14. Sonntag nach Trinitatis / 22. Sonntag im Jahreskreis (28.08.16)

14. Sonntag nach Trinitatis / 22. Sonntag im Jahreskreis


ev. Predigttext kath. 1. Lesung kath. 2. Lesung kath. Evangelium
Röm 8, (12-13) 14-17 Sir 3, 17-18.20.28-29 (19-21.30-31) Hebr 12, 18-19.22-24a Lk 14, 1.7-14

Der Verfasser betrachtet alle vorgesehen Predigtperikopen. Stichworte zur Nachhaltigkeit, insbesondere zum Jahresthema: „Heimat –los/Migration“

In den oben genannten biblischen Texten spiegelt sich das Jahresthema „Heimat – los/Migration“ in sehr tiefer Weise.  So heißt es im Römerbrief, alle, die sich vom Geist Gottes leiten lassen sind Söhne/Töchter Gottes: alle, ohne Unterschied. Unterschiede entstehen durch selbstherrliches Auftreten, es ist wie ein „giftiges Kraut“ (Sir), welches Ungerechtigkeiten zwischen den Menschen und Völkern wachsen lässt.
Menschen, die unter diesen Lieblosigkeiten, Machtansprüchen usw. leiden,  bedürfen des Trostes. Dazu sagt der Hebräerbrief einige Hoffnungsworte. Allen denen, die vertrieben, die heimatlos wurden, zeigt sich der neue Himmel, die neue Erde in Gottes rettendem Eingreifen.  Und im Lukasevangelium schließlich ist es Jesus selber, der eine Lehre erteilt, nämlich  wie Menschen Anerkennung und Wertschätzung geschenkt werden kann. Menschen, die sich als unerwünscht erfahren, finden in Jesus einen, der als Sohn Gottes selber ihr Schicksal geteilt hat.

Stellung im Kirchenjahr

Dieser Sonntag liegt in mitten im Kirchenjahr. Die großen Feste sind gefeiert, es ist Ruhe eingekehrt, Normalität. Wir sind in den Sommerferien, lassen es uns gut gehen und müssen  gleichzeitig die ungeheuren Flüchtlingsströme über das Mittelmeer wahrnehmen. Dort stoßen Urlaub und bittere Not aufeinander.
Umso intensiver können dann solche Texte, wie die heutigen, Menschen aufrütteln, sie u.a. mit der Frage konfrontieren, wo denn die Ursachen der Migration, der Heimatlosigkeit liegen.

Röm 8, (12 -13) 14 - 17

Exegetische Hinweise

In diesen Versen, besonders in 14 – 17 erkennen wir Grundlinien paulinischer Theologie: Durch den Hl. Geist werden wir Menschen Kinder Gottes. Der Heilige Geist ist Gott, der alles Trennende aufhebt. Es gibt keine Juden, Griechen, Männer und Frauen, heißt es im Galaterbrief.  Wir alle sind Erben Gottes.

Assoziationen

Sich vom Geist Gottes leiten lassen befreit; befreit von der Sorge um Macht und Besitz. Diese Zusage haben alle Menschen, alle, die der Liebe Gottes entspringen. Es gibt keine Sklaven und keine Herren. Der Wunsch, der Größte zu sein, der Beste, ist zerstörerisch, entfacht Streit, Krieg, entfernt von Gott und entmenschlicht.  Dies sehen wir in allen Nachrichten, die von den Flüchtlingen aus Afrika berichten, von den leiblich Toten und den seelisch Toten, den Heimatlosen. Die Wurzel des Leids liegt in der Selbstsucht, Selbstbezogenheit der Menschen in den Industrienationen. Die Wurzel des Leids liegt im Nichterkennen der Gotteskindschaft aller Menschen: alle aber, die sich vom Geist Gottes leiten lassen sind Söhne/Töchter Gottes.

Sir 3, 17 -18.20.28 -29 (19 -21.30 -31)

Exegetische Hinweise     

Der Verfasser dieses Buches ist Jesus Sirach, ein jüdischer Weisheitslehrer, der im 2. Jahrhundert v. Christus viele Reisen unternahm. Unterwegs lernte er hellenistische Weisheiten kennen und verband sie mit den jüdischen Traditionen.

Assoziationen

Hier werden Haltungen angesprochen, die im Kampf gegen Migration und Heimatlosigkeit hilfreich sein können: Bescheidenheit und Demut. Die Wurzel des Übels von Heimatlosigkeit und Flucht ist die Arroganz und Selbstgefälligkeit und damit auch die Blindheit der Mächtigen,  und nicht nur dieser, in den wohlhabenden Staaten. Es ist letztlich nicht damit geholfen, Migranten Heimat zu bieten oder Gaben zu verteilen, es müssen die Wurzeln des giftigen Krautes Übermut ausgerottet werden, denn es vergiftet die Mitmenschlichkeit.

Hebr 12, 18 – 19.22 -24a

Exegetische Hinweise

Der Brief an die Hebräer erinnert daran, dass wir hier auf der Erde keine bleibende Stadt haben. Paulus stellt die alte Ordnung gegen die neue göttliche Ordnung, die mit Christus schon angebrochen, gegenwärtig geworden ist.

Assoziationen

Hoffnungsworte hören hier die Menschen in Not, die Opfer des giftigen Krautes(Sir. s.o.) geworden sind. Verfolgung, Armut, Not, Sklaverei, Heimatlosigkeit bedrohen sie. Sie werden daran erinnert, dass wir auf dem Berg Zion, dem Ort des erlösenden Eingreifens Gottes eine neue Heimat, eine neue Erde erleben, die heute schon mitten unter uns angefangen hat: Gottes Reich. Wo aber spüren es diese Menschen im sog. christlichen Abendland, wie spüren sie es, ist es überhaupt spürbar? Hoffnungsworte, mit Inhalt gefüllt?

Lk 14, 1. 1 -14

Exegetische Hinweise

Das Thema des Gleichnisses ist die Demut, eine vergessene Haltung in unserer Zeit.

Assoziationen

Noch einmal geht es um das giftige Unkraut Selbstverwirklichung um jeden Preis, welches die Wurzel des Übels ist, in unserer heutigen Situation, die Wurzel des Übels Migration. Wir schieben uns auf die ersten Plätze und verdrängen andere Menschen immer weiter nach unten. Menschen aber leben vom Angenommen sein, vom Aufgenommen sein, vom Anerkannt sein. Sie leben nicht davon, sich einfach einmal satt essen zu können. Menschen wollen erwünscht und wertgeschätzt sein.

Godehard König