Septuagesimae / 3. Sonntag im Jahreskreis (27.1.13)

Septuagesimae / 3. Sonntag im Jahreskreis

ev. Predigttext kath. 1. Lesung kath. 2. Lesung kath. Evangelium
Lk 18,31-43
Mt 9, 9-13
Neh 8,2-4a.5-6.8-10 1 Kor 12,12-31a
(oder 1 Kor 12, 12-14.27)
Lk 1,1-4; 4,14-21

Aktiv Anwalt für das Leben sein, darum geht es mir primär beim Predigttext aus dem Lukasevangelium, 18. Kapitel. Das Schwergewicht bei den Texten für den katholischen Gottesdienst liegt beim Gesetz des Mose. Es geht um dessen gemeinschaftliche Aneignung als Maßstab das Handelns – auch für eine grüne Ökonomie.

(Bild: Artenvielfalt beim Getreide sowie eine ortsnahem Landwirtschaft gehören zur grünen Ökonomie)

Lk 18,31-43

Exegetische Überlegungen
Die Perikope ist Teil der Erzählung über Jesu Reise, die ihn von Galiläa nach Jerusalem führt. Der Predigttext enthält einerseits eine Ankündigung von Jesu Leiden und Auferstehung und andererseits die Heilungsgeschichte eines Blinden bei Jericho. Der Evangelist Lukas deutet das Schicksal Jesu auf der Ebene der Propheten im Judentum. Auch sie wurden verfolgt und unter Umständen getötet, weil sie sich an die Weisungen Gottes hielten, indem sie sich parteinehmend auf die Seite derer stellten, die arm (dran) waren, Unrecht erlitten und ausgegrenzt wurden. Jesus spricht Ausländern (Samariter), Kindern, Witwen, Besessenen und Blinden Teilhabe an der Königsherrschaft Gottes zu – dem Reich Gottes, das Jesus gerne mit einem Festmahl vergleicht.

Predigtimpulse
Den Schwerpunkt der Predigt würde ich auf den namenlosen Blinden legen, einen Menschen, der nicht wirklich zur Gesellschaft gehört und auf Almosen angewiesen ist. Der Blinde begehrt auf, als sich ihm – dank seines Vertrauens und seines Glaubens – in Jesu eine rettende Chance für sein weiteres Leben bietet. Er schreit um Heilung, da sie ihm wieder ein Leben in Gemeinschaft ermög-licht. Seine Umgebung kann ihn nicht abhalten. - Warum, so ließe sich auch thematisieren, fällt es vielen (in den bürgerlichen Mittelschichten eines an sich wohlhabenden Landes wie Deutschland) so schwer sehr, um das zu kämpfen, was Leben erst lebenswert macht?

Nachhaltigkeit
Bei allem Hoffen, dass die Mächtigen in Wirtschaft, Politik und Kultur (einschl. Religionsgemeinschaften) hinsichtlich eines nachhaltigen Wirtschaftens schon zur Einsicht kommen, wird sich ein grundlegender Wandel meines Erachtens nur dann einstellen, wenn die Betroffenen ihre Anliegen demonstrativ und eindrucksvoll einbringen und sich von denen, die andere gerne mundtot machen, nicht kleinkriegen lassen. Ohne selbst Anwalt für das Eigene sowie für das der Anderen zu sein, besonders der Armen auf Gottes Erde, bleiben Veränderungen aus. Gott braucht Mitstreiterinnen und Mitstreiter. Das Schreien der heutigen Menschheit kann ER durchaus hören – ähnlich wie Jahwe sein Volk in der Sklaverei -, aber den Mund muss man schon selber aufmachen, um am Leben in Gerechtigkeit, Frieden und mit der Schöpfung teilhaben zu können.

Vorbemerkung zum katholischen Leseplan
Da eine Auslegung der Lesung aus Nehemia im katholischen Alltag häufig unterbleibt, lege ich hier den Schwerpunkt darauf.

 

Neh 8,2-4a.5-6.8-10

Exegetische Überlegungen
In der Perikope geht es darum, das Gesetz des Mose zu lehren, und zwar allen, die des Lernens fähig sind. Es kann grundsätzlich von allen – und nicht nur von Fachleuten und Eliten - verstanden werden, wenn es verständlich vorgelesen, erklärt und in Gruppen beraten wird. Das Kennenlernen und Beherzigen soll sogar mit einem festlichen Essen und süßem Wein einhergehen.

Predigtimpulse
Das Gesetz des Mose ist eine Mischung aus Informationen, Nennung von Normen und Geschichten, die auch die der Befreiung aus dem Sklavenhaus miteinschließt. Es umfasst die fünf Bücher Mose. Sie sind zugleich Zuspruch und eröffnen Orientierung, die Glück bringt, aber auch Lust und Freude bereitet (vgl. dazu Ps 1; 19). Der Mensch, um ein Wort Jesu abzuwandeln, ist nicht für die Gesetze da, sondern die Gesetze für den Menschen. Gesetze, wenn sie nicht zur Tyrannei verkommen wollen, müssen Schwache und Minderheiten vor den Starken und Mächtigen schützen helfen. Das lässt sich an der simplen Grundregel aus der Grundschule verdeutlichen: Es sprechen nicht alle auf einmal. Redest du, dann hören die anderen zu. Das für die Stilleren aber eine gute Nachricht) und für die Stilleren eher eine gute Nachricht! Das Gesetz des Moss ist zu demokratisie-ren und transparent zu machen, will es kluge Weisung und ermutigende Lebenshilfe für alle sein.

Nachhaltigkeit
Das Gesetz des Mose sieht in Gottes Schöpfung einen Wert an sich und nicht ein bloßes ökonomisches Kapital. Die Vielfalt in der Natur (biologisch) und bei den Menschen (sozio-kulturell) gilt es zu wahren, aber auch die Würde eines jeden Menschen in einer Welt voller Ungleichzeitigkeiten und Ungerechtigkeiten. Glück sollte seine Basis nicht in Besitzgier und Konsum haben, sondern in der Solidarität mit Natur und Mensch. Das entsprechende Schlagwort dazu lautete auf dem UN-Gipfel in Rio de Janeiro im Juni 2012 grüne Ökonomie.

 

1 Kor 12,12-31a (oder 1 Kor 12, 12-14.27)

In der Perikope ermahnt Paulus seine Gemeinde in Korinth angesichts der inneren Spannungen zur Einheit. Paulus betont, dass alle den Leib Christi bilden und jeder ein unverzichtbares Glied zu sein hat. Mit Blick auf die Nachhaltigkeit könnte das Bild vom Leib und seinen vielen Gliedern auf die Menschheitsfamilie übertragen werden. Alle sind wichtig: die Armen und die Reichen, die Mehrheiten und ihre Minderheiten. Ausgrenzungen - wie etwa nach Hauptfarbe, Geschlecht oder Religion - sollte für alle Erdenkinder tabu sein.

 


Lk 1,1-4,14-21

Die Perikope besteht aus dem knappen Vorwort des Evangelisten Lukas und dem ersten öffentli-chen Auftreten Jesu in seiner Heimatstadt in der Synagoge. Im Vorwort hebt Lukas die Zuverlässigkeit seines Berichtes hervor. In der Synagoge liest Jesus einen Abschnitt aus dem Buch Jesaja und behauptet, heute habe sich dieses Schriftwort erfüllt, nämlich: Den Armen wird die gute Nachricht gebracht, den Gefangenen wird Entlassung verkündet, die Zerschlagenen werden in Freiheit gesetzt und das Gnadenjahr des Herrn wird ausgerufen. Das Stichwort Gnadenjahr eröffnet bei entsprechender Entfaltung einen Blick auf die Notwendigkeit und Möglichkeit einer Neuordnung in Richtung grüner Ökonomie.

Richard Ackva