o7.o4.24 – Quasimodogeniti / 2. Sonntag der Osterzeit

ev. Predigttext kath. 1. Lesung kath. 2. Lesung kath. Evangelium
Joh 20,19-20(21-23)24-29 Apg 4, 32-35 1 Joh 5, 1-6 Joh 20, 19-31

Thomas, ein nachhaltiger Denker

Eine der meist verwendeten Methoden der christlichen Sozialethik in der Suche nach dauerhaften Lösungen besteht in drei Schritten: Sehen, urteilen und handeln. Dabei geht es zuerst darum, eine Situation wahrzunehmen, sie zu erkennen und ihr näher zu kommen. Im zweiten Schritt wird die Situation mit unterschiedlichen Wissensmitteln analysiert, um Schlussfolgerungen zu ziehen. Und im dritten Schritt werden Handlungswege für mögliche dauerhafte Lösungen gesucht.

Im heutigen Evangelium scheint Thomas den gleichen Lernweg zu gehen. Er hat von der Auferstehung Jesu gehört, hat Jesus aber selber nicht gesehen, als er zum ersten Mal seinen Jüngern erschienen ist. Diese persönliche Erfahrung will aber Thomas machen, um sich mit diesem Ereignis der Auferstehung Jesu auseinandersetzen zu können. Er will keinen Glauben „zweiter Hand“ vermittelt bekommen, der leicht zum Zweifeln kommen könnte, wenn Schwierigkeiten auftauchen würden. Es ist uns nicht klar, ob die anderen Jünger einfach geglaubt hätten, ohne den Auferstandenen gesehen zu haben. Auf jeden Fall haben sie eine Erfahrung mit dem Auferstandenen gemacht. Diese persönliche Erfahrung wünscht sich auch Thomas. Das gewährt ihm der Auferstandene. Als er ein zweites Mal seinen Jüngern erschienen ist, sagte er zu Thomas: „Streck deinen Finger aus – hier sind meine Hände! Streck deine Hand aus und leg sie in meine Seite und sei nicht ungläubig, sondern gläubig!“ Anders gesagt: Du hast jetzt gesehen. Du kannst urteilen und dich selbst für den Glauben entscheiden. Nun kann Thomas von sich selbst seinen Glauben an die Auferstehung bekennen, einen Glauben, der auf einen festen Boden steht. Und mit dieser persönlichen Erfahrung von Thomas und der anderen Jünger können auch wir, Christinnen und Christen von heute, verschiedene Seiten der Auferstehung Jesu wahrnehmen.

Auferstehung Jesu schafft nachhaltiges Leben, ein Leben in Fülle

Auferweckt von den Toten hat Jesus das Leben in Fülle. Er stirbt nicht mehr. Er hat den Tod für immer besiegt. Das hat auch Paulus in seinem Brief an die Gemeinde in Rom deutlich betont: „Wir wissen, dass Christus, von den Toten auferweckt, nicht mehr stirbt; der Tod hat keine Macht mehr über ihn.“ (Röm 6,9). Er ist zeitlich und geographisch nicht mehr begrenzt. Auch bei verschlossenen Türen hat er die Macht, in die Mitte seiner Jünger einzutreten. Und wer an ihn glaubt, der hat Anteil an diesem Leben, das kein Ende mehr kennt. Wer an ihn glaubt, hat auch die Macht, den Tod zu besiegen.

Nur der Auferstandene kann dieses Leben ohne Ende schenken. Und bevor er zurück zum Vater geht, gibt er seinen Jüngern die Vollmacht, alles was dieses Leben beschränken kann, aus dem Weg auszuräumen. Einige der größten Hindernisse sind die Sünden. Aber Jesus gibt seinen Jüngern den Auftrag, sie zu vergeben. Diese Vergebung der Sünden schafft tatsächlich ein neues Leben. Ein versöhnter Mensch ist ein neuer Mensch. Für ihn beginnt ein neues Leben.

Auferstehung Jesu schafft nachhaltigen Frieden

Im heutigen Evangelium kommt das Wort Frieden häufig vor. Als Jesus bei verschlossenen Türen in die Mitte seiner Jünger trat, sprach er ihnen den Friedensgruß: Friede sei mit euch!  Der Auferstandene schenkt seinen Jüngern seinen Frieden und holt sie aus den Schranken heraus, in denen die Angst vor ihren Verfolgern sie gefangen hat. Dieser von den Auferstandenen geschenkte Frieden sollen die Jünger nicht für sich allein behalten, sondern sie sollen ihn an alle Ausgegrenzten, die sich in verschiedenen Lebensnöten befinden, weiterschenken. „Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch.“  (Joh 20,21)

Die Jünger haben angefangen, den Auftrag Jesu, den Frieden weltweit zu verbreiten, praktisch zu leben. In der ersten Gemeinschaft nach der Auferstehung Jesu, wie es die erste Lesung aus der Apostelgeschichte berichtet, wurde tatsächlich eine gerechte Regelung des Zusammenlebens wichtig für den Frieden. „Keiner nennt von dem, was er hat, sein Eigentum.“ Keine privaten Häuser, keine privaten Grundstücke…Es gab auch keinen unter ihnen, der Not litt… Jedem wurde davon so viel zugeteilt, wie er nötig hatte.“ Diese gerechte Verteilung der Güter schafft Frieden, weil sie die möglichen Konkurrenzreize zwischen den Menschen begrenzt. Gerade da stellt sich die Frage: Was könnte unsere Aufgabe heute sein? Diese Gerechtigkeit in der Verteilung der Güter ist ein Appell für uns heute, unsere Beziehung zu den verfügbaren Ressourcen im Blick zu halten. Diese Gerechtigkeit soll nicht nur zwischen den Zeitgenössischen gelebt, sondern sie soll auch gegenüber den kommenden Generationen gelebt werden. Wie es Papst Franziskus sagt, ist die Schöpfung ein gemeinsames Haus; ein Haus, das für die kommenden Generationen bewahrt werden soll.

Auferstehung Jesu schafft nachhaltigen Glauben.

Der heutige christliche Glaube wäre gar kein Thema, wenn Jesus Christus nicht auferstanden wäre. Das betont auch Paulus in seinem ersten Brief an die Gemeinde in Korinth. „Ist aber Christus nicht auferweckt worden, dann ist unsere Verkündigung leer und euer Glaube sinnlos.“ (1Kor 15,14). Die Auferstehung Jesu Christi ist ein fester Grund für den Glauben an Gott. Nach der eigenen Erfahrung Thomas mit dem Auferstandenen ist sein Glaube nunmehr auf einen sicheren Boden gelegt. Der Herr festige auch unseren Glauben durch die tägliche Erfahrung seiner Anwesenheit in unserer Welt.

Martin Djegbate, Bistum Mainz

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