Quasimodogeniti / 2. Sonntag der Osterzeit (8.4.18)

Quasimodogeniti / 2. Sonntag der Osterzeit

ev. Predigttext kath. 1. Lesung kath. 2. Lesung kath. Evangelium
Kol 2, 12-15 Apg 4, 32-35 1 Joh 5, 1-6 Joh 20, 19-31

Nachhaltigkeit kann nur leben, wer überhaupt an eine lebenswerte Zukunft glaubt. Angesichts von Krisen und Katastrophen fällt uns das oft schwer. Weltuntergangsstimmung breitet sich aus: Entweder explizit und verbunden mit Panik oder Resignation oder heimlich, still und leise durch Ausblendung und Nicht-Wissen-Wollen. Gott ruft uns dagegen auf, die Welt klaren Blickes zu sehen – der Sünde, also der Abwendung der Welt von Gott und seinem Willen, ins Auge zu schauen. Gleichzeitig stellt er uns seine Vision von der Welt, wie sie sein sollte, vor Augen. Im Glauben fängt dieses zweite Bild an, das erste zu überlagern, nicht umgekehrt. So entsteht Hoffnung, aber so finden wir auch Wege, Gottes Willen Wirklichkeit zu verleihen. Allem irdischen Augenschein zum Trotz.

Evangelischer Predigttext: Kol 2, 12-15

Der Blick in die Welt mit ihren Krisen – diplomatischen Verwerfungen und bewaffneten Konflikten, Zerstörungen der Umwelt und Ausbeutung der natürlichen Lebensgrundlagen, sozialer Kälte und millionenfachem Sterben aufgrund mangelnder Versorgung mit dem Nötigsten – kann deprimieren: Diese Welt ist dem Untergang geweiht, die Menschheit verpasst alle Chancen zur rechtzeitigen Umkehr! Doch als Christen sind wir befreit von der Last, die Welt nur aus dem Augenschein heraus sehen und deuten zu müssen. Was Sünde ist, was Tod ist, was in der Logik der Welt so dominant erscheint: Vor Gott hat es keinen Bestand. Unsere Hoffnung schöpft nicht aus den Möglichkeiten der Menschen oder der Welt, sondern aus Gottes Möglichkeiten, uns zu verwandeln und zu Boten eines neuen Lebens zu machen. Die Verkündigungder Frohen Botschaft spricht den Menschen Mut zu, die Welt mit den Augen des Glaubens zu sehen und damit einen ersten Beitrag zu ihrer Verwandlung zu leisten. Das heißt nicht, naiv zu sein. Verwandeln kann man nur vom derzeitigen Ausgangspunkt aus. Die Botschaft vom Kreuz ist ja gerade die des mit-leidenden Gottes, der sich nicht die Abwendung der Welt (Sünde) nicht erwidert, sondern sich ihr in ihrer Abwendung zuwendet. Nur aus dieser Zuwendung und unserer annehmenden Umkehr und Hinwendung kann Erlösung erfolgen. Aber: Wir kehren von dort aus um, wo wir stehen. Deshalb haben wir einen langen Weg vor uns – aber wir gehen ihn nicht allein. Und das Ziel steht vor unseren Augen, weil es in dem, der uns begleitet, immer schon gegenwärtig ist.

Katholische Lesereihe: Apg. 4, 32-35

Die Gütergemeinschaft der Urgemeinde ist vielleicht kein Muster für eine moderne Wirtschaftsordnung – aber sie ruft uns eine unveränderliche Wahrheit vor Augen: Was wir haben, haben wir von Gott. Alles gehört ihm, irdisches Eigentum ist nur Leihgabe. Eine Leihgabe, die verpflichtet, sie im Sinne Gottes einzusetzen. Das gilt für die Schöpfung insgesamt, die der Menschheit anvertraut ist, aber das gilt auch für unseren privaten weltlichen Besitz. Es ist genug für alle da, deshalb dürfen wir niemanden zurücklassen und niemanden ausschließen von der Teilhabe. Eine Welt, die ausgebeutet und damit künftigen Generationen vorenthalten wird, Eigentum, das nur private Bedürfnisse befriedigt und jedersozialen Verantwortung und Verpflichtung entzogen wird – das alles ist Raub an Gott selbst. Aber wo geteilt wird, wächst Gemeinschaft zwischen Mensch und Gott und Mensch und Mensch.

Katholische Lesereihe: 1 Joh 5, 1-6

„Denn alles, was aus Gott geboren ist, überwindet die Welt.“ Dieser Satz bietet einen Anknüpfungspunkt für die Hoffnung, die nicht dem Augenschein der Welt traut, sondern der Verheißung ihres Schöpfers. Damit hat dieser Text eine ähnliche Grundaussage wie der evangelische Predigttext (Kol 2,12-15) oben.

Katholische Lesereihe: Joh 20, 19-31

„Selig sind, die nicht sehen und doch glauben!“ Auch dieser Satz bietet einen Anknüpfungspunkt für die Hoffnung, die nicht dem Augenschein der Welt traut, sondern der Verheißung ihres Schöpfers. Damit hat dieser Text eine ähnliche Grundaussage wie die voranstehende Perikope der katholischen Lesereihe und wie der evangelische Predigttext (Kol 2,12-15) oben.

Patrick Roger Schnabel, Berlin