Biblischer Handlungsauftrag

logo umkehr gr

logo umkehr grDie Bibel sagt nicht nur, wie ein selbstverwirklichender, gottgefälliger Lebensweg aussehen sollte. Sie fordert Christinnen und Christen auch explizit zum aktiv mitgestaltenden Handeln auf.

Brot für die Welt, Misereor, Caritas, Diakonie und andere kirchliche Institutionen kommen diesem Aufruf schon lange nach, verändern benachteiligende Strukturen. Und Sie?

Holen Sie Ihr Licht unter dem Scheffel hervor!

Hier einige motivierende Impulse.

Biblischer Handlungauftrag zur verantwortlichen Mitgestaltung

In der Luther-Übersetzung heißt es "Scheffel", in der Einheitsübersetzung "Gefäß" - gemeint ist dasselbe: "Du sollst dein Licht nicht unter den Scheffel stellen." - eine Redewendung, die im allgemeinen Sprachgebrauch so verwurzelt ist, dass man sie beinahe nicht mehr der Bibel zuordnet (Mk 4, 21 und Mt 5, 14 ff.).

Unsere Lichter als Christinnen und Christen und als Menschen und stehen oft unter dem Scheffel oder unter einem Gefäß und werden von anderen nicht gesehen. Schade, denn wir wissen viel über den Zustand der Schöpfung und darüber, was wir besser / anders machen, verändern sollten.

Aber es fragt uns ja niemand.

Es fragt uns niemand ...?

Reicht es, als Christin / Christ zu warten, bis man gefragt wird? Im Rahmen der globalen gesellschaftlichen und damit auch kirchlichen Herausforderung "Wandel gestalten!" - statt abzuwarten! - können ein christlicher und ein biblischer Handlungsauftrag erkannt und unterschieden werden. Handlungsauftrag ist dabei mit Gestaltungsauftrag gleichzusetzen - und damit bei Bedarf auch mit Umgestaltungsauftrag.

A. Allgemeiner Handlungsauftrag

Ein allgemeiner Handlungsauftrag ergibt sich aus der Wahrnehmung der gesellschaftlichen (Mit-)Verantwortung für Leben und Überleben im jeweiligen Lebens- und Arbeitskontext der / des Einzelnen.

B. Biblischer Handlungauftrag

An mehreren Stellen ist in der Bibel auch ein direkter Handlungsauftrag an die Menschen gegeben. Wem es also leichter fällt, direkt mit der Heiligen Schrift zu argumentieren, als zunächst das tiefere christliche Selbstverständnis zu erläutern, kann seine Motivation gleich aus mehreren Stellen ableiten und Zweifelnde stärken!

Wohl bekanntester Leit- und Rahmenauftrag ist der Bewahrungs- und Behütungsauftrag der Schöpfungsgeschichte Gen 1, 28. Verantwortliches Aus- und Mitgestalten der uns überlassenen Schöpfung ist kein Freibrief für Ressourcenmissbrauch und sozial blinde Ungerechtigkeit.

(Wem etwas untertan gemacht ist, die oder der hat die Verantwortung - bis er / sie an jemanden anderen abgibt. Steht in der Bibel, an wen der ebenbildliche Mensch seine Verantwortung abgeben kann, oder soll? Nein. Aber er soll sein Licht - und damit sein wirkliches Wissen und seine Erkenntnisse über ökologische und soziale Zusammenhänge - nicht unter den Scheffel stellen! Er soll Wissen und Erkenntmnisse folgerichtig anwenden. Auch wenn es unbequem und anstrengend wird.)

Die 10 Gebote scheinen auf den ersten Blick reine Handlungsanweisungen für die Einzelne / den Einzelnen darzustellen. „Du sollst" und „du sollst nicht" klingt wie eine "rein persönliche" Herausforderung, das eigene Leben mit Blick auf das eigene Heil so zu gestalten, dass es dem Willen Gottes entspricht.

Was hat dieses „du sollst / du sollst nicht" mit „Wandel gestalten!" zu tun? Die Verhaltensweisen von Menschen stehen in Zusammenhang mit der Sozialstruktur, in der sie stattfinden. Ein bekanntes Beispiel dramatisch verändeten Verhaltens aufgrund der Sozialstruktur ist das Buch „Lord of the Flies" ("Herr der Fliegen") von William Golding. (Eine Gruppe englischer Schuljungen gerät infolge eines Flugzeugunfalls auf eine unbewohnte Insel und versucht, sich "gerecht" zu organisieren. Doch die Lage eskaliert.)

Wer soziale Strukturen toleriert (oder gar unterstützt), die Korruption fördern oder die Tod oder seelischen Tod in Kauf nehmen, Strukturen toleriert, die das "du sollst" der 10 Gebote systematisch verunmöglichen oder erkennbar erschweren, hält sich selbst nicht an die "10 Gebote".

Aktive Gerechtigkeit statt Schlachtopfer, Spr 3, 1: Es geht nicht darum, Gott "günstig" zu stimmen und sich dann seinem günstigen Walten zu überlassen, sondern selbst für Gerechtigkeit (und damit für gerechte Strukturen) zu sorgen: aktiv selbst mit- und umgestalten

Micha 6, 8:  Was gut ist, hat Gott den Menschen gesagt. Die Erwartung ist, dass die Menschen das Gesagte umsetzen. Auch hier liegt (einmal mehr) der Fokus auf dem aktiven Gestalten. Was Gott gesagt hat, wissen die Menschen – sie brauchen es sich nicht erst zu erarbeiten. Sie sollen es tun.

Der folgende Vers des Römerbriefs (Röm 12, 2) spricht "Klartext": Gleicht euch nicht dieser Welt an, sondern wandelt euch und erneuert euer Denken, damit ihr prüfen und erkennen könnt, was der Wille Gottes ist: was ihm gefällt, was gut und vollkommen ist. Dann hervor mit dem Licht - ganz gleich, ob "Gefäß" oder "Scheffel" ...!

Kennen Sie weitere einschlägige Stellen?

 

C. Christlicher Handlungsauftrag

Ein christlicher Handlungsauftrag zur Mitgestaltung ergibt sich aus dem Gesamtkontext und dem Verständnis der christlichen Botschaft insgesamt. Dazu gehörten die Aufgaben, die Misereor, Brot für die Welt, Diakonie, Caritas und andere kirchliche Institutionen wahrnehmen. Dazu zählt weltweit der Kampf gegen die meist von Menschen und Systemen gemachte Armut und soziale Ungerechtigkeit. Dazu gehörend aber auch Impulse gebende Kampagnen wie  "Umkehr zum Leben – den Wandel gestalten" der ökumenischen "Werkstatt Ökonomie", „Gutes Leben. Für alle!" des Bistums Speyer; weitere Informationen dazu s. Textbox 1.