Marc Reusch

Referent für Afrika und Entwicklungspolitik im Kirchenamt der EKD:

5.06.20 - Welch grundlegende Veränderungen: Auf der einen Seite beruhigen sich sonst so schnell fließende Ströme in Handel, Transport oder Tourismus spürbar, werden verlangsamt oder fallen ganz aus. Andererseits werden Wertig- und Wichtigkeiten in so rasanter Fahrt durcheinanderwirbelt und neu aufgestellt, auch in den globalen Wirtschaftsbeziehungen. War eben noch entscheidend, wo ein Unternehmen zu den weltweit günstigsten Bedingungen eine Aufgabe entwickeln oder ein Produkt herstellen lassen kann, so liegen plötzlich verkürzte und robuste Lieferketten oder die regionale Produktion von Medikamenten und medizinischem Bedarf als wichtig oben auf. So vieles wird verrückt, und noch ist nicht wirklich absehbar wohin.

Und doch zeichnet sich auch jetzt ab, dass weiterhin wir entscheiden: Unternehmen, Staaten, politische Verbünde des globalen Nordens, wie sich Wirtschaftsräume und -beziehungen entwickeln sollen, was uns guttut und nützt. Welche Gestalt globales Wirtschaften zukünftig einnehmen soll. Die Gefahr ist auch jetzt, dass die Menschen des Südens, ihre Lebens- und Arbeitsbedingungen keine Rolle spielen, die Wertschöpfung hauptsächlich anderswo stattfindet und wieder nur Risiken und Nebenwirkungen bei ihnen verbleiben.

„Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar", so hat Paul Klee 1920 in „Schöpferische Konfession" die Aufgabe von Kunst beschrieben und die dramaturgische Homiletik hat diese Aufgabe auf das Predigen übertragen. Nicht abbilden, was alle sehen, sondern beschreiben, was nicht offensichtlich ist; vor Augen stellen, was sonst keiner sehen kann; nach vorne schieben, was sonst im Hintergrund verborgen bleibt. Das ist Aufgabe der Predigt.

Und dieser Aufgabe hat sich Nachhaltig Predigen in besonderer Weise verschrieben: Von der Gottesebenbildlichkeit erzählen, die allen gilt, auch und gerade denen, die sonst keiner sieht und wahrnehmen will; die nicht in der ersten Reihe, im Scheinwerferlicht stehen. Ihnen ein Gesicht zu geben, einen Namen, ihnen Sprache verleihen, von ihrem Leben erzählen, ihren Bedürfnissen, ihrem oft so harten Dasein. Von denen, die eher die Folgen denn die Vorteile des globalen Wirtschaftens zu tragen haben. Nachhaltig Predigen macht diese Menschen sichtbar, gerade in diesen Zeiten, wenn globales Wirtschaften neu justiert und Interessen in veränderte Strukturen gegossen werden.

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