ev. Predigttext | kath. 1. Lesung | kath. 2. Lesung | kath. Evangelium |
Eph 1,3-14 | Dtn 4, 32-34.39-40 | Röm 8, 14-17 | Mt 28, 16-20 |
Eph 1,3-14
Anmerkungen zum Text
Der Epheserbrief des Paulus beginnt mit einem hymnischen Lobpreis Gottes. Überschwänglich wird Gott dafür gepriesen, dass er den Getauften das Heil durch die Gemeinschaft mit Christus geschenkt hat. In komprimierter Form wird dieses durch Christus vermittelte Heil beschrieben und besungen. Auffällig ist, dass der Text zwischen „wir“ und „ihr“ unterscheidet. Mit „wir“ sind wohl die Judenchristen gemeint. Jene Christen also, die aus dem Judentum zum Glauben an Christus gekommen sind und zu denen auch Paulus sich zählt. Ihnen gegenüber stehen die Heidenchristen („ihr“), die sich vom heidnischen Glauben zum Christentum bekehrt haben. Beide zusammen bilden nun jedoch die von Gott gewollte christliche Gemeinde.
Predigtaspekte zur Nachhaltigkeit
„Vorherbestimmt“ ist vielleicht das zentrale Wort dieser Perikope. Es zieht sich wie ein roter Faden durch die Gedanken des Paulus. Die Christgläubigen waren für ihn bereits vor aller Zeit von Gott gewollt, als Erben seines Heils bis hin zur Erlösung am Ende der Zeit. In diesem erweiterten Sinne erscheint Gottes Heilshandeln absolut nachhaltig. Im engeren Sinne einer ökologischen und ökonomischen Bedeutung lässt sich Nachhaltigkeit in dieser Perikope sicher nur schwer thematisieren. Bedenkenswert in einer Predigt wäre aber, dass das Heil ja nicht einfach wie ein Regenschauer über die Christen kommt. Es ist ihnen zugesagt und geschenkt. Erfahrbar werden kann es jedoch nur im konkreten Leben jeder Christin und jedes Christen. In der Weise etwa, wie Christen leben, lieben und hoffen. Wie sie ausstrahlen in diese Welt. Es liegt also auch an den Gläubigen, Gottes nachhaltigen Heilswillen in ihrem Leben zu bezeugen und weiterzutragen.
Dtn 4,32-40
Anmerkungen zum Text
Das fünfte und letzte Mosebuch enthält vor allem Reden und Anweisungen des Mose und endet mit seinem Tod. Den inneren Kern des Buches (Kap. 12-26), der zahlreiche Gesetze und Bestimmungen enthält, hat man quasi mit einem doppelten Rahmen umgeben und zu diesem Rahmen gehört auch das vierte Kapitel. Es ermahnt das Volk Israel und erinnert noch einmal eindrücklich daran, wem es seine Erwählung unter den Völkern verdankt.
Predigtaspekte zur Nachhaltigkeit
Vorrangig bezieht sich der Text darauf, die Einzigartigkeit des Volkes Israel unter den Völkern zu betonen. Auffällig ist aber, dass ihm Naturerscheinungen dafür als Hintergrund dienen. Erde und Himmel, all die „Zeichen und Wunder“, die sich in der Natur entdecken lassen, alles weist ja auch hin auf die erhabene Größe Gottes. Diese freilich lässt sich in seiner Schöpfung nur entdecken und bestaunen, wenn man auch offen dafür ist, die Wunder und die Schönheit dieser Schöpfung bewusst wahrzunehmen. Ein besonderes Auserwähltsein wird man daraus heute kaum mehr ableiten können. Die Schöpfung hingegen als Ort der Gotteswahrnehmung und Gottesbegegnung könnte ein interessanter Predigtaspekt sein. Der Prediger/die Predigerin könnte etwa beispielhaft davon sprechen, wo und wie er/sie selbst die Schöpfung erlebt und Gottes Gegenwart in ihr erfährt.
Röm 8,14-17
Anmerkungen zum Text
Den Römerbrief hat man auch als „Testament“ des Paulus bezeichnet. Zur Gemeinde in Rom, die nicht von ihm gegründet wurde, hatte Paulus bis dahin keinen Kontakt. Er brauchte sie jedoch für seine weiteren Missionspläne im Westen des römischen Weltreichs. So könnte der Brief als erste „Kontaktaufnahme“ zu den Christen in Rom gelesen werden. Wie eine Art persönliche „Visitenkarte“ legt Paulus der Gemeinde dort ausführlich dar, worin seiner Meinung nach die Grundwahrheiten des Christentums bestehen. Sein Thema am Beginn des achten Kapitels ist die Aussendung des Gottesgeistes an die Menschen und was sie für die Christinnen und Christen bedeutet.
Predigtaspekte zur Nachhaltigkeit
Der Knechtschaft, die hier mit Unfreiheit, Angst und Abhängigkeit assoziiert wird, stellt der Text die Kindschaft gegenüber. Als Kind kann sich der Mensch nicht nur vertrauensvoll an den Vater/die Mutter wenden. Er ist auch deren natürlicher Erbe. Mit einem Erbe ist im besten Fall aber auch die nachhaltige Bewahrung, etwa von familiären Werten und Traditionen, verbunden. Was das im Bezug auf Gott bedeuten könnte, als dessen Erben sich die Christen und Christinnen ja sehen sollen, ließe sich in einer Predigt ausfalten. Zwei mögliche Punkte dabei könnten etwa sein:
- Gott wollte ganz offenbar die Vielfalt und Buntheit seiner Schöpfung. Als Erben sollten wir uns in unserm Umgang mit der Natur an diesem Willen orientieren und uns entsprechend dafür einsetzen. Als Stichworte seien genannt: Die Artenvielfalt, aber auch die Vielfältigkeit unserer Gesellschaft)
- Jesus hat Maßstäbe für das soziale Miteinander gesetzt (Vergebung, Wahrhaftigkeit etc.). Als „Miterben Christi“ können und sollten auch wir uns in unsere Lebenspraxis an diesen Maßstäben ausrichten.
Mt 28,16-20
Anmerkungen zum Text
Wenn das Ende des Markusevangeliums (Mk 16,9-20) ein später Nachtrag ist, der erst im zweiten Jahrhundert ans Evangelium angehängt wurde, dann kennt wohl keines der vier Evangelien einen so expliziten Missionsauftrag wie das Matthäusevangelium. Ausdrücklich weitet das Matthäusevangelium am Ende den Blick über Israel hinaus auf die ganze damals bekannte (heidnische) Welt. Jesus selbst erteilt seinen Jüngerinnen und Jüngern diesen Auftrag. Interessant erscheint die Abfolge Taufe – Lehre. Durch die Taufe werden Menschen zunächst Teil der Christengemeinschaft. Erst in der Lebenspraxis geschieht dann das tiefere Durchdringen der Lehre und was sie für das eigene Leben bedeutet.
Predigtaspekte zur Nachhaltigkeit
Gott ist so etwas wie ein Meister der Nachhaltigkeit. Er möchte nicht nur, dass seine Schöpfung besteht. Er möchte auch, dass es ihr gut ergeht. Kurz gesagt: Gott möchte ihr Heil. Für Christen kulminiert dieser göttliche Heilswille darin, dass er sein Wort in die Welt sendet (vgl. Joh 1), Mensch geworden in Jesus aus Nazareth. Seine Jüngerinnen und Jünger sollen nun Mitwirkende an diesem nachhaltigen Heil sein, sollen Gottes Heilsangebot der Welt bekannt machen. Sie sollen so leben, sollen so begeisternd und attraktiv sein, dass Menschen Teil der großen christlichen Gemeinschaft werden wollen. Doch sind die Christinnen und Christen das? Gelingt also der Missionsauftrag überhaupt noch? Wenn nicht, woran liegt es? Und wo erfährt der Prediger/die Predigerin, dass der Auferstande da ist mit seinem Geist? Eine Predigt könnte z.B. diesen Fragen nachgehen.
Martin Wolf, Bistum Speyer