend zu beobachten. Gebrauchsgegenstände nutzen zu können, ist wichtiger als sie zu besitzen. Das „Statussymbol Auto“ beispielsweise verliert zunehmend an Bedeutung. Vor allen in Großstädten wächst die Zahl der Menschen, die darauf verzichten, ein Auto zu besitzen, und die stattdessen Car-Sharing nutzen. Co-Working, Couch-Surfing oder Book-Sharing sind weitere Schlagwörter, die auf vergleichbare Modelle hinweisen.

Diese Trends sind sicherlich noch weit von dem entfernt, was in Vers 45 beschrieben wird („und teilten alles, was sie hatten.“[2]), doch unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit durchaus erwähnenswert. Langfristig werden deutlich weniger Produkte hergestellt, vorhandene Ressourcen effektiver genutzt und anfallender (Sonder-)müll reduziert.

 

R. Gertzen



[1]      Hier erweitere ich mit Gerd Theißen die drei Ziele, formuliert bei der VI. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) in Vancouver 1993, noch um die Freiheit. Vgl. Theißen, Gerd: Glaubenssätze. Ein kritischer Katechismus, Gütersloh 2012, Glaubenssatz 184, S. 335f,

[2]      Übersetzung nach der Bibel in gerechter Sprache.