3. Adventsonntag (12.12.21)

3. Adventsonntag

ev. Predigttext kath. 1. Lesung kath. 2. Lesung kath. Evangelium
1 Kor 4, 1-5 Zef 3, 14-17 (14-18a) Phil 4, 4-7 Lk 3, 10-18

 

Lukas 3, 10 – 18

Stellen Sie sich vor: Eine Familie hat schon nach zwanzig Tagen alles verbraucht, was ihr zum Wirtschaften fĂŒr einen ganzen Monat zur VerfĂŒgung steht. Und so geht das Monat fĂŒr Monat. Wie verantwortungslos von den Eltern, wĂŒrde man denken. Denn die Konsequenzen treffen meist auch die Kinder der Familie.
Stellen Sie sich vor: Die ganze Menschheit ist eine große Familie. Die Natur stellt dieser Familie Ressourcen zur VerfĂŒgung stellt: Zum Beispiel Fische im Meer, WĂ€lder, Wasser, Energie. Ressourcen, die fĂŒr ein ganzes Jahr reichen mĂŒssen, sind aber bereits im August ratzekahl verbraucht. Das ermittelt Jahr fĂŒr Jahr der Earth Overshoot Day. Die Menschheits-Familie lebt seit Jahren auf Pump, nĂ€mlich so, als wĂŒrden uns 1,6 Erden zur VerfĂŒgung stehen. Die Konsequenzen werden die nĂ€chsten Generationen hart treffen.

Analyen und Fakten zum aktuellen Ressourcenverbrauch sind ausreichend vorhanden.
Was fehlt, sind Menschen, die aufrichtig fragen: „Was sollen wir tun?“
Wer so fragt, riskiert viel, wenn die Frage ernst gemeint ist. Offenbar waren die Menschen, die Johannes dem TĂ€ufer folgten, riskobereit. Durch die Wucht der Predigt des TĂ€ufers bekam ihr bisheriges Leben Risse. Die glatte SelbstverstĂ€ndlichkeit von Gottesferne, LĂŒge, und Gewalt brach auf und wurde unertrĂ€glich. Doch nicht nur die prekĂ€re Gruppe der Zöllner und Soldaten, sondern eine Vielzahl von Menschen fragte: Was sollen wir tun?

VerÀnderung greift nicht erst, wenn am nÀchsten Earth Overshoot Day ein weniger dramatisches Ergebnis vorliegt. Das Tröstliche an Lukas 3, 10-18 kann so gelesen werden:
Der Einzelne der großen Menschheitsfamilie kann und soll jetzt sein eigenes Leben neu ausrichten. Nicht erst, wenn alle klimaneutraler leben, gelingt VerĂ€nderung.
Johannes nimmt vielmehr den Einzelnen sehr ernst: Den Soldaten, den Zöllner im jeweiligen sozialen Kontext. Gewaltlosigkeit fördern und Unrecht meiden – eine fast unmögliche Forderung fĂŒr diese Berufsgruppen! Sich lösen von materiellem Ballast – auch das ist nicht weniger schwer. Doch mit Gott ist nichts unmöglich. Die klare Ausrichtung auf Gottes Handeln in Christus lĂ€sst aufleuchten, warum jede persönliche Anstrengung zĂ€hlt:
Der rettende Christus ist auch der Richtende. Daran lĂ€sst Johannes der TĂ€ufer keinen Zweifel. Mein kleines Leben mit seinen faulen Kompromissen ist deshalb fragwĂŒrdig.
Werde ich bestehen können oder wie Spreu verworfen werden? Hat mein Vertrauen zu Christus verantwortungsbereite Auswirkungen auf meinen Lebenstil? Wo auch immer diese Fragen ernsthaft gestellt werden, beginnt VerÀnderung, beginnt Advent.

Susanne Storck, Bad Kreuznach

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