Trinitatis / Dreifaltigkeitssonntag (27.5.18)

Trinitatis / Dreifaltigkeitssonntag

ev. Predigttext kath. 1. Lesung kath. 2. Lesung kath. Evangelium
Eph 1, 3-14 Dtn 4, 32-34.39-40 Röm 8, 14-17 Mt 28, 16-20

Mit dem Sonntag Trinitatis beginnt die „festlose" Zeit des Kirchenjahres. Von Weihnachten über Ostern bis Pfingsten entfaltet sich jährlich neu die in Christus offenbarte Heilsgeschichte. Die Liebe des Vaters, die Versöhnung durch den Sohn und die Gegenwart des Heiligen Geistes feiern wir in den großen Festen des Kirchenjahres. Nun entfaltet sich dieses Heilsgeschehen in den Gemeinden, wird zur Frage des Glaubens und der Ethik.

Alle Texte dieses Sonntags weisen auf diesen Übergang hin. Sie vergewissern uns der liebenden und segnenden Zuwendung Gottes und weisen das wandernde Gottesvolk/die Gemeinde in die Zukunft. In diesem Spannungsfeld entfalten die Texte eine spannende Dynamik – und ihr nachhaltiges Potential.

Epheser 1, 3-14

Die Exegeten sind sich einig: Diese Verse bilden im griechischen Original ein Satzungetüm, das innerhalb der neutestamentlichen Literatur singulär ist. Mit hymnischem Charakter entfaltet die Eulogie des Epheserbriefes in diesem einen, 12 Verse langen, Satz eine umfassende Heils- und Weltgeschichte. Der Bogen göttlichen Segens- und Erwählungshandelns wird weit gespannt: er reicht von der Zeit vor der Grundlegung der Schöpfung bis zur verheißenen Neuschöpfung.

Die zentralen Heilsbotschaften paulinischer Theologie sind hier zusammengeführt. In ihrer Mitte steht Christus: In ihm sind Gott und Mensch, Vergangenheit und Zukunft, Himmel und Erde miteinander verbunden. In ihm offenbaren sich Gottes Segenshandeln, Erlösung, Errettung und Vollendung.
In ihm sind wir Menschen erwählt und gesegnet.

Doch die Erwählung ist kein Selbstzweck, sie ist ausgerichtet auf ein Ziel hin. So ist sie ein Geschenk und gleichzeitig ein konkreter Auftrag: dass wir heilig und untadelig vor ihm sind in der Liebe (V.4) - seine Kinder (V.5) - seine Erben (V 11) – vorherbestimmt, zum Lob Gottes zu leben und auf Christus zu hoffen (V.12).

Die Erwählung entfaltet eine ethische Dimension. Sie hebt nicht hervor, sondern wird zur Aufgabe: Wir tragen als Erben und Kinder Gottes Verantwortung für diese Welt und sind hineingestellt in den großen Zusammenhang von Schöpfung und Vollendung, Vergangenheit und Zukunft.

Gott zu loben und in seinem Segen zu leben bedeutet, diese Verantwortung wahrzunehmen und alles uns Mögliche zu tun, um nach seinem Wort zu leben, seine Schöpfung zu bewahren und sein segnendes Handeln in der Welt bekannt zu machen. Es ist sozusagen ein Generationsvertrag, den Gott mit uns schließt und wir stehen in der Verantwortung, ihn einzuhalten, was bedeutet: für die nächsten Generationen eine Welt zu bewahren, die ein gutes Leben ermöglicht – sowohl im Blick auf die Umwelt, als auch im Blick auf die Frage von Gerechtigkeit und Frieden unter den Menschen.

Konkret wäre hier z.B: ein Hinweis auf die Abholzung der Regenwälder und die Inflationäre Anpflanzung von Palmenplantagen zu nennen. Hier bereichern sich Großkonzerne, enteignen Privatbesitz und vertreiben die indigene Bevölkerung. Lebensraum für Mensch und Tier wird vernichtet, das Klima nachhaltig verändert – und wir finden das Produkt Palmöl preiswert in immer mehr Produkten unseres täglichen Lebens.

Deuteronomium 4, 32-34.39-40

Erinnert euch! Vergesst nicht!

An der Schwelle zu einem neuen Leben im verheißenen Land wendet sich Mose noch einmal an das wandernde Gottesvolk, um ihm eindrücklich ans Herz zu legen, die Erinnerung an die Rettung und Bewahrung durch Gott, den Schöpfer und mächtigen Herrn, wach zu halten. Er führt ihnen vor Augen, wie wunderbar diese Rettung war und wie zuverlässig und nachhaltig Gott sie in der Zeit der Wandung bewahrt hat, um sie nun in eine neue Zukunft zu führen.
Mose schickt das Volk - das er 40 Jahre durch die Wüste führte, jedoch nicht bis ins gelobte Land begleiten darf - auf den Weg: Erinnert euch und vergesst nicht! Unser Gott hat euch begleitet und beschützt – so wie er seit der Schöpfung Himmel und Erde bewahrt. Wenn ihr dem Bund mit ihm treu bleibt, euch an ihn bindet und seine Gebote haltet, dann wird es euch gut gehen!

Wer die Erinnerung an die Treue Gottes und sein segnendes Handeln wachhält und sie in der Gegenwart durch sein Tun und Reden lebendig werden lässt – im Einsatz für Gerechtigkeit und Frieden, für einen achtsamen Umgang mit Menschen und Umwelt - , der gewinnt ein erfülltes Leben für sich und seine Kinder, der gewinnt und bewahrt die Zukunft.

Im Blick auf das wandernde Volk Israel könnten die klimatischen Veränderungen der Welt, vor allem im Süden, thematisiert werden. Die Dürreperioden werden immer häufiger, Ernten fallen aus, Krankheiten und Mangelernährung zehren an der Bevölkerung, die Kindersterblichkeit ist hoch, es gibt kaum Zukunftsperspektiven, die Menschen fliehen - wir stehen in der Verantwortung, die Schöpfung zu bewahren, damit sie Lebensraum ist für Mensch und Natur auch in den nächsten Generationen.

Römer 8,14-17

Wenn wir uns zu Gott bekennen, so bringt es der vorliegende Text auf den Punkt, wenn wir uns seine Kinder nennen, ihn Vater nennen – dann sind wir auch seine Erben (V.17).

Gottes Geist offenbart dieses wunderbare und nachhaltige Erbe. Er befreit uns zu einem neuen Leben, das ganz auf Gott bezogen ist. Er ist Gottes Gegenwart mitten unter uns und die lebendige Erinnerung an das Heilsgeschehen in Christus. Er erinnert uns an den neuen Bund mit Gott in Christus, lässt uns Anteil haben an der in Christus begonnenen Neuschöpfung, vergewissert uns der Treue und Liebe Gottes. Er befähigt uns zum Guten, zum gerechtigkeitsschaffenden und lebensfördernden Handeln.

Mit unserem Bekenntnis zu Gott, treten wir diese Erbschaft an. Sie ist ein Geschenk, jedoch verknüpft mit einer inhaltlichen Bindung und rechtlichen Verpflichtung, wie so manch andere Erbschaft. Unsere Gotteskindschaft in Christus verpflichtet uns, wenn wir uns für sie entscheiden, dazu, dieses Erbe zu bewahren und gut zu verwalten, es nicht aufs Spiel zu setzen oder gar zu zerstören, sondern es vielmehr nachhaltig zu pflegen und zu mehren.

Auch hier werden wir, wenn auch mehr im Blick auf ethisches als auf umweltkonformes Handeln, in einen Generationsvertrag gestellt. Sich zu Gott zu bekennen bedeutet, sich deutlich und nachhaltig einzusetzen für soziale Gerechtigkeit – vor Ort, es kann aber auch der Blick auf den Fairen Handel gelenkt werden.

Matthäus 28, 16-20

„Matthei am letzten"- das Taufevangelium gehört zu den populärsten und den zentralen Stellen des NT. Es sind vertraute Worte. Die vollmächtige Zusage Jesu und sein Auftrag trifft die zweifelnden und ängstlich hoffenden Jünger, die sich zaghaft auf den Weg machten und nun wissen wohin die Reise geht: In alle Welt zu allen Völkern. Mit der ihm (vom Vater) gegebenen Vollmacht schickt Jesus sie los: geht hin, lehrt und tauft!
Die Taufe ist das neue Band, der neue Bund zwischen Gott und den Menschen. Die Glaubenden, also wir alle, sind aufgerufen, uns in Bewegung zu setzen. Mit dem Zuspruch der unverbrüchlichen Zuwendung Gottes zu den Menschen ist der Auftrag verknüpft, die Zukunft zu gestalten.
Lehret sie halten – und siehe ich bin bei euch.

Der Bund basiert auf Gegenseitigkeit. Die Treue Gottes zu den Menschen braucht ihre Erwiderung in der Treue der Menschen zu Gott. Nur so kann Zukunft gestaltet werden, nur so Gerechtigkeit und Frieden sich ausbreiten, nur so gelingt gemeinsames, nachhaltiges Handeln der Menschen zum Wohl der ganzen Schöpfung.

Was ist wichtig, was gibt unserem Leben Stabilität und Lebensqualität. Sind wir zu „eingefahren"?

Mit einem zwinkernden Auge könnte anhand der Frage der Mobilität auf unsere eingefahrene und bequeme Lebensweise hingewiesen werden, die auch uns selbst schadet und sich verändern muss. Unsere Bequemlichkeit führt dazu, dass wir unseren eigenen Lebensraum zu stark mit Abgasen, Staub und Lärm belasten. Umdenken bedeutet, Bequemlichkeit aufzugeben, neue Mobilität konkret und im übertragenen Sinn zu suchen, zugunsten von Lebensqualität und Umwelt.

Anja Bode,Wiesbaden