Reminiszere / 2. Fastensonntag
ev. Predigttext | kath. 1. Lesung | kath. 2. Lesung | kath. Evangelium |
Mk 12, 1-12 | Gen 22, 1-2.9a.10-13.15-18 | Röm 8, 31b-34 | Mk 9, 2-10 |
Vorbemerkung:
Ich stelle bewusst nur Predigthilfen für zwei Texte zur Verfügung, für den evangelischen Predigttext, und für eine der vorgesehenen katholischen Lesungen. Erfahrungsgemäß ist weniger oft mehr…
Evang. Predigttext: Mk 12, 1-12
1. Hinführung:
Jesus redet in Gleichnissen zu den aus Mk 11,27 bekannten Hohenpriestern, Schriftgelehrten und Ältesten. Die Adressaten verstehen, dass sie mit den bösen Winzern gemeint sind, spätestens als Jesus in seinem Gleichnis davon spricht, dass der Weinbergsbesitzer seinen geliebten Sohn schickt, um die Pächter zur Einsicht zu bringen, diese aber auch ihn töten. Das abschließende Schriftwort aus Ps 118,22f. betont das Gelingen der Sendung Jesu: „Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, er ist zum Eckstein geworden.“ Jesus Christus, von den Menschen verworfen, er wird zum Eckstein des von Gott errichteten Baus. (In Eph 2,20 wird Christus auch als Schlussstein bezeichnet.) (Vgl. KERTELGE, Karl: Markusevangelium, Würzburg 1994.)
2. Theologische Impulse
Gott schickt Arbeiter in seinen Weinberg. Im Gleichnis sind mit den bösen Winzern die Hohenpriester und Schriftgelehrten, die Reichen und Mächtigen gemeint. (Genauso gut könnten aber auch wir alle uns angesprochen fühlen.) Sie sollen sich um den „Weinberg Erde“ kümmern und Gottes Schöpfung bewahren. Sie tragen Verantwortung. Sie haben den Gedanken an Gott als den Eigentümer gänzlich aufgegeben. Sie führen sich auf, als wären sie die Besitzer.
Mit den Menschen, die Gott schickt, um Rechenschaft einzufordern, wollen sie nichts zu tun haben. Warum auch? Ihr Ertrag ist größer, wenn sie nichts abgeben! Sie sind Egoisten, die nur um sich selbst kreisen. Gott schickt als letztes Mittel seinen eigenen Sohn. Sie bringen ihn um.
Im seinem Buch „Grundkurs des Glaubens“ spielt der katholische Theologe Karl Rahner das Szenario durch, was passieren würde, wenn der Mensch Gott aus seinem Bewusstsein gestrichen hätte. Er würde sich automatisch als Krone der Schöpfung empfinden, als Herrscher, der nur sich selbst verantwortlich ist. Rahner sagt: er würde sich damit unbewusst zurückkreuzen zum „findigen Tier“. (RAHNER, Karl: Grundkurs des Glaubens, Freiburg 8. Aufl. 1984, 61.) Der Mensch braucht Gott, um sein Menschsein zu verwirklichen; er braucht den Bezug zu Gott, um sich nicht selbst zu verlieren.
3. Nachhaltigkeitsaspekte
Der Mensch verwirklicht sein Menschsein durch den Bezug zu seinem Schöpfer und seinem maßvollen, verantwortungsbewussten Umgang mit den ihm anvertrauten Dingen. Christliche Handlungsmaxime sollte es sein, die Schöpfung zu hegen und zu pflegen, damit auch nachfolgende Generationen noch einen lebenswerten Ort vorfinden.
Kath. Lesungen: Mk 9, 2-10
1. Hinführung:
Der Bericht über die Verklärung Christi findet sich im 9. Kapitel des Markusevangeliums. Eine erste Belehrung der Jünger scheint abgeschlossen. In der Verklärungsszene wird Jesus nochmals nach der Taufszene in Mk 1,11 als Sohn Gottes benannt. Seine Messianität wird unterstrichen. Zugleich leuchtet seine Göttlichkeit in dem strahlenden Weiß des Gewandes auf.
„Elija repräsentiert die alttestamentliche Prophetie als Ankündigung des eschatologisch Kommenden.“ (Vgl. KERTELGE, Karl: Markusevangelium, Würzburg 1994, 88.) Mose steht in diesem Zusammenhang für die Tora, das Gesetz, zu dessen Erfüllung Jesus gekommen ist. (Mt 5,17) Die Wolke zeigt die Gegenwart Gottes an.
2. Theologische Impulse
Es ist, als wenn Jesus in der Verklärungsszene für einen Moment ins rechte Licht gerückt würde… Er plaudert mit Elija und Mose, seine göttliche Herrlichkeit scheint auf, und wie bei der Taufe im Jordan spricht eine Stimme aus der Wolke: „Das ist mein geliebter Sohn; auf ihn sollt ihr hören.“ Durch Jesu Tod und Auferstehung ist auch uns Menschen ewiges Leben geschenkt. Das Thema „Auferstehung“ steht am Ende der Perikope.
Wie in einer Momentaufnahme – einem Schnappschuss – wird hier göttliche Wirklichkeit eingefangen. In Jesus leuchtet sie auf. Er ist der Messias, der die ersehnte Erlösung bringt und die Heilsgeschichte Gottes mit uns Menschen voranbringt. In ihm bricht das Reich Gottes auf Erden an – anfanghaft zwar und nicht vollendet, aber der Vollendung zustrebend. Unaufhaltsam.
3. Nachhaltigkeitsaspekte
Das in Jesus angebrochene Reich Gottes scheint auf, die Zielfolie, auf die die Schöpfung hinstrebt. Spuren Gottes in der Schöpfung lassen sich leicht finden, in allem, was lebt. Bis heute ist es einem Wissenschaftler nicht möglich, auch nur einen Grashalm aus dem Nichts herzustellen. Klonen, kopieren, genetisch verändern – vieles geht. Aber alles Lebendige trägt die Spuren Gottes in sich. Sich das bewusst zu machen, wieder und wieder und mit diesem kostbaren Gut würdig umzugehen, das ist Aufgabe eines jeden Christen.
Axel Berger, Trier