17. Sonntag nach Trinitatis / 25. Sonntag im Jahreskreis (23.9.18)

17. Sonntag nach Trinitatis / 25. Sonntag im Jahreskreis

ev. Predigttext kath. 1. Lesung kath. 2. Lesung kath. Evangelium
Jes 49, 1-6 Weish 2, 1a.12.17-20 Jak 3, 16 - 4, 3 Mk 9, 30-37

Jes 49, 1-6 : Zweites Gottesknechtlied

Schon im Mutterleib sind wir berufen, Gott nennt uns beim Namen. Welche Verheissung!

«Der Ewige macht meinen Mund zu einem scharfen Schwert und er macht mich zu einem spitzen Pfeil in seinem Köcher». Einmal mehr macht uns die kriegerische Sprache zu schaffen. Was soll das bedeuten? Nicht umsonst sagt der angesprochene Mensch: «Ich habe mich vergeblich bemüht, habe meine Kraft umsonst und nutzlos vertan.» Aber Gott ist nicht sprachlos in diesem Moment, er hat einen Plan für seinen Knecht, den Gottesknecht: Er will, dass seine Würde in Erscheinung tritt.

«Es ist zu wenig, dass du mein Knecht bist………..Ich mache dich zum Licht aller Völker: Bis ans Ende der Welt soll man meine rettende Hand sehen.»

Nachhaltigkeitsaspekt

Die Schöpfung von Mensch und Natur ist aufeinander angewiesen. Der Mensch hat dabei einen Auftrag. Aber es geht dabei nicht nur ums «Machen», es geht nicht nur ums «Tun». Unser Handeln, auch unser Handeln für die Schöpfung muss immer wieder hinterfragt werden: Tue ich etwas um meinetwillen, weil ich es so haben will, oder habe ich ein grösseres Ganzes vor Augen?

Gott hat einen Plan für uns, er will, dass wir zu seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern werden, damit die Schönheit seiner Schöpfung sichtbar wird und erhalten bleibt. Das hat seinen Preis: der Gottesknecht (Jesus) wurde gekreuzigt für seinen Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit. Was ist mein Einsatz für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung?

Die Bibel ist voll von Anspielungen wie das Zusammenspiel von Mensch und Natur aussehen könnte. Einige Beispiele: Genesis, vor allem Kapitel 1,2 und 9, dann die Psalmen, z.B. Ps 8 oder 104 oder aber die seufzende Schöpfung in Röm 8, der Christushymnus im Brief an die Kolosser und sogar die Offenbarung des Johannes ist nicht ohne Brisanz für eine ökologische Theologie.

Weisheit 2,1a.12.17-20

«Die Gottlosen sprachen: Lauern wir dem Gerechten auf. Er ist uns unbequem und widersetzt sich unserem Tun. Er wirft uns Vergehen gegen das Gesetz vor und klagt uns des Verrats an unserer Erziehung an……roh und grausam wollen wir mit ihm verfahren, damit wir seine Sanftmut kennenlernen und seine Geduld erproben.»

In der Weisheitsliteratur sind diejenigen gerecht, welche Gott ernst nehmen. Nicht nur das Volk Israel als Ganzes ist gerecht, auch der oder die Einzelne. Diese Neudeutung erzeugte Spannungen. Wer ist nun der Gerechte, der Gerechtere?

Nachhaltigkeitsaspekt

Bei Diskussionen rund ums Thema Nachhaltigkeit, Ökologie, Schöpfungsbewahrung kennen wir diese Diskussion zu gut: Wer hat Recht? Wem soll man folgen? Oder man hört Sätze wie diesen: «Ich lass mich doch nicht in meiner Freiheit einschränken nur zum Wohl der Gemeinschaft.»

Wie schon dem Volk Israel wird auch uns unsere Freiheit gelassen, aber auch wir müssen die Konsequenzen unseres Handeln tragen. Der Theologe Jürgen Moltmann sagte einst: «Das Leiden an der Wirklichkeit ist untrennbar mit der Leidenschaft für das Mögliche verbunden.»

Jak 3,16-4,3

Eifersucht und Ehrgeiz erzeugen Unruhe und Schlechtigkeit, demgegenüber herrscht Frieden, wo von den Friedfertigen die Saat der Gerechtigkeit ausgestreut wird. Schon die ersten Christengemeinden kannten den Kampf um die Macht. Deshalb ermahnt der Verfasser des Jakobusbriefe die Gemeinde: «Die Weisheit von oben ist friedlich, freundlich, gelehrig, voll Erbarmen…» Dies ist aber erst die Saat der Gerechtigkeit. Die Früchte wachsen nach und nach. Friede wird! Friede ist nicht schon immer da.

Nachhaltigkeitsaspekt

Der Kampf um Trinkwasser ist ein Grund für Kriege. Das Abholzen des Regenwaldes bringt politische Unruhe.Wir haben heute die Wahl wie einst die ersten Christen: Auf welche Seite stellen wir uns? Wo ist die Weisheit von oben für uns heute?Was für eine Welt hinterlassen wir unseren Nachkommen. Welches ist unsere «Saat der Gerechtigkeit»?

Mk 9,30-37

Jesus ist gekommen um zu dienen, er steht auf der Seite der Schwachen und Unterdrückten. Er ermahnt seine Jünger: «Wer ein solches Kind in meinem Namen aufnimmt, nimmt mich auf; wer aber mich aufnimmt, nimmt nicht mich auf, sondern den, der mich gesandt hat.»

Auch von uns wird verlangt dass wir dienen. Damit ist aber nicht Unterwürfigkeit unter Menschen gedacht, sondern Nachfolge. Nachfolge Jesu, wie er es von seinen Jüngerinnen und Jüngern verlangt hat. Jesus hat uns lediglich vorgelebt, was es heisst, nach Gottes Plan zu leben und zu handeln. Den Weg im Hier und Heute müssen wir nun selber gehen.

Nachhaltigkeitsaspekt

Der Massstab unseres Handelns ist nicht nur die Gegenwart. All unsere Gesetze, Gebote und Gewohnheiten sollen immer wieder an der Macht des Gottesreiches gemessen werden. Letztlich ist all unser Tun ein Beitrag an der Wiederherstellung der Schöpfung wie sie einst von Gott geschaffen wurde.

Nachfolge Jesu wird so zur Schöpfungsmittlerschaft. Wir dürfen all unsere Gaben und Fähigkeiten in den Dienst am Reich Gottes stellen, es geht nicht um oben oder unten, gross oder klein. Keine und keiner hat das Recht die Freiheit des anderen einzuschränken oder zu bedrohen, solange sich das Gegenüber am Wohl der Gemeinschaft engagiert. Auch für die Nachhaltigkeit gilt: Das Gemeinwohl steht vor den Partikularinteressen.

Jeanine Kosch, Zürich