ev. Predigttext | kath. 1. Lesung | kath. 2. Lesung | kath. Evangelium |
Mk 4,26-29 | Ijob 7, 1-4.6-7 | 1 Kor 9, 16-19.22-23 | Mk 1, 29-39 |
Gottes Wort ist wie ein Same, der aus sich selbst heraus treibt, der aber auf ein gutes Umfeld angewiesen ist.
Die biblische Überlieferung ist voll von Metaphern und Vergleichen, die die Beziehung von Gott und Mensch aus der Schöpfung heraus deuten. Mir tut es gut, mit dieser Schöpfung ganz konkret umzugehen. Ich verarbeite vieles bei der regelmäßigen Gartenarbeit und habe schon manche Anregung für mein berufliches Wirken daraus gezogen – zum Beispiel: Ob eine Pflanze Unkraut ist oder nicht, liegt mehr im Auge der Betrachtenden als in der Pflanze selbst.
Die in der evangelischen Ordnung vorgeschlagenen Texte (Das Gleichnis vom Wachsen der Saat [Mk 4,26-29, Predigttext] und Vom Sämann [Lk 8,4-8, Evangelium des Sonntags] deuten die Möglichkeiten des Wortes Gottes mit vertrauten Beispielen aus Gottes Schöpfung.
Die katholischen Texte aus der Lesereihe für diesen Sonntag greifen kaum Bilder aus der Natur auf. Und doch enthalten sie Hinweise zu den zwei Gedanken, die mir auch bei der Betrachtung des Samenkorns wichtig sind:
So kreist der Hiob-Text um die Begrenztheit allen menschlichen Seins. Gott ist es, der nach dem Autor dieses Buches letztlich alles Leben schenkt und nimmt. Und auch der Text des Korintherbriefes erinnert daran, dass es nicht an mir liegt, Wachstum und Segen zu wirken.
Wobei hier ein wenig auch der zweite Gedanke anklingt, dass es unterschiedliche Kontexte gibt, auf die ich mich einstellen kann – dem Schwachen bin ich ein Schwacher geworden. Doch wenn ich es tue, wenn Gott es tut, dann bleibt es nicht beim Reden, sondern es kommt zum heilsamen Tun, wie bei Jesu Wirken in Kapharnaum.
Das Ruhen und das Lassen gehören zu Gottes Schöpfung ebenso wie das ganz praktische Tun, sodass sich die Kommunikation des Evangeliums nicht im schlichten Reden und Verkündigen erschöpfen darf.
a) Von selbst bringt die Erde Frucht (Mk 4,28a): Ich bin Geschöpf und nicht Schöpfer
Wenn ich in unserer KiTa mit Kindern ein Pflanzprojekt durchführe, so passiert es fast jedes Mal, dass es den Kindern nicht leicht fällt zu warten. Sie stochern bereits am nächsten Tag in der Erde, um zu schauen, ob sich an dem Samen schon etwas getan hat und wenn dann die ersten Triebe aus der Erde herausschauen, dann möchten sie am liebsten etwas ziehen. Das muss doch alles schneller gehen, schließlich will ich doch bald ernten und mir mit den selbst gemahlen Haferkörnern das Müsli anrühren.
Wir stehen im Hinblick auf den Umgang mit Gottes Schöpfung, dem Bebauen und Bewahren an einem Scheidepunkt. Zu lange haben wir sie ausgenutzt und uns ein gutes Leben gegönnt. Über die Folgen und vor allem die Verantwortung für die kommende Generation haben wir wenig nachgedacht. Doch heute wird immer deutlicher, dass wir für einen Klimawandel verantwortlich sind, der uns herausfordert und in einigen Gebieten in dieser Welt zu massiven Verwerfungen führt. Nun gilt es gegenzusteuern, unser Verhalten zu ändern und dafür zu sorgen, dass sich auch die gesellschaftlichen Rahmen-bedingungen ändern. Denn dort sind die entscheidenden Stellschrauben, wenn es um CO2-Einsparung und eine nachhaltige Gesellschaft geht (Buchtipp: „Schluss mit der Ökomoral!. Wie wir die Welt retten, ohne ständig daran zu denken“ von Michael Kopatz).
Doch gerade deswegen sehe ich die Gefahr, dass ich überdrehe und mich in einem Aktionismus verliere, der sich sicher gut anfühlt, aber nicht immer zum Ziel führt, und der vor allem die Menschen um mich herum nicht wirklich mitnimmt. Und so erlebe ich Tendenzen, dass Menschen zu ihrem Glück „gezwungen“ werden. Für mich eine Haltung, die in der menschlichen Geschichte oft nicht geglückt ist.
Mit dem evangelischen Predigttext kann ich etwas Abkühlung in manche überhitzte Debatte bringen, denn letztlich muss sich Gottes Schöpfung selbst helfen. Ich vertraue darauf, dass Gott ihr gute Mechanismen dazu mitgegeben hat. Das wird nicht unbedingt immer angenehm für uns als Gottes Geschöpfe, aber letztlich entlastet es mich und erinnert mich daran, dass ich eben nur Geschöpf und nicht Schöpfer bin. Das bestärkt mich aber auch in der Hoffnung, dass wir Lösungen finden werden und es am Ende gut werden wird – frei nach Oscar Wilde: Und wenn es noch nicht gut ist, dann ist es auch noch nicht das Ende.
b) „an den Weg … auf den Fels ... unter die Dornen … auf gutes Land“ (Lk 8): Gute Rahmenbedingungen sind wichtig
Auch dieser Text ist erst einmal ein mich entlastender Text: Mit all meinem Streben nach Nachhaltigkeit treffe ich auf ganz verschiedene Rahmenbedingungen – manches klappt, anderes nicht. Doch wenn es funktioniert, dann kann alles in Bewegung kommen. Die Gedanken von Greta Thunberg hatten schon andere gedacht, aber ihre stießen auf den großen Wiederhall und wurden zum Beginn einer großen Bewegung – gerade unter den jungen Menschen. Also immer wieder neu das Thema Nachhaltigkeit ins Spiel bringen – gerne auch mit einer gewissen Penetranz. Es gibt das gute Land, in dem die Gedanken gesät und viel Frucht bringen werden.
Auch wenn ich beim Wort Gottes in diesem Gleichnis vor allem auf Gottes Gnade traue, so beschäftige ich mich trotzdem mit neuen Gottesdienst- und Predigtformen. Denn auch als ein Sämann kann ich vorher den Boden bearbeiten, Steine auflesen und Dornen roden. Und im Hinblick auf das Thema Nachhaltigkeit geht es mir genauso.
Fangen wir mit den Dornen an: Vielen Menschen macht das alles Angst, denn sie spüren, dass es nicht mehr so weitergeht, sehen aber noch nicht genau, wie es weitergehen kann. Und so entstehen Fantasien, die leider durch manche Kräfte gerade aus dem rechten Spektrum noch dramatisiert werden. Denen gilt es zu begegnen. Hier bietet die Predigt einen guten Raum. Vielleicht greifen Sie sich bewusst an diesem Sonntag einmal eine Klima-Lüge heraus, die Ängste schürt und widerlegen sie. Vielleicht greifen Sie auch die Vorstellung auf, dass Leiden und Anstrengungen zu einem guten und gelingenden Leben dazu gehören können – schließlich gehen wir gerade auf die Passionszeit zu.
Aber da sind auch die Felsen, sie stehen für mich für die Hindernisse, die Menschen im Weg sind, die sich für einen nachhaltigen Lebensstil einsetzen und selbst so leben wollen. Da haben einige eine großartige Idee und dann werden sie durch rechtliche Auflagen und Genehmigungsvorbehalte ausgebremst und schon ist die schöne Idee dahin. Und so kann die Predigt an diesem Sonntag auch davon handeln, dass wir gerade in Deutschland wieder mehr nach Lösungen als nach Risiken Ausschau halten sollten. Wir werden nicht durch immer weitere rechtliche Ausdifferenzierungen größere Gerechtigkeit erzeugen, es gilt den Menschen vor Ort mehr zuzutrauen. Denn wer hätte gedacht, dass Urban-Gardening so ein Renner wird. In unseren Städten entstehen neue Grünanlagen, die nicht nur für die Städte oft billiger sind, sondern auch der Atmosphäre in der Stadt guttun. Und da findet sich wenig Wildwuchs oder verstepptes Land.
Fazit: Gelassen für gute Rahmenbedingungen sorgen und nicht nachlassen, den Gedanken der Nachhaltigkeit und der Bewahrung der Schöpfung wie einen guten Samen über das Land auszustreuen.
Olliver Zobel, Ingelheim-Oppenheim