Epiphanias / Erscheinung des Herrn (06.01.24)

Epiphanias / Erscheinung des Herrn / Dreikönigstag

ev. Predigttext kath. 1. Lesung kath. 2. Lesung kath. Evangelium
1 Kön 10,1-13 Jes 60, 1-6 Eph 3, 2-3a.5-6 Mt 2, 1-12

In vielen Gegenden ist der 6. Januar zwar kein gesetzlicher Feiertag, aber es gibt häufig den Brauch, dass Kinder als „Sternsinger:innen" verkleidet durch den Ort ziehen und Spenden für Kinderhilfsprojekte sammeln. Sie erinnern damit an die drei Weisen aus dem Morgenland, die nach der Bibel dem Stern folgten und die Krippe fanden, Symbol der Menschwerdung, der Erscheinung Gottes in der Welt. Wo der 6.Januar kein Feiertag ist, kann am Sonntag danach das Thema aufgegriffen werden. Das Leitbild des Tages laut der pfälzischen Agende ist: Die Anziehungskraft des Lichtes für alle Völker. Spruch des Tages: Die Finsternis vergeht, und das wahre Licht scheint schon. (1. Joh 2, 8)

1 Könige 10,1-13

Predigtimpulse

In dieser kurz erzählten Episode, die anmutet wie ein Märchen aus Tausendundeiner Nacht liegt der Stoff für eine großartige Romanze, um die zahllose Geschichten in der jüdischen, arabischen und afrikanischen Literatur entstanden sind. Nach diesen außerbiblischen Quellen soll Königin Bilkis oder Balkis im heutigen Jemen oder im südwestlichen Arabien (Scheba oder Saba) gelebt haben. Aktuelle deutsche Ausgrabungen im Jemen wollen die ehemalige Hauptstadt des Sabäer-Reiches Marib gefunden haben und suchen nach Spuren von ihr. Das abessinische Königshaus des Kaisers Haile Selassi beruft sich auf König Salomo und die Königin von Saba als Stammeltern.
Die Königin von Saba kommt aus Wissbegierde, auf der Suche nach Glück. Hier wird eine verschüttete biblische Glücksvorstellung sichtbar, die später dann als unfein galt und verdrängt wurde. Im alten Orient - noch bis zur Zeit Jesu galt es durchaus nicht als verwerflich reich zu sein, solange dieser Reichtum nicht gegen das Wohl der Allgemeinheit verwendet wurde. Nach Glück suchen wir ebenfalls. Dabei dürfen wir auch ruhig Phantasien entwickeln. Wir müssen nicht alle Wünsche unterdrücken, weil sie nicht bescheiden sind und wir dürfen uns auch freuen.

Bezug zur Nachhaltigkeit

Ein Vorbild für nachhaltigen Tourismus kann sie wohl nicht sein, die Königin von Saba, die weder Mühen noch Kosten scheut, um König Salomo zu beeindrucken.
Was sie uns zeigen kann, ist, dass sie sich etwas zutraut und dadurch die Fülle des Lebens erfährt. Gott will auch uns die Fülle des Lebens geben, wir müssen uns nur etwas zutrauen. Wir dürfen uns von niemand unsere Träume und Sehnsüchte nach einer besseren Welt verbieten lassen. Ich bin überzeugt davon, dass Menschen, die wissen was Glück ist, das auch ausstrahlen. Menschen, die sich an Schönem freuen können, laden andere ein, sich mitzufreuen und sich dafür einzusetzen, dass die Schönheit erhalten bleibt.

Jesaja 60, 1-6

Predigtimpulse

Die Forschung teilt das Jesajabuch in drei Teile auf, wobei die Kapitel 1-39 aus dem 8. Jahrhundert v.Chr. stammen sollen, für die Kapitel 40-55 die Erfahrungen des Babylonischen Exils (587-539 v.u.Z.) vorausgesetzt werden und die Kapitel 56-66 überwiegend nach dem Exil, etwa zwischen 538 und 515 v.Chr. entstanden sind. Das Jesajabuch will jedoch auch als Ganzes gelesen werden. Es enthält eine reichhaltige Bildersprache, die Gott nicht auf ein Geschlecht oder ein bestimmtes Bild festlegt.
Insgesamt geht es immer wieder um Trost und Licht in der Finsternis.

Wir sehnen uns doch alle nach Licht. Nach großem Licht, das uns wärmt und Geborgenheit gibt. Der Prophet Jesaja macht uns Mut, darauf zu hoffen, dass Gott die Dunkelheit unseres Lebens erhellen will. Er malt ein wunderschönes Bild davon, wie die Welt aussehen kann, wenn Gott in ihr herrscht. Gott liebt uns Menschen und lässt uns nicht allein in der Dunkelheit unserer Welt. Gott will uns befreien von allen Mächten des Todes.

Bezug zur Nachhaltigkeit

Wir brauchen eine große Hoffnung und viel Vertrauen in Gottes Licht, damit wir es schaffen, das Dunkel um uns herum zu erhellen. Dazu ist es wichtig, sich immer wieder aufs Neue darum zu bemühen, dass Fakten ans Licht der Öffentlichkeit gelangen, nicht müde zu werden, aufzuklären zum Beispiel über Verlust der Biodiversität, Klimakrise und atomare Bedrohung. Immer wieder das Gespräch suchen, immer wieder informieren, damit Menschen aufgerüttelt werden, ihnen ein Licht aufgeht. Gott will uns helfen, Licht weiterzutragen, Licht für andere Menschen zu sein. Wir brauchen uns von der Dunkelheit und Angst nicht mehr beherrschen zu lassen.

Epheser 3, 2-3a.5-6

Predigtimpulse

Die heutige Forschung geht davon aus, dass der Epheserbrief nicht von Paulus selbst, sondern von einem seiner Schüler als eine Art Rundbrief geschrieben wurde. Er ist eng verwandt mit dem Kolosserbrief und ist ebenso in einen lehrhaften (Kap.1–3) und einen ethischen, bzw. paränetischen (Kap. 4–6) Teil aufgeteilt.
Der vorliegende Abschnitt betont, dass die frohe Botschaft von Jesus Christus allen Völkern gilt und weitet somit die Gruppe derer aus, die genauso Anteil haben sollen an den Verheißungen Gottes. Das Wort „euangelion" muss vom soziokulturellen Hintergrund des römischen Reiches her politisch verstanden werden. Es wurde im Zusammenhang mit der römischen Kaiserideologie als Propagandawort verwendet, zum Beispiel für die Freudenbotschaft vom Geburtstag des Kaisers, der auf Kosten seiner Untertanen grausam herrschte. Dem gegenüber kündigt die Freudenbotschaft Jesu die Befreiung der Gefangenen und Armen an.

Bezug zur Nachhaltigkeit

Im Text steckt also durch den Hinweis auf die Gültigkeit der befreienden Botschaft für alle Völker, die für uns nicht gleich offensichtliche Verpflichtung, sich auch politisch dafür einzusetzen, dass Menschen befreit werden von Unterdrückung und Not.

Matthäus 2, 1-12

Predigtimpulse

Die Perikope ist sowohl im katholischen als auch im evangelischen Bereich das Evangelium des Tages. Eine besondere Sternenkonstellation, die im Jahre 7 v. Chr. laut wissenschaftlichen Quellen belegt ist, wurde wohl vom Verfasser des Matthäusevangeliums religiös gedeutet. Er weitet die theologische Botschaft von der Geburt des Gotteskindes vom jüdischen Stammbaum aus hinaus in die weite Welt und lässt die Weisen aus dem Morgenland diesem Stern folgen. Sie waren nicht nur neugierig, sondern auch sehr mutig. Denn sie folgten ihren Visionen und Träumen und machten sich voller Hoffnung auf den Weg. Eine große Sehnsucht treibt Menschen voran, die so etwas wagen. Die Sehnsucht nach Veränderung. Die große Hoffnung darauf, dass die Welt nicht so bleiben muss, wie sie ist. Dass sich etwas tun wird, dass Gott etwas Gutes vorhat mit uns und der Welt. Der Weg war weit und beschwerlich und sie mussten manchen gefährlichen Umweg machen. Aber sie erreichten letztendlich ihr Ziel.

Bezug zur Nachhaltigkeit

Die Sehnsucht nach Veränderung treibt auch uns um. Veränderung, die so dringend nötig ist, wenn wir noch etwas retten wollen. Da brauchen wir einen guten Wegweiser, der uns auch in dunklen Stunden die Richtung angibt. Unser Himmel heute ist sozusagen voll von trügerischen Sternen, die uns in die Irre führen. Wir haben so viele Möglichkeiten. Die Sehnsucht nach Frieden und Gerechtigkeit treibt uns immer noch um, genau wie die Menschen damals sind wir auf der Suche nach Wegen, wie wir friedlich zusammen leben können in einer Welt, die einerseits immer unübersichtlicher wird und andererseits immer enger zusammenwächst. Wir können einfach nicht mehr so tun, als würde es uns nichts angehen, was in anderen Teilen der Welt geschieht. Um dem Weg des Weihnachtssterns zu folgen, müssen wir uns sozusagen aufrichten, nach oben sehen und die Augen offenhalten. Vor allem aber unseren Träumen und Visionen von einer besseren Welt trauen und immer wieder kleine Schritte machen auf dem Weg nach Bethlehem.

Martina Horak-Werz, Neustadt