Dorothee Wüst

Kirchenpräsidentin der Evang. Kirche der Pfalz:

Mit dem Taschengeld kam die eiserne Regel: Nie mehr ausgeben, als man hat. Als Kind habe ich das schnell kapiert. Das Sparschwein ist endlich. Wenn ich klug haushalte mit meinen Groschen bis zum nächsten Zahltag, reicht es für die Bonbons beim Bäcker um die Ecke. Wenn nichts mehr im Bauch rappelt, bin ich bankrott. Erste Erfahrungen von Nachhaltigkeit: Nie mehr ausgeben, als man hat. Ressourcen sind endlich.

Wann haben wir eigentlich damit begonnen, Gottes Schöpfung als Sparschwein zu sehen, das wir plündern dürfen, bis sein Bauch leer ist? Was macht uns so sicher, dass immer wieder ein Zahltag kommt, der uns vor dem Bankrott rettet? Woher nehmen wir das Recht, einige Bonbontüten so vollzustopfen, dass heute schon viel zu viele mit leeren Händen dastehen - von den nächsten Generationen ganz zu schweigen? „How dare you", sagt Greta Thunberg. Wie können wir es wagen? Oder eigentlich: Wie können wir so dumm sein?

Denn es ist dumm, über seine Verhältnisse zu leben. Nicht nur sich selbst, sondern auch noch allen anderen die Lebensgrundlage zu entziehen. Begreifen schon Kinder. Unsere Kinder haben es begriffen. Ressourcen sind endlich. Alles Leben hat ein Recht zu leben. Alle können gut leben. Wenn wir klug sind. Die Bibel ist klug. Und erzählt die Geschichte eines Anfangs, in dem alles Leben seinen Sinn und sein Recht hat. Von der Wiesenblume bis zum Mammutbaum, von der Koralle bis zum Kolibri. Und mittendrin der Mensch. Gedacht als kluger Verwalter. Nicht als hochtechnologisierter Raubritter, der nur seinen eigenen Vorteil und kein Morgen kennt.

Mit unseren „nachhaltigen Predigten" wollen wir kluge Akzente setzen. Kein Moralisieren, kein aufgenötigtes Gutmenschtum, kein Besserwisser-Zeigefinger. Hilft ja nichts. Gesunder Menschenverstand im Horizont des Glaubens hilft. Und bewegt. Und es muss sich etwas bewegen. Wir müssen uns bewegen. Der Zeiger an der Uhr bewegt sich ja auch. Und der steht schon längst nicht mehr auf fünf vor zwölf. Lassen wir uns von Gott bewegen mit seinem Geist der Kreativität, der Phantasie, der Lebensfreude. Schöpfergeist eben.

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