o9.o6.24 – 2. Sonntag nach Trinitatis / 10. Sonntag im Jahreskreis

ev. Predigttext kath. 1. Lesung kath. 2. Lesung kath. Evangelium
Eph 2,(11-16)17-22 Gen 3, 9-15 2 Kor 4, 13 - 5, 1 Mk 3, 20-35

Etwas mehr Eschatologie wagen!?

In der Trinitatiszeit bestimmt das menschliche Handeln im Lichte der Botschaft Jesu Christi und der Bibel die Thematik der Sonntage. Dann schaue ich meine Gemeinde an und sehe wer in den Reihen der Kirchenbänke (noch) sitzt. Menschen, die in diesen unsicheren Zeiten Stärkung für ihren Glauben benötigen. Andererseits sind die Probleme dieser Welt so dramatisch, dass die Realität in den Predigten nicht ausgeblendet werden kann. In diesen Tagen tobt in Israel und Gaza ein Krieg, der Ukraine werden notwendige Gelder verweigert, um sich dem Aggressor Russland zu erwehren. Die Rufe nach starken Menschen (=Männern) in der Politik werden lauter und der Rechtsruck ist auch in unserem Land zu einer drohenden Gefahr geworden. Über allem hängt das Damoklesschwert der Klimaerwärmung. Die ersten Evakuierungspläne für Tuvalu sind fertig. Australien hat sich bereiterklärt die Klimaflüchtlinge aufzunehmen.[i]

Was soll also Anfangs des Sommer gepredigt werden und wo finden sich Bezüge zu den Texten, die vorgeschlagen sind?  Ich orientiere mich bei meinen Gedanken über die Texte an der Reihenfolge der vorgeschlagenen Predigttexte.[1]

Eph 2,(11-16)17-22

Im Epheserbrief findet sich ein Satz wieder, der sehr bekannt ist und dessen Bedeutung bis unsere Zeit reicht. Früher stand er über den Eingängen von Friedhöfen: „Denn (Jesus) er ist unser Friede.“ Das Thema Frieden ist auch ein nachhaltiges Thema, denn alleine die ökologischen Schäden, die ein Krieg verursacht, sind enorm. Verschleiß an Ressourcen, Verminung des Geländes, unfruchtbare Landschaften, die durch Bombenkrater und ihre Hinterlassenschaften auf Jahrzehnte geprägt werden.[2]

Foto: privat; Bombentrichter 78 Jahre nach Ende des 2. Weltkrieges Cap Nez Gris/ Calais, Frankreich

Dagegen bieten wir Handeln im Sinne Christi als verbindendes Element zwischen Kulturen und Religionen an. Zuerst das Verbindende suchen. So wie es Christ*innen im 1. Jahrhundert gelungen ist die Trennung zwischen Judenchristen und Heidenchristen zu überwinden, so kann die Person Jesu als Vorbild für verbindendes Handeln sein. Gottes Geist stiftet den Mut dazu.

Fakenews in der Bibel

Gen 3, 9-15

Wem vertrauen wir und welchen Propheten/ Prophetinnen laufen wir hinterher? Wer hilft uns in dem Gewirr der Stimmen die richtige Stimme herauszuhören? Besonders wenn diese von etwas abrät und uns die Konsequenzen aufzeigt. Leider lehrt uns die Psychologie bis heute, was verboten wird, ist umso interessanter. Dazu gesellt sich ein gesellschaftlicher Trend mit der Lust am Untergang. Da hilft es nicht den Übertäter oder die Übertäterin zu bestrafen, es müssen andere Narrative her, z.B. Paradising[3]. Hier gilt es die Sehnsucht nach dem verlorenen Paradies zu wecken. Was könnte unsere Aufgaben in einem Paradies sein, das Zufluchtsort für alle Menschen sein kann? Der Mensch als Paradiesgärtner, das Gegenteil von dem unglücklichen Ehepaar Adam und Eva. Diesen Gedanken fortzuführen und mit Hilfe der neuen Geschichten in der Ferne die Tore des Paradieses offen zu sehen.

2 Kor 4, 13 - 5, 1 2

Über unser Leben hinauszuschauen und die Zeit sinnvoll auszukaufen, denn wir sind nur Vorübergehende. Doch nach uns werden Menschen leben. Wie sieht ihre Zukunft aus, wenn wir unsere Zeit ausleben auf Kosten zukünftiger Generationen? Aktuell benimmt sich der Großteil dieser Menschheit als käme nach ihnen nichts mehr. „Nach uns die Sintflut!“ Wir sind im wahrsten Sinne des Wortes „die letzte Generation“. Vielleicht doch in der Predigt über den Text mehr Eschatologie wagen. Was wäre es, wenn wir eines Tages, unsere Nachfahren im Himmel treffen, worüber sprechen wir dann?

Markus 3, 20-25   Jesus und seine Verwandten

  „Wer gehört zu uns?“, lautet die Frage dieses Textes. Welche Kriterien sind ausschlaggebend? Ein bisschen Verrücktheit tut dieser Welt ganz gut. Wer anders ist, zieht immer den Spott der Normalen auf sich. Doch in der Geschichte haben die Verrückten die Menschheit oft weitergebracht. In diesem Sinne ist Jesus verrückt, weil er die gesellschaftlichen Maßstäbe „verrückt.“ Im seinem Sinn sind Menschen, die barmherzig handeln, auch wenn sie sich selbst als Atheisten oder Agnostiker bezeichnen, seine Geschwister. Weil sie ihn und seine Botschaft verstehen, während seine Familie ihn, den „Gottessohn“ als peinlich empfindet. Doch Gott schreibt auf krummen Holz gerade. Unter diesem Blickwinkel Menschen wahrzunehmen, die barmherzig und menschlich handeln, sei es nun bei der Flüchtlingsproblematik, indem sie immer wieder auf die Einhaltung der Menschenrechte pochen oder diejenigen, die auf Verteilungsgerechtigkeit hinweisen. Eines unserer größten Probleme der Menschheit: Die Ungleichverteilung des Wohlstandes. Erinnerung: Jesus predigt das Evangelium zuerst für die Armen (Mt 11,5).

Elke Wedler-Krüger, Ev. Kirche der Pfalz

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[1] Die biblischen Texte werden nach der Lutherbibel 2017 zitiert.

[2] https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/umwelt-auswirkung-ukraine-krieg-russland-100.html

[3] https://www.woek.de/publikationen/detail/paradising-warum-wir-eine-alte-vorstellung-fuer-die-zukunft-zurueckerobern-wollen

[i] https://www.spiegel.de/wissenschaft/tuvalu-australien-bietet-allen-einwohnern-der-insel-aufnahme-als-klimafluechtlinge-a-c53fa233-173b-4afb-aa84-d77c76e5f0bc

 

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