Rogate / 6. Sonntag der Osterzeit (08.05.22)

Rogate / 6. Sonntag der Osterzeit

ev. Predigttext kath. 1. Lesung kath. 2. Lesung kath. Evangelium
Lk 11,1-4(5-13) Apg 15, 1-2.22-29 Offb 21, 10-14.22-23 Joh 14, 23-29

 

Der Verfasser betrachtet alle vorgesehen Predigtperikopen. Stichworte zur Nachhaltigkeit, insbesondere zum Jahresthema: „frei*fair*handeln“:

In den oben genannten biblischen Texten spiegelt sich das Jahresthema in unterschiedlicher Weise. In Lk 11, der Gebetslehre Jesu zum Vater Unser, lädt Jesus die Jünger, uns alle, ein, Gott und seinen Willen in unserem Leben, in unserer Geschichte zur Geltung zu bringen, nachhaltig lebendig werden zu lassen. Im Text der Apostelgeschichte geht es darum, wie zum Wohle aller Menschen Konflikte fair gelöst und verhandelt werden können. Der Abschnitt aus der Offenbarung steht im Zusammenhang mit der Lehre zum Vater unser in Lukas 11. Sein Reich komme, die Stadt Jerusalem, die Herrlichkeit Gottes. Diese Stadt braucht keinen Tempel. Ihre Tore sind immer offen, es braucht keine Verhandlungen, denn Gott ist ihr Fundament. Seine Liebe zu allen Menschen, ohne Grenzen, ist hier vollendet. Im Johannesevangelium wird noch einmal zugespitzt: Es kommt nicht auf Worte, auf Regelungen, auf sklavisches Hängen an Buchstaben an, sondern auf den Geist, Auf den Geist, der uns an Pfingsten geschenkt worden ist. Wes Geistes Kinder sind wir? Dieser Geist lasse in der Kirche, in der Gesellschaft und Wirtschaft durch uns nachhaltige Fairness wachsen und lebendig werden. Gott handelt durch uns in seinem Geist.

Stellung im Kirchenjahr

Es handelt sich um den 6. Sonntag der Osterzeit. Ostern haben wir unsere Befreiung, Erlösung gefeiert, die neue Zeit, die Zeit der neuen Menschen und neuen Wege ist angebrochen. 50 Tage, bis Pfingsten, feiern wir das, erinnern wir uns und können immer wieder neu anfangen. Doch wie ist die Realität? Die Welt? Leuchtet der Geist Gottes aus uns, aus mir, hinein in die Welt, damit sie fairer wird, damit der Mensch im Zentrum stehen kann? Angesichts der wirtschaftlichen und humanitären Krisen, sollten wir uns immer neu fragen, was verändert unser Glaube eigentlich wirklich, nachhaltig???

Lk 11, 1 -4(5 -13)

Exegetische Hinweise

Hier handelt es sich um die aus mehreren Einzelelementen komponierte Gebetslehre Jesu. Sie gehört zu den wichtigsten Jüngerunterweisungen auf dem Weg nach Jerusalem.

Assoziationen

Die Jünger erleben Jesus im Gebet, spüren wie tief Jesus mit Gott verbunden ist und aus ihm heraus lebt. So wollen sie auch werden und sein. Und er nimmt sie mit hinein in seine Gottesbeziehung. Wenn dann um die Herrschaft Gottes gebeten wird, zeigt sich die Andersartigkeit Gottes und seines Reiches. Gott nimmt den Menschen wahr, auch in seiner Bedürftigkeit, besonders in der Bitte nach dem täglichen Brot. Gott nimmt die existenzielle Not der Menschen wahr, warnt aber auch vor Zukunftssicherung aus Mangel an Vertrauen. Das Wort täglich zeigt uns, dass wir aus der Zuversicht leben können, die Gott uns schenkt und erinnert uns daran, in Achtsamkeit, Geduld und Beständigkeit dem Ursprung, Gott, treu zu bleiben.
So lädt das Vater Unser ein, Gottes Willen in meinem Leben, in unserem Leben, in unserer Geschichte zur Geltung zu bringen und ihn damit bitten, seine Herrschaft zu vollenden. In den Zeiten der Verwirrung, der Ungerechtigkeit, der Unfairness, die wir immer noch und immer wieder anders erleben, dürfen die Jünger und wir immer um die geistliche Kraft des Widerstandes mit dem Vater Unser bitten.

Apg 15,1-2.6.22-29

Exegetische Hinweise   

Genau in der Mitte der Apostelgeschichte befindet sich die Entscheidung des Apostelkonzils in Jerusalem über die Frage des Selbstverständnisses des Volk Gottes. Es geht um die Frage, ob man Jude sein muss Christ zu werden oder man als Christ zum Volk des Heils gehört.

Assoziationen

Eindrucksvoll erleben wir, wie Entscheidungen fair getroffen werden können, wie fair verhandelt wird, wie aus dem Geist Gottes heraus, es bei allen Entscheidungen um den Menschen geht und sein Heil und nicht um irgendwelche Individual - oder Machtinteressen. Aus der Kraft des Geistes heraus wurde ein neuer Weg gesucht, im offenen Austausch. Ein Handlungskonzept für die Kirchen heute, für einen Neuanfang, eine Neubesinnung. Orientiert am Geist Gottes, am Willen Gottes, für den Menschen da zu sein und nicht orientiert an Partikularinteressen.

Offb 21,10-14.22-23

Exegetische Hinweise

Der Verfasser stellt sich als »Johannes« vor und bezeichnet sich als »Knecht« Gottes (1,1). Er ist wohl nicht mit dem Apostel Johannes zu identifizieren, denn sprachliche und theologische Unterschiede schließen aus, dass der Verfasser derselbe ist wie der des Johannesevangeliums. Der Autor versteht sich als Prophet

Assoziationen

Der Himmel kommt in der Stadt Jerusalem auf die Erde herab. Das Bild einer vollendeten, perfekten Stadt, einer perfekten menschlichen Gemeinschaft wird sozusagen mit Worten gemalt. Eine heile, faire Welt kann nur von Gott kommen, aus dem Himmel herabsteigen. Doch menschenleer ist sie nicht. Menschen sind Teil der neuen Stadt und Teil einer neuen Heilsgeschichte. Gott feiert sich nicht selbst im himmlischen Jerusalem, ihm geht es um den Menschen. Der Mensch orientiert am Menschen und Sohn Gottes, Jesus, dem Lamm. Diese Stadt braucht keinen Tempel. Ihre Tore sind immer offen, es braucht keine Verhandlungen, denn Gott ist ihr Fundament. Seine Liebe zu allen Menschen, ohne Grenzen, ist hier vollendet.

Jo 14, 23 - 29

Exegetische Hinweise

Es handelt sich um eine Abschiedsrede Jesu. Ein literarisches Stilmittel des Evangelisten. Der auferstandene Herr spricht zu seinen Jüngern, zu seinen Gemeinden, die durch die „Abwesenheit“ Jesu verunsichert und angefochten sind. Die Bedrängnis der Gläubigen ist offensichtlich.

Assoziationen

Auch hier und vielleicht hier am intensivsten, wird uns aufgezeigt, worauf es im Leben in dieser Welt ankommt: In Gott und Jesus bleiben, in ihm und mit ihm verbunden bleiben. So wird der Mensch, wird die Gemeinde zu einem Ort der Gegenwart Gottes. So kann der Mensch, die Gemeinschaft der Glaubenden anders handeln, nämlich in der Liebe Gottes. So können andere Akzente in Verhandlungen, Auseinandersetzungen gesetzt werden. So können sie erinnern und in die Tat umsetzen, was sie von Jesus gehört und auch mit ihm erlebt haben. So kann der Mensch der Mensch sein und werden, den Gott gedacht und geschaffen hat. Es kommt nicht auf Worte, auf Regelungen, auf sklavisches Hängen an Buchstaben an, sondern auf den Geist, Auf den Geist, der uns an Pfingsten geschenkt worden ist. Wes Geistes Kinder sind wir? Dieser Geist lässt in der Kirche, in der Gesellschaft und Wirtschaft durch uns nachhaltige Fairness wachsen und lebendig werden. Gott handelt durch uns in seinem Geist.

Godehard König, Rottenburg