4. Adventsonntag (18-12-22)

4. Adventsonntag [V/A]

ev. Predigttext kath. 1. Lesung kath. 2. Lesung kath. Evangelium
Phil 4,4-7 Jes 7, 10-14 Röm 1, 1-7 Mt 1, 18-24

Gott wird kommen – zu dir und dir und dir und mir

Die Sehnsucht steigt

Die Zeitspanne zwischen 4. Advent und Heiligabend ist in 2022 mit sechs Tagen die längste Zeit, die möglich ist. Das Warten auf Weihnachten „zieht sich". Und mit ihm die Sehnsucht nach Heil, nach Frieden, nach Liebe, nach Heimat.
Die Texte sind Ankündigungen über Gott, der kommen wird und der Immanuel („Gott mit uns") heißen wird. Alle Themen der Nachhaltigkeit stehen vor diesem Hintergrund. Das eigene Handeln in der Welt geschieht in Gottes Gegenwart. Der 4. Advent macht bewusst, dass Gott den ersten Schritt tut. Damit werden wir Menschen fähig zu erkennen, was not-wendig ist.

 

Phil 4, 4-7

Der Philipperbrief ist eine Art Briefsammlung und der Predigttext ist Teil der Paränese II: Aufforderung zu Eintracht, Freude und Friede (Phil 4, 2-9)1. Es empfiehlt sich daher, die Verse 8 und 9 zu ergänzen, denn sie enthalten eindeutige Handlungsanweisungen.
Den Aussagen „Der Herr ist nah." und „Sorgt euch nicht." folgt in Phil 4, 8: „Was wahrhaft ist, was ehrbar, was gerecht, was rein, was liebenswert, was einen guten Ruf hat, sei es eine Tugend, sei es ein Lob – darauf seid bedacht."
Das Ziel, das Paulus mit seinem Text im Sinn hat, schreibt er in Vers 2: „Seid eines Sinnes in dem Herrn." Die junge Gemeinde in Philippi ist es offenbar nicht oder zumindest nicht genug.

Ein Predigtansatz könnte sein, diese drei Stationen zu beleuchten: 1. Ermahnung zur Einigkeit im Herrn, 2. Freudige Erinnerung an die Nähe Gottes, 3. Eigenes Handeln in der Welt

Anschaulich kann dies werden, wenn man ein (eigenes) Projekt beschreibt.
Mir fällt eine Aktion ein, die im Eingangsbereich eines Kaufhauses in Waco, Texas stattgefunden hat. An einer Wand wurden Leisten mit Reagenzgläsern angebracht und mit Wasser gefüllt. Die Menschen wurden gebeten, an ihren Pflanzen zuhause Ableger zu ziehen und sie in die Reagenzgläser zu stecken. In der Mitte stand an der Wand der Satz „Let the good things grow".2 In den kommenden Wochen konnten die Besucher zusehen, wie die Pflanzen weiter wuchsen.
Für mich ein Beispiel von einer Gemeinschaftsaktion, die die Wunder der Schöpfung Gottes in den Mittelpunkt rückt und gleichzeitig zeigt, dass wir das unsere dazutun können, damit diese Wunder sichtbar werden.

1 Petr Pokorný, Ulrich Heckel, Einleitung in das Neue Testament, Tübingen 2007, S. 273
2 „Let the good things grow", Magnolia Market, Waco, 2022 Facebook (Foto siehe www.facebook.com/MagnoliaMarket/photos/3670641679727387)

Jes 7, 10-14

Der Prophet Jesaja stellt in seiner sog. Denkschrift3 interessante Fragen: „Ist's euch zu wenig, dass ihr Menschen müde macht? Müsst ihr auch meinen Gott müde machen?"
Falsches tun oder auch nichts tun, macht offenbar müde. Und das hat katastrophale Folgen. „Ehe der Knabe lernt Böses zu verwerfen und Gutes erwählen, wird das Land verödet sein." (Jes 7, 16)
Hier spricht Jesaja konkret von einem Gericht gegen die syrisch-efraimitische Koalition und die Rolle des Ahas als assyrischen Vasallen4.

Wenn man dieser Spur folgen will, könnte das Thema Krieg, Frieden und Entscheidungen sein. Fasst man Vers 16 allgemeiner, dann erinnert er sehr an die Ansagen von Klimaforscher*innen in den vergangenen 20 Jahren. Der Umgang mit Unheilsankündigungen könnte dann in den Focus rücken.

Die Botschaft von Jesaja ist allerdings nicht nur, dass das menschliche Verhalten schädlich ist, es macht darüber hinaus auch noch Gott müde. Die Verheißung ist, dass Gott es nicht zulässt, dass ihn die Menschen müde machen. Er wird ein Zeichen geben (Immanuel).
Am 4. Advent ist es schwierig, den alttestamentlichen Text nicht als Hinführung zur Geburt Jesu zu hören und zu predigen. Eine Möglichkeit ist, sich auf die Erwartungshaltung zu konzentrieren, dass Gott sich offenbart. In dieser Erwartung zu leben und zu handeln, kann man Advent nennen.

3 Jan Christian Gertz (Hg.), Grundinformation Altes Testament, Göttingen 2009, S. 325
4 Ebd. S. 114

Röm 1, 1-7

Im sog. Briefrahmen beschreibt Paulus seine Reisepläne und seine Mission. Der Beginn des Römerbriefs ist gewissermaßen eine Autobiographie des Paulus, der in nur 7 Versen alles erklärt, was es über einen Apostel Jesu Christi zu wissen gilt. Durch Christus hat Paulus „Gnade und Apostelamt" empfangen und er hat die Aufgabe, den „Gehorsam des Glaubens" aufzurichten.
Für Paulus heißt das - mit Blick auf die Gemeinde in Rom – vor allem, dass das Zusammenleben von Juden und Heiden als christliche Gemeinschaft geklärt und gestaltet werden muss.
Die Speisevorschriften könnten der Ausgangspunkt für eine Dialogpredigt zwischen zwei Menschen sein, die unterschiedliche Vorstellungen darüber haben, was gesunde, nachhaltige, fair gehandelte Lebensmittel sind und die gemeinsam eine Adventsfeier mit einem Buffett organisieren sollen.
Daran anschließen könnten sich Fragen wie: Was bedeutet Apostelamt heute für uns? Was ist unsere gute Botschaft? Wie gehen wir mit Diversität in den verschiedensten Bereichen um? Was macht uns zur Gemeinde Jesu Christi?

Mt 1, 18-24

Die Ankündigung der Geburt Jesu hat keinen speziellen Bezug zu Nachhaltigkeit. Man könnte stattdessen sagen, sie ist die ultimative Nachhaltigkeit. „Er wird sein Volk retten von ihren Sünden." Nachhaltiger geht es nicht.
Dieser Text nimmt uns die Last von den Schultern, diese Welt selbst retten zu müssen. Nachhaltiges Handeln bekommt eine neue Dimension. Mit Christus sind wir frei zu handeln und mit dem Heiligen Geist haben wir die Kraft, für diese Welt zu handeln.

Dr. Ivonne Heinrich, Hofheim-Diedenbergen

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