„Wuppertal Call“ & Initiativen

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Es gibt eine Vielzahl gut begründeter und gut formulierter Appelle und Initiativen. Wie bei den Sustainable Development Goals der UN ist nicht die Existenz der Appelle entscheidend, sondern ihre verbindliche Umsetzung. Bei den biblischen Appellen war und ist es genauso.

logo-mobile-enDer "Wuppertal Call" ist eine Erklärung christlicher Akteure aus 22 Ländern zur Befreiung aus "gottlosen Bindungen". Es ist ein Aufruf, die Schreie der Erde und die Schreie der Menschen zu hören.

"Ein 'weiter so' verbietet sich", sagt auch das Ökosoziale Forum Niederalteich (ÖSFN).

TeilnehmerInnenWuppertal Aufruf / Meinungsbildung und Umsetzung als Prozess

1. die Zeichen der Zeit erkennen

2. sie im Geiste des Evangeliums deuten

3. die Erkenntnisse daraus bei sich ankommen lassen

Manch eine(r) sieht die Zeichen gar nicht, verschließt die Augen, ist viel zu beschäftigt, deutet sie nur wissenschaftlich. Wissenschaftlich-beobachtend - das ist natürlich ebenso wichtig; aber die Zeichen im Geiste des Evangeliums zu deuten geht darüber hinaus. Das bringt das christliche Element ins Spiel. Der Schalter legt sich um, die Botschaft der Umkehr ist angekommen, es geht gar nicht mehr anders ... "Christlich" bedeutet: Die Verletzlichkeit, die Verwundung der Menschen, der Armen, der Schöpfung als Ruf aufzufassen.

Das Ringen um eine gemeinsame Erklärung, einen Appell

... ist ein doppeltes Ringen. Es braucht die Personen, die die Inhalte zusammentragen, sie im Hinblick auf das Ziel bewerten und sprachlich formulieren. Hinzu kommt das Ringen um die Umsetzung. Denn mit der gemeinsamen Erklärung - so wichtig sie strategisch auch ist - ist es nicht getan.

An der "Wuppertaler Erklärung" haben 52 Theologinnen und Theologen aus 22 Ländern im Rahmen des "Ökumenischen Rats der Kirchen" mitgearbeitet. Der Aufwand ist erheblich.

Nun gibt es sie - was passiert jetzt? Kennen Sie die Erklärung? Was bezweckt sie, was ist ihre Absicht? An wen richtet sie sich? Was sind ihre Ziele?

Es gibt viele Erklärungen, Appelle und Vereinbarungen. Die "Sustainable Development Goals" der UN gehören dazu, das "Pariser Klimaabkommen", beides von 2015, die "Konvention über die Menschenrechte" - alle sind sie wegweisend. Die Frage ist, ob wir auf dem Weg sind.

Sustainable Development Goals der UN

Im September 2015 haben die Vereinten Nationen (UN) 17 Ziele verabschiedet, die "Sustainable Development Goals (SDG)". Dabei standen die Themen Mensch, Planet, Wohlstand, Frieden und Partnerschaft und ihr gelingendes Zusammenspiel im Zentrum des Ringens. Darunter sind Ziele wie "den Hunger auf der Erde zu beenden und auf eine qualitativ bessere Ernährung hinzuwirken" (Ziel 2), "menschenwürdige Arbeit für alle" (Ziel 8), "Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels zu ergreifen" (Ziel 13) oder "Ökosysteme schützen und wiederherstellen" (Ziel 15).

  • Die Zeichen der Zeit wurden offenbar erkannt: Es ist Zeit für ein gemeinsames, konsequentes und international koordiniertes Handeln zur Sicherung menschenwürdiger Lebensbedingungen auf der Erde.
  • Die Deutung im Sinne des Evangeliums deckt sich mit einer wissenschaftlichen Deutung wohl problemlos in den Bereichen Mensch, Planet,  Frieden und Partnerschaft. Im Bereich "Wohlstand" dürfte eine Deutung im Geiste des Evangeliums vonnöten sein. Daran scheitern immer wieder - und bis heute - verbindliche und wirklich wegweisende Vereinbarungen.
  • Die Erkenntnisse daraus bei sich ankommen lassen, als Gesellschaft, kirchliche Institution (Kirchengemeinde) und Individuum scheint das schwierigste zu sein. Das wirft die Weltgemeinschaft immer wieder zurück an den Anfang. Denn zu den Zeichen der Zeit gehört die Trägheit, die Weigerung, trotz des (rationalen) Wissens den Schalter jetzt endlich umzulegen. Vielleicht würde ja dann wirklich alles besser, wie es uns die christliche Botschaft unermüdlich verständlich machen will?

Verletzlichkeit: Verletzlichkeit der natürlichen Systeme, des Glaubens an ein sinnvolles Zusammenwirken, an die Gestaltungskompetenz der Weltgemeinschaft und ihrer Institutionen (Glaubwürdigkeit), die Verletzlichkeit der Sozialgefüge und der Lebensentwürfe, die zu schützen sind und die offenbar im globalen System des Wirtschaftens (Haushaltens?) nicht automatisch gesichert sind

Pariser Klimaabkommen

Am 12. Dezember 2015 haben 196 Staaten einen gemeinsamen Vertrag zum Schutz des Klimas unterzeichnet. Dabei ist es bis heute weitgehend geblieben. Wie die am 15.12.2019 - vier Jahre später - zu Ende gegangene Welt-Klimakonferenz "COP 25" aktuell zeigt, dominiert der Streit um die Verteilung von Geldern. Die Zeichen der Zeit wurden zwar in 2015 erkannt, aber nicht mehr

Die Deutung im Sinne des Evangeliums und die Erkenntnisse bei sich ankommen zu lassen - das steht noch aus, sowohl bei Individuen als auch bei politischen und wirtschaftlichen Institutionen.

Verletzlichkeit: Stabilität der meteorologischen Bedingungen, Bewohnbarkeit von besiedelten Regionen, die Verletzlichkeit sozialer Strukturen, auch unter dem Aspekt von Klimamigration, Vertrauen und Glaubwürdigkeit, Feuer in Australien ...

Wuppertaler Erklärung

logo-mobile-enDie Kirchen ringen auf internationaler Ebene ebenfalls um eine christlich richtige Einstellung, um einen zukunftsweisenden Weg im Kontext des drohenden Klimawandels. Dabei wird die Deutung im Sinne des Evangliums nicht vergessen. Zustande gekommen ist die Wuppertaler Erklärung des Ökumenischen Rats der Kirchen vom Juni 2019. Auch in diesem Aufruf wird die Notwendigkeit gemeinsamen, koordinierten Handelns aufgrund der Verletzlichkeit der Schöpfung und ihrer Schutzbedürftigkeit herausgestellt. „Wir haben den Aufschrei der Erde und den Aufschrei der Menschen gehört, ..." Die Zeichen der Zeit sind erkannt und werden im Kontext des Evangeliums gedeutet.

Ob die Erkenntnisse des "Wuppertal Call" ankommen, bleibt abzuwarten. Falsch! Dass die Erkenntnisse ankommen, ist christlich geboten.

 

Ökosoziales Forum Niederalteich - Manifest

Das Ökosoziale Forum Niederalteich ist vor 25 Jahren ins Leben gerufen worden. Das Ziel dieser Denkwerkstatt von Verantwortlichen aus Österreich, Deutschland und der Schweiz ist „die Suche nach guten agrarpolitischen Lösungen für die Existenzsicherung einer bäuerlichen Landwirtschaft". Zahlreiche Veröffentlichungen untermauern die daraus entstandenen Botschaften an Gesellschaft und Politik, darunter das Manifest zum 25-jährigen Bestehen. Es handelt sich um ein Manifest, das trotz des Ursprungs in einer eher regional bekannten Landvolkshochschule wegweisend ist. Es greift genau de Wunden auf, die eine kurzsichtige Agrarpolitik im ländlichen Raum gerissen hat, und erklärt, wie sie zu schließen sind.

Verwundbarkeit: die Wahrnehmung der bäuerlichen Landwirtschaft als Kulturgut und Heimat im Gleichgewicht zwischen Marktwirtschaft, sozialer Fairness und ökologischer Verantwortung, Gefahr von Industrialisierung, Verlust von Identität und Existenzgrundlagen, Konzentration der Tierhaltung, irreversible Schädigung durch exzessive Ertragssteigerungen bei Milch, Fleisch und in der Pflanzenproduktion, Bodengesundheit, Artenvielfalt, sozialer Friede

Akteure / Meinungsbildung: Persönlichkeiten aus Agrarpolitik, -verwaltung, -wissenschaft, Theologie, Philosophie, Erwachsenenbidung und landwirtschaftlicher Praxis aus drei Ländern, die sich seit 1994 regelmäßig über die einzuschlagenden Wege verständigen

Folgerung: Abkehr von der Bevorzugung und politischen Förderung von agrarindustrieller Großproduktion bei Landbewirtschaftung und Tierhaltung; dauerhafte Bodenfruchtbarkeit und schadstofffreies Grundwasser, artgerechte Haltung, Fütterung und Zucht, Wohlergehen der bäuerlichen Familien

Handlungsansätze: a) Diözesan- bzw. Landeskirchenebene: Vermittlung christlicher Werte und Wertschätzungen im Umgang mit Pflanzen und Tieren und der Schöpfung insgeamt gegenüber der Agrarpolitik und -verwaltung; Umsetzung und Überwachung entsprechender Kriterien bei Bewirtschaftung, Verwaltung und Verpachtung eigener landwirtschaftlich genutzter Flächen, b) Gemeinde- und persönliche Ebene: Gespräche, bewusstes Einkaufen, Pflege sozialer Kontakte und regionaler landwirtschaftlicher Strukturen; Kauf von verträglich und aufwendiger hergestellten Produkten, auch wenn sie teurer sind als gewohnte Massenware; Kooperation und Vernetzung der Akteure mit der Diözesan- bzw. Landeskirchenebene