Neben schöner Landschaft und unendlicher Weite, Regenwald, Sahara und dem Kap der Guten Hoffnung steht Afrika in der heutigen Wahrnehmung für Bürgerkriege, Ausbeutung von Rohstoffen (Coltan, Diamanten, Gold), Menschenrechtsverletzung und Korruption. Der Umgang mit Institutionen und Menschen in Afrika weist Merkmale von Neo-Imperialismus auf. Dagegen fehlen Merkmale eines Verständnisses von Gerechtigkeit im globalen Gegen- oder Miteinander.
Der Kontinent ohne Freiheit seufzt und ächzt ... - frei nach Röm 8.
Römerbrief Kapitel 8:
18 Denn ich bin überzeugt, dass dieser Zeit Leiden nicht ins Gewicht fallen gegenüber der Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll. 19 Denn das ängstliche Harren der Kreatur wartet darauf, dass die Kinder Gottes offenbar werden. 20 Die Schöpfung ist ja unterworfen der Vergänglichkeit - ohne ihren Willen, sondern durch den, der sie unterworfen hat -, doch auf Hoffnung; 21 denn auch die Schöpfung wird frei werden von der Knechtschaft der Vergänglichkeit zu der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes. 22 Denn wir wissen, dass die ganze Schöpfung bis zu diesem Augenblick mit uns seufzt und sich ängstet.
"..., dass die Kinder Gottes offenbar werden":
Dass die "Kinder Gottes" offenbar werden kann sich in Bezug auf die Entwicklung in Afrika auf zwei unterschiedlichen Ebenen verwirklichen. Zum einen könnte sich das Handeln der Industriestaaten vor Ort so verändern, dass man bemerkt, dass es Kinder Gottes sind, die dort handeln und Geschicke mitbestimmen. Als Kinder Gottes zu handeln würde bedeuten, Nächstenliebe und Gerechtigkeit im Handeln spürbar werden zu lassen, und zwar nicht nur im Rahmen von caritativen Aktionen, sondern insbesondere im Bereich des Wirtschaftens und der Handelsbeziehungen. Ausbeutung und Ausnutzung wären ausgeschlossen, wenn die Kinder Gottes handeln!
Zum anderen könnten die Einwohner der ärmeren Gebiete ihrerseits als Kinder Gottes wahrgenommen werden - nicht im Sinne von "Gott wird sich im Zweifel schon kümmern", sondern mit allen christlichen Konsequenzen. Dazu gehören Teilhabe und Mitgestaltung, wenn nicht sogar federführende Gestaltung unter Zurücknahme des zerstörerisch prägenden Einflusses. (Foto: Doris Ammon)
Was sind die "Knackpunkte" beim Stichwort "Afrika"?
1. Kontinent ohne Freiheit
Vorauszuschicken ist die in der Einführung zum Thema bereits zitierte Aussage von Eric Souga Onomo zum diesjährigen Schwerpunktthema, dass Afrika der "Kontinent ohne Freiheit" ist. Souga Onomo kommt aus Kamerun, arbeitet als Wiss. Mitarbeiter und Diplom-Theologe am Fachbereich Kath. Theologie der Universität Bamberg und hat auf Wunsch von "nachhaltig predigen" zum Thema "Bedrohte Freiheit in Afrika" Stellung genommen.
Aus seiner Sicht ist das Thema „Bedrohte Freiheit" in Bezug auf Afrika in einen ganz anderen Kontext zu rücken. Wo keine Freiheit ist, kann auch keine bedroht werden. Die Bevölkerung bekommt seit der Zeit des Kolonialismus / Imperialismus bis heute nahezu unverändert westliche Lebens- und Denkschemata übergestülpt. Die Macht der Armeen sei durch die Macht des Kapitals der Konzerne (als neuen Imperialisten) ersetzt worden und mündete so in einen neuen Kolonialismus. Die Regierungen sind unfrei – nicht nur in Afrika. Typische Merkmale sind, abhängig vom jeweiligen Staat und den regionalen Rohstoffbegehrlichkeiten der „global player":
- Der Mensch steht nicht im Mittelpunkt staatlichen Einflusses – Vorrang haben Wirtschaft, Kapitalismus, Tod, Krieg und Gewalt.
- Es fehlt noch weit bei der Freiheit der Zivilgesellschaft, wenn nicht einmal die Regierungen frei sind, sondern von fremden Interessen gesteuert werden.
- Wenn ein Präsident gegen den Willen kapitalistischer Mächte agiert, riskiert er einen Krieg im eigenen Land, finanziert durch ausländische Kapitalgeber.
- Es gibt zwar als Wahlen bezeichnete Institutionen, aber die Machtverhältnisse werden durch Wahlbetrug gesichert.
- Zu reden, eine Meinung zum Ausdruck zu bringen, führt oft in das Gefängnis.
- Der einzelne Mensch lebt nicht, er überlebt die Zeit, in der er existiert.
- Die die Macht haben, sitzen nicht in Afrika.
Gerechte und ungerechte (also korrupte) Regierungen – beide unfrei
Grundsätzlich sind zwei Fälle zu unterscheiden. In Fall A ist das Regime gerecht und unfrei. In Fall B ist das Regime korrupt und unfrei, fühlt sich aber als „Akteur", da es die Ungerechtigkeit auf Landesebene umsetzen „darf", also von den Geldgebern und Konzernen den Eindruck vermittelt bekommt zu „partizipieren", globaler Partner zu sein – wenn auch auf einer korrupten Basis.
Wenn der Einfluss auf die Regimes nicht direkt über Geld oder wirtschaftliche Macht gelingt, können mithilfe von internationalem Geld Terrororganisationen bezahlt oder Bürgerkriege ausgelöst werden. Zu Freiheit würde gehören, dass die Staaten von den Rohstoffen profitieren, die ihr Land bietet und die die „global player" benötigen.
Profitieren von dem Reichtum des Landes soll die Bevölkerung – nicht die Regierung bzw. die Regierenden persönlich durch Privilegien.
Zu Freiheit würde gehören, dass ergebnisoffene, freie Wahlen ermöglichen, wirksam politischen Einfluss auszuüben. Dass die eigene Stimme etwas bewirken kann, nennt Eric Souga Onomo die „kleine Würde" des Menschen – nicht einmal die sei in Afrika garantiert.
Zentrale Strategie sei es, den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen, und nicht den Gewinn der (fremden) Konzerne oder den Gewinn an Macht und Einfluss.
Das Kongo Tribunal
Wichtige Hintergründe vermittelt der Film „Das Kongo Tribunal" von Milo Rau. Bei einem fiktiven Tribunal als Filmprojekt treten echte Akteure auf, lassen sich befragen und klagen an. In der politischen Wirklichkeit löst das Theaterprojekt (bzw. der Film) echte Konsequenzen aus, bis zum Rücktritt eines „richtigen" Ministers.
(Statement Regisseur Milan Rau)
(weitere Informationen: www.the-congo-tribunal.com)
(Fortsetzung folgt)